Sonntag, 24. August 2014

Der mysteriöse Tod des Großherzoges


Anfang des Jahres 1918 konnte man in den Gazetten vom Tode des Großherzoges Adolf Friedrich VI. lesen. Dort war die Rede von Mord. Schnell machten Gerüchte die Runde, die bis heute kolportiert werden. Es war die Rede von ''Affären'', Homosexualität und gar Spionage. Mord oder Selbstmord – Was war geschehen in Neustrelitz im Februar 1918?

 

Man stelle sich vor, das beschauliche Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, mit etwa 100.000 Bewohnern, wo die Zeit stehengeblieben schien, in welches sogar der ''Eiserne Kanzler'' höchstselbst sich im Falle des Weltunterganges zurückziehen wollte, da es dort mindestens 50 Jahre dauern würde, bis man von diesem Ereignis Notiz nimmt. Doch im Jahre 1918 warfen die Ereignisse dunkle Schatten voraus und das kleine Großherzogtum wurde durch einen Skandal erschüttert, wie ihn ganz Deutschland nie gesehen hatte. Der regierende Großherzog Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg soll ermordet worden sein oder gar Selbstmord begangen haben. Sofort kursierten Gerüchte, angefangen von gefährlichen Liebschaften und Homosexualität – immerhin war Allerdurchlauchtigster mit Mitte 30 immernoch Junggeselle und dazu noch einer der reichsten in ganz Deutschland – bis hin zu Spionagevorwürfen, befand man sich doch im Krieg mit Großbritannien und dorthin hatte man ja enge verwandtschaftliche Beziehungen. Sollte etwa am Ende ein Russe Großherzog werden? Aber die politischen Ereignisse sorgten für ein jähes Ende dieser Diskussion.



Residenzschloß Neustrelitz um 1900

 

Mecklenburg-Strelitz

Seit dem Hamburger Vergleich von 1701, infolge eines Erbfolgestreits, war das Herzogtum Mecklenburg einmal wieder aufgeteilt auf 2 regierende Herzöge – einer in Schwerin und einer in Strelitz. Infolge dieses Vergleichs wurde zwar, reichlich verspätet, endlich das Prinzip der Primogenitur, das Erbrecht des Erstgeborenen, auch in der mecklenburgischen Dynastie verbindlich, allerdings wurde ebenso der Einfluß des Fürstenhauses im feudalen Ständestaat geschwächt.
Die mecklenburger Herzöge, voran die in Mecklenburg-Strelitz, waren mit die ersten, die sich gegen Napoleon stellten. Infolgedessen wurden beide regierenden Herzöge, auf dem Wiener Kongress 1815, zu Großherzögen und somit eigentlich ein Herzogtum zu zwei eigentlich teilweisen und dennoch ganzen Großherzogtümern... 





 

Der Großvater von Adolf Friedrich VI., Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg, war verheiratet mit einer Enkelin des britischen Königs Georg III., Augusta Karoline. Obwohl seine Handlungsspielräume, durch die landständische Verfassung Mecklenburgs, eingeschränkt waren, schaffte er es, dass Mecklenburg-Strelitz nahezu schuldenfrei wurde. Seine an Geiz grenzende Sparsamkeit, auf Kosten des Landes und der Untertanen freilich, machte ihn zu einem der reichsten deutschen Fürsten. Aufgrund seiner Ressintements gegen Preußen, ließ er sich bei der Kaiserproklamation 1871 von seinem einzigen Sohn und Erben vertreten. Sein Tod im Jahre 1904 machte Adolf Friedrich V. zum Großherzog und Adolf Friedrich, den späteren VI., zum Erbgroßherzog. 

Großherzog Friedrich Wilhelm (II.)

Erbgroßherzog Adolf Friedrich

Geboren am 17. Juni 1882, als Adolf Friedrich Georg Albert Ernst Eduard, in Neustrelitz, war er drittes Kind von vier und ältester Sohn (von zwei) des Großherzogs Adolf Friedrich V. von Mecklenburg und dessen Frau Elisabeth, geborene von Anhalt.


