Die Fugger sind ein europäischer
Mythos, ein Synonym für Reichtum und wirtschaftliche Macht. In
diesem Jahr jährt sich der Geburtstag von Jakob Fugger genannt „der
Reiche“ zum 555. mal. Ein Grund mehr einen bedeutenden Vertreter
der Renaissance zu ehren, nicht zuletzt auch wegen seines
Stiftungswerkes, welches unter anderem die Fuggerei in Augsburg
umfasst, die sogar etwas mit einem der größten Genies der
Musikgeschichte, mit Mozart, zu tun hat und die erste Sozialsiedlung
der Welt ist.
Die Fuggerei in
Augsburg ist die älteste Sozialsiedlung der Welt. Bereits im Jahre
1521 stiftete Jakob Fugger, genannt „der Reiche“, diese Siedlung
für bedürftige augsburger Arme, Tagelöhner, Handwerker und Bürger.
Heute wohnen in den 140 Wohnungen, verteilt auf 67 Häuser, 150
bedürftige katholische Bürger der Stadt Augsburg. Die Jahresmiete
beträgt bis heute den nominellen Wert eines Rheinischen Guldens, der
bei etwa 88 Cent (0,88 EURO, in Worten achtundachzig Cent!) liegt.
Dafür sprechen die Bewohner, für den Stifter und seine Familie,
täglich ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria.
Jakob Fugger „der Reiche“
Jakob Fugger, Gemälde von Albrecht Dürer
Am 6. März 1459
wurde Jakob Fugger in Augsburg geboren, wo er am 30. Dezember 1525
auch verstarb. Er wurde in den Familienzweig „von der Lilie“
hineingeboren. Er galt als der bedeutendste Kaufmann,
Montanunternehmer und Bankier seiner Zeit. Das Familienunternehmen,
was er führte, würde man heute als „multinationalen Konzern“
bezeichnen. Bereits im Alter von 14 Jahren bereitete er sich in
Venedig auf seine spätere Tätigkeit vor. Er führte das Unternehmen
seiner Familie von einem Handelsunternehmen mittlerer Reichweite zu
einem europaweit agierenden Konzern. (nach Geffcken, DAMALS 7/2004)
Mit seiner
Unterstützung des Hauses Habsburg hatte er auch Einfluß auf die
europäische Politik, der ihm selbstverständlich auch geschäftliche
Vorteile einbrachte. Er finanzierte den Aufstieg Kaiser Maximilians
I., die Wahl Karls V. zum römisch-deutschen König und die
habsburger Heiratspolitik, in deren Folge die Krone Ungarns und
Böhmens für die Habsburger gesichert werden konnten.
Erwähnenswert
sind auch die Stiftungen Jakob Fuggers. So stiftete er unter anderem
mit der 1509 bis 1512 erbauten Fuggerkappele in St. Anna den ersten
Renaissancebau in Deutschland. Der 1515 erbaute Damenhof in den
Fuggerhäusern in Augsburg gilt als erstes deutsches nicht
kirchlich-sakrale Bauwerk der Renaissance. Im Jahre 1521 stiftete er
die Fuggerei in Augsburg.
Die Anfänge der Fuggerei
Die zwischen 1516
und 1523 erbaute Anlage wurde am 23. August 1521 offiziell von Jakob
Fugger gestiftet, für bedürftige, katholische Bürger der Stadt
Augsburg. Sie war gedacht für von Armut bedrohte Handwerker und
Tagelöhner, die beispielweise durch Krankheit in eine Notlage
geraten waren. Die Bewohner konnten sowohl innerhalb, wie außerhalb
der Fuggerei einer Tätigkeit nachgehen und sollten im Falle der
wirtschaftlichen Erholung wieder ausziehen.
Die Kirche in der Fuggerei
Der erste
Geistliche in der Fuggerei war der Jesuit Petrus Canisius (1521 –
1597), ein Theologe und Schriftsteller, sowie einflußreicher
Kirchenlehrer. Dieser war ein bedeutender Vorkämpfer der
Gegenreformation und auf ihn gehen die ersten katholischen
Katechismen zurück. Er wurde im Jahre 1925 heilig gesprochen.
Die Kirche St.
Markus in der Fuggerei wurde in den Jahren 1581/82, vom Baumeister
Hans Holl, erbaut und von Markus und Philipp Eduard Fugger gestiftet.
Die Fuggerei und kriegsbedingte
Zerstörungen
Bereits
im Dreißigjährigen Krieg wurde die Fuggerei bis 1642 weitestgehend
zerstört, aber dann wieder aufgebaut. Im Jahre 1944 wurde die
Fuggerei, im Zuge von Luftangriffen auf Augsburg im 2. Weltkrieg, zu
zwei Dritteln zerstört, aber der Aufbau noch im selben Jahr vom
Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familienseniorat beschlossen.
Mit Mitteln aus der Stiftung wurde die Fuggerei ab 1945, nach Plänen
von Raimund von Doblhoff, wieder aufgebaut. Bereits 1947 zogen die ersten Bewohner wieder ein und Ende der '50er Jahre war der
Wiederaufbau abgeschlossen.
Die Bewohner der Fuggerei
Nach dem Willen
des Stifters sollte die Fuggerei „würdigen Armen“ eine Heimstatt
bieten. Es galt, wer dort wohnen wollte musste Augsburger Bürger
sein, katholischen Glaubens und mit einem guten Leumund. Diese Regeln
gelten, neben den bereits erwähnten Gebeten für den Stifter und
seine Familie, bis heute.
Die meisten
Bewohner waren in Notlage geratene Handwerker und Tagelöhner. Bis in
das 20. Jahrhundert hinein meist Familien mit mehreren Kindern. Einer
der Bewohner war 1681 bis zu seinem Tode 1694 der Maurermeister Franz
Mozart, der Urgroßvater von Wolfgang Amadeus Mozart. Über dessen
Verarmung gibt es verschiedenste Thesen.
Die
Lebensbedingungen waren schon für damalige Zeiten recht angenehm.
Die Türglocken sind auch heute noch, wie vor nahezu 500 Jahren,
mechanisch und jede unterscheidet sich an Griff und Gehänge, um in
der Dunkelheit Verwechslungen zu vermeiden.
Das Areal umfasst
heute 8 Gassen, eine Kirche und, nach einem Zuerwerb von 1973, 67
Häuser. Die 3 Tore werden nachts von 22 Uhr bis 5 Uhr geschlossen,
bis 24 Uhr kommen die Bewohner gegen einen Obulus von 50 Cent, an den
Nachtwächter, hinein.
Die Wohnungen der
Fuggerei sind 60 Quadatmeter groß und verfügen jeweils über einen
eigenen Eingang. Die Erdgeschoßwohnungen haben zusätzlich einen
Garten und die im Obergeschoß einen Speicher. Heute sind die
Wohnungen an das Fernwärmenetz angeschlossen.
Die Verwaltung der Fuggerei
Die Fuggerei
stellt eine von 9 Stiftungen in der Fürstlich und Gräflich
Fuggerschen Stiftungs-Administration dar. Sie verfügt über Wälder
und Immobilien und finanziert die Fuggrei noch heute. Ab 2006 ist
auch der Tourismus eine Einnahmequelle, denn die Fuggerei ist, neben
dem Augsburger Rathaus, eine der beliebtesten Touristenattraktionen
in Augsburg. Das Aufsichtsgremium ist das Fürstlich und Gräfich
Fuggersche Familienseniorat.
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