                  Großherzog  Adolf Friedrich V.                                                                      Großherzogin Elisabeth (geb. von Anhalt)

   
 
Die Taufe wurde zusammen mit dem 60. Geburtstag seiner Großmutter Augusta Karoline gefeiert. Seine Taufpaten waren:

  • Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg (-Strelitz), sein Großvater
  • Herzog Friedrich I von Anhalt, sein Großvater mütterlicherseits
  • Eduard von Anhalt, der zukünftige Herzog von Anhalt, sein Onkel
  • Herzogin Jekaterina von Mecklenburg (-Strelitz), geborene Romanow, seine Großtante
  • Prinzessin Maria Anna von Preußen, geborene Prinzessin von Anhalt, seine Großtante
  • Herzogin Angnes von Sachsen-Altenburg, geborene Prinzessin von Anhalt, seine Großtante
  • Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg, sein Großonkel
  • Prince George, Duke of Cambridge
  • Prince Edward, Duke of Wales, zukünftiger König Edward III. des Vereinigten Königreiches
  • Prinz Friedrich von Preußen, zukünftiger Kaiser Friedrich III.
  • Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg (-Schwerin)

Das Ausmaß dieser Feierlichkeiten kann man sich ungefähr ausmalen, wenn man sich ein solch potentes Event in der heutigen Zeit vorstellt.

Nach dem Abitur in Dresden und einem Studium der Rechtswissenschaften in München, diente er in der preußischen Armee, genauer im 1. Garde-Ulanen Regiment in Potsdam. Seinen Militärdienst trat er an als Leutnant, da er schon während seines Studiums á la suite Offizier, also sozusagen Offizier auf Abruf, im Großherzoglich-Mecklenburgischen Grenadier Regiment 89 war. Die Planstelle des Kommandeurs des 2. Bataillons war für den Großherzog in Strelitz vorgesehen, während die des Kommandeurs des 1. und 3. Bataillons für den schweriner Großherzog reserviert war.

Im Mai 1907 machte sich Erbgroßherzog Adolf Friedrich zu einer mehrmonatigen Reise auf, mit seinem Verwandten und Jugendfreund Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg (-Schwerin), die ihn in die deutschen Schutzgebiete nach Afrika führte.
Nach dieser Reise tat er weiter Dienst in der preußischen Armee und wurde bis zum Rittmeister befördert. Nach seinem aktiven Dienst blieb er Offizier á la suite.

Familiäre Verquickungen, Klatsch und Tratsch

Der jüngere Bruder von Adolf Friedrich, Herzog Carl Borwin zu Mecklenburg, verstarb im August des Jahres 1908. Die Todesumstände waren verworren. Der junge Herzog war zu dieser Zeit an der Kriegsschule in Metz und in der Nähe soll er verstorben sein. Offiziell wurde die Todesursache angegeben, als nach kurzem, schweren, heimtückischen Leiden verstorben. Die New York Times hingegen äußerte noch 1918, der Tod trat in Folge eines Autounfalls ein. Die häufigste Vermutung hingegen ist, dass er sich duellierte mit dem Ehemann seiner Schwester, nachdem dessen außereheliche Liebschaften bekannt wurden. Auch vermutet wurde ein Duell mit einem Fähnrich, der sich betrunken dazu hingerissen gefühlt haben soll, abfällige Bemerkungen über die großherzogliche Familie zu machen.

Herzog Carl Borwin

Nicht zuletzt aufgrund seiner Großmutter, einer geborenen Princess of Cambridge, hegte Adolf Friedrich große Bewunderung für Großbritannien. Er besuchte auch viele königliche Veranstaltungen, wie die Beerdigung von Königin Victoria, die Krönung und Beerdigung von Edward VII. und die Krönung von George V.
Er reiste gern und oft nach England und war gern gesehen in der Londoner Society.

Großherzogin Augusta Karoline
(geb. Princess of Cambridge)
Schon in dieser Zeit war Adolf Friedrich Gegenstand von Spekulationen in der Klatschpresse. Man machte sich Gedanken, welche der höheren Töchter dieser Zeit wohl die Braut des späteren Großherzogs werden könnte – Eine englische Prinzessin, eine russische oder die Tochter des deutschen Kaisers?

Großherzog und Kriegsausbruch

Durch den Tod seines Vaters am 11. Juni 1914 wurde Adolf Friedrich Großherzog. Wenig später brach der Weltkrieg aus.

Mit Ausbruch des Krieges wurde der Großherzog Oberst im Stab der 17. Division an der Westfront in Frankreich. Er erhielt das Eiserne Kreuz beider Klassen und wurde befördert bis zum Generalmajor. 

Es wird berichtet, dass dem Großherzog Adolf Friedrich VI. das alte Residenzschloß in Neustrelitz nicht sonderlich behagte und er es daher vorzog im sogenannten ''Parkhaus'' zu residieren, einer verspielt kitschigen Jugendstilvilla, die er sich in den Jahren 1913 – 1915 errichten ließ. Dieses Haus wurde von seiner Mutter, der Großherzogswitwe Elisabeth, noch bis zu ihrem Tode 1933 bewohnt, da es im familiären Besitz auch nach der Revolution 1918 verblieben war. 

Parkhaus Neustrelitz

 
Der Großherzog und die Frauen

Zur Zeit seiner Inthronisation war der Großherzog Adolf Friedrich VI. im stattlichen Mannesalter von 31 Jahren, also in einem Alter, wo die Frage nach einer Eheschließung immer drängender wurde, wie auch die Frage nach einem Thronfolger, da ja auch sein jüngerer Bruder bereits todesbedingt aus der Erbfolge ausgeschieden war. Nun war die Ehe eines regierenden Fürsten auch eine politische Frage, denn man musste die dynastischen Dimensionen bedenken. Außerdem befand man sich mitten im Kriege. Aber auch alle noch so schweren Erwägungen und Umstände konnten nicht für ewig herhalten als Ausreden für das Jungesellendasein einer so stattlichen Partie, wie es der Großherzog nuneinmal gewesen ist.


Eine enge Vertraute des Großherzogs war Daisy von Pless, eine gebürtige Engländerin, die einen schwerreichen schlesischen Fürsten geehelicht hatte. Diese Dame von Welt war bekannt dafür große Gesellschaften abzuhalten. Zu ihren Freunden zählten die Mächtigen der damaligen Zeit, angefangen vom Kaiser, über die Königin von Rumänien, bis hin zu diversen Industriellen – kurz alles was Rang und Namen hatte ging vor dem Krieg ein und aus bei der ''High Society Lady''. Sie war auch bekannt für ihr soziales Engagement. Bei einer solchen Gelegenheit hatte sie auch öfter Kontakt mit dem Großherzog. Nur war solches selbstverständlich anrüchig, wenn ein Offizier im Felde und deutscher Fürst sich mit einer geborenen Engländerin für englische Kriegsgefangene einsetzt. 

Daisy von Pless

 
Eine mögliche Heiratskandidatin könnte auf einen Vorschlag von Daisy von Pless zurückzuführen sein, denn diese Kandidatin war eine Verwandte ihres Ehemanns und passte aus verschiedenen Gründen vorzüglich zu Großherzog Adolf Friedrich VI. Es handelte sich um Benigna Reuß zu Köstritz. Zumindest wurden schoneinmal bestimmte Arrangements in diese Richtung getroffen.

Auch an einer Affäre, die einen gewissen anrüchigen Chrakter hat, sollte es nicht mangeln. In seiner Potsdamer Zeit, noch als Erbgroßherzog, sollte  Adolf Friedrich Kontakte mit einer gewissen Lebedame aus Berlin gehabt haben, der in Ungarn geborenen Margit Höllrigl. Diese behauptete sogar er habe ihr die Ehe versprochen und dies versuchte sie zu Geld zu machen.

Eine weitere Dame im Leben des Großherzoges war die seinerzeit äußerst berühmte Opernsängerin Mafalda Salvatini, die sogar zusammen mit Enrico Caruso aufgetreten ist. Relativ unzweifelhaft ist, dass sich beide getroffen haben. Allerdings gab es auch Gerüchte er sei der Vater ihrer zwei Söhne, welchen Umstand ein Hamburger Kaufmann vom Schwager des Großherzogs gehört haben will.

Mafalda Salvatini


 
Das war es, was man an ''Affären'' aufzubieten hatte, eine gute Freundin, eine zweifelhafte Dame und eine Opernsängerin, die verheiratet war und sich zweifelsohne nicht nur beim Großherzog Adolf Friedrich VI. einer gewissen Bewunderung sicher sein konnte. Da gab es allerdings noch den Vorwurf der Homosexualität der im Raum stand und mit Sicherheit damals ein Skandal der allerübelsten Sorte gewesen wäre, wenn er denn hätte belegt werden können. Ja wenn. Es gibt noch heute gewisse Kreise, die behaupten, dass es gewisse Dokumente gab. Dazu aber später mehr.

Tod eines Großherzoges

In den Abendstunden des 23. Februar 1918 machte sich Großherzog Adolf Friedrich VI. in seiner Residenz ''Parkhaus'' auf, um mit seinem Hund spazieren zu gehen. Als er spät am Abend noch immer nicht zurückgekehrt war, machte man sich Sorgen und organisierte eine Suche. Das einzige was man finden konnte war die Mütze des Großherzogs.
Am nachmittag des nächsten Tages fand man die Leiche des Großherzoges im Kammerkanal bei Neustrelitz. Die Leiche wies eine Schussverletzung auf und der angenommene Todeszeitpunkt, laut Obduktionsbericht, waren die Abendstunden des 23. Februar.

Es gab mehrere Gerüchte über den Tod des Großherzogs. In einem angeblichen Abschiedsbrief sollen Hinweise vorhanden gewesen sein, dass er sich von einer Frau bedrängt fühlte. Auch wurde vermutet, dass man ihm von Seiten der deutschen Militärführung den Freitod nahegelegt habe, weil Hinweise auf seine Spionagetätigkeit für Großbritannien vorgelegen haben sollen. Eine weitere Vermutung geht in Richtung Mord, entweder durch die Abteilung III b, der deutschen Spionageabwehr, oder aus Eifersucht. Ein Duell wurde ebenfalls vermutet.

Die offizielle Todesursache wurde mit Ertrinken angegeben, der Amtsarzt Dr. Wilda vermerkte dazu, der Großherzog wäre ''getroffen, vornüber in das Wasser gefallen und ertrunken.'' Die genaueren Umstände des großherzoglichen Dahinscheidens konnten jedoch nie ermittelt werden.

Nach den Bestimmungen des Testamentes von Großherzog Adolf Friedrich VI., wurde er bestattet auf der Schlossinsel Mirow in einem Grabmal, welches einer Zeichnung aus dem erwähnten Testament entspricht. Das Grabmal besteht aus einer abgebrochenen Säule, umwunden von einer Schlange, auf einem Sockel, mit einem Feston, welches in den Ecken auf Widderköpfen ruht, sowie einem Grab, mit einem großen Kreuz und an der Seite die Inschrift: ''Gott ist die Liebe''. Die Insel wird seither sinnigerweise ''Liebesinsel'' genannt. 


Politische Dimensionen einer bewegten Familiengeschichte

Mit dem Tod des Großherzogs begann eine Reihe äußerst diffiziler Probleme, von teilweise politischer Tragweite. Zwar schrieb man bereits das Jahr 1918, aber von revolutionierenden Umtrieben, bis hin gar zur Abschaffung der Monarchie als solches, war weit und breit noch nichts zu ahnen. Hier handelte es sich immerhin um den Tod eines regierenden Fürsten, mithin eine Staatsaffäre. Ganz zu schweigen vom beträchtlichen Vermögen, welches dieser Fürst hinterließ.

Nun gestaltete sich die Suche nach einem legitimen Nachfolger relativ schwierig. Der jüngere Bruder des Großherzogs war oder wurde ja bereits 1908 verstorben. Der einzige noch verbliebene männliche Verwandte, der nach dem Hausrecht erbberechtigt gewesen wäre, war Herzog Carl Michael zu Mecklenburg, ein Enkel des Großherzogs Georg von Mecklenburg und Vetter 2. Grades von Adolf Friedrich VI. Dieser entfernte Vetter allerdings war im Weltkrieg Offizier der russischen Armee und russischer Staatsbürger. Ferner hatte dieser bereits 1914 auf einen Thronanspruch verzichtet. Außerdem befand er sich desweiteren auf der Flucht vor den revolutionsbedingten Wirren in Russland. Der Neffe dieses Carl Michael, Herzog Georg zu Mecklenburg Graf Carlow, wiederum aus der russischen Linie des Hauses, wäre auch noch eine der Möglichkeiten gewesen. Dessen Vater, Herzog Georg Alexander zu Mecklenburg, hatte, im Zuge seiner morganatischen Eheschließung, also außerstandesgemäßen Heirat, für sich und seine Nachkommen auf die Thronfolge verzichtet. Allerdings hatte er sich das Recht der agnatischen Regentschaft vorbehalten. Das hieß, sollte die Linie im Mannesstamm erlöschen, was ja hier durchaus geschehen war, könnte dieser Nachkomme durchaus in Betracht zu ziehen gewesen sein. Vorerst wurde Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg (-Schwerin) als Reichsverweser eingesetzt. Die politischen Folgen der weiteren Gegebenheiten des Jahres 1918 machten die Klärung dieser Frage gegenstandslos, da infolge dieser Gegebenheiten keine regierenden Fürsten mehr, politisch oder sonstwie, benötigt wurden.

Weitere Folgen

Obwohl in der nun herbeirevolutionierten Republik, die immernoch als 'Deutsches Reich' firmierte, die Frage der Thronnachfolge bzw. Regentschaft obsolet geworden ist, gab es ja immerhin noch ein beträchtliches Vermögen.

Der Großherzog höchstselbst hatte verfügt, dass sein privates Vermögen, mit der stolzen Summe von 30 Millionen Mark beziffert (etwa 100 Millionen Euro), seinem Patenkind Herzog Christian Ludwig zu Mecklenburg, dem zweitgeborenen Sprößling des Großherzogs Friedrich Franz IV., zufließen solle, wenn dieser, infolge einer innerfamiliären Einigung, die Nachfolge in Strelitz anträte, andernfalls solle die Summe auf immerhin noch 3 Millionen Mark festgesetzt werden. Nun da sich die Thronfolge erledigt hatte, war diese Verfügung so gegenstandslos wie die Verzichtserklärung von Carl Michael aus dem Jahre 1919.

Nur der Vollständigkeit halber wäre zu erwähnen, dass Benigna Reuß zu Köstritz, man möge sich erinnern an die erwähnte Heiratskandidatin für den Großherzog, ihr Leben unverheirateterdings verbracht hat und ebenso alleinstehend verstarb im Jahre 1982.

Spekulationen

Es gab ja nicht wenige Spekulationen über das plötzliche und widernatürliche Dahinscheiden des Großherzogs. Die gängigsten Spekulationen sind Selbstmord, Mord und Folge eines Duells. Im Zuge der verschiedenen Thesen wurden neben leidenschaftlichen Motiven - sowohl für den Mord, als auch den Selbstmord und das Duell – die These von der Spionagetätigkeit des Großherzogs, sowie allgemein depressive Stimmungslagen angegeben.

Genügend Grund für depressive Verstimmungen mag der Großherzog zweifelsohne gehabt haben, als da wären beispielsweise der frühe Tod seines jüngeren Bruders, auch wegen des damit verbundenen Druckes für einen Nachfolger und Erben zu sorgen; der Tod seines Vaters und die damit einhergehende Übernahme der Regentschaft; der Ausbruch des Krieges und die damit verbundenen Strapazen als Offizier und regierender Fürst; der Tod seiner Großmutter, an der er wohl sehr gehangen hat.

Lassen wir seine Vertraute Daisy von Pless zu Wort kommen indem wir ihre Memoiren, freilig merkbar lange nach Krieg und Scheidung verfasst, zu rate ziehen:

''Ich denke der Verlust seiner Großmutter, die schiere Endlosigkeit des Krieges, sein Herz in England und seine Heimat in Deutschland, diese zwei Länder im Kampf miteinander, riss ihn in Stücke und er konnte es nicht länger ertragen. Dann war da dieser anstrengende chronische Heuschnupfen, der, so wurde mir gesagt, führt zu äußersten Depressionen.''

Nun diese Einschätzung, immerhin von einer Person die den Großherzog recht gut kannte, kann man erst einmal auf sich wirken lassen. Allerdings sollte man bezüglich der ''Herz und Heimat'' These auch folgende Passage aus oben erwähnten Memoiren auf sich wirken lassen:

''Aber Deutschland war damals primitiv. Als ich England verließ, mit seinem schönen und behaglichen Leben (jetzt hat es Deutschland bis zu einem gewissen Grade nachgeahmt), dachte ich: Muß ich wirklich in diesem unzivilisierten Lande leben? Soll dies meine Heimat sein? Aber ich gewöhnte mich daran, alles von der scherzhaften Seite zu nehmen.''

Und Heuschnupfen als Grund für den Freitod? Sehr gewagt.

Zu den Spionagevorwürfen könnte man sagen, dass der Großherzog immerhin Stabsoffizier war und sogar Gemeralmajor. Allerdings darf bezweifelt werden, dass seine Loyalität zu England über verwandtschaftliche Bindungen hinausging und er Verrat geübt hätte an dem Land, in dem er immerhin regierender Fürst war. Desweiteren darf ruhigen Gewissens bezweifelt werden, dass er überhaupt über Informationen verfügt hat, welche auf der Gegenseite maßgebliches Interesse geweckt hätten, geschweige denn, dass es sich gelohnt hätte. Außerdem darf man wohl davon ausgehen, dass spätestens nach dem Krieg eine solche Information in den Zeitungen der damaligen Kriegsgegner als Topstory gestanden hätte und darüber hinaus auch in der Nachkriegspresse in Deutschland weidlich ausgeschlachtet worden wäre.

Immer wieder wurde (und wird teilweise noch immer) die ''Affäre'' mit der berühmten Opernsängerin Salvatini und die Herkunft ihrer beiden Söhne presseseitig skandiert und somit aus der so wohlverdienten Versenkung gehoben. Man erinnere sich an den Kaufmann der gehört hat vom Schwager und so weiter. Nur dummerweise lernte Adolf Friedrich diese zweifelsohne bewundernswerte Dame erst kennen, nachdem ihre Söhne, übrigens innerhalb der Ehe mit dem berliner Unternehmer und Forscher Walter Gérard, längst geboren waren. Letzte Zweifel darüber erübrigen sich nachdem im Jahre 2008 Briefe öffentlich gemacht wurden, welche die Beziehung von Salvatini mit Adolf Friedrich genau beleuchteten, nämlich als reine Zuneigung, ohne jegliche weitergehende Absichten beiderseits.

Gegen einen Selbstmord spricht, dass die Leiche nach dem Auffinden eine Schusswunde im Herzen aufwies. Dies ist doch relativ ungewöhnlich bei einem Selbstmord. Außerdem nimmt man wohl eher nicht seinen Hund mit, wenn man sich suizidaler Absichten hinzugeben im Begriff ist. Übrigens auch ein Umstand der gegen ein Duell spricht. Ganz abgesehen davon, dass die Waffe, die besagte Schusswunde verursacht hatte, niemals gefunden wurde.

Jedoch der Entwurf für sein eigenes Grab scheint einen gewissen Hang zum Suizidalen vermuten zu lassen, denn die abgebrochene Säule deutet irgendwie an, dass der Großherzog sich selbst keine sehr lange Lebenszeit zugestanden zu haben scheint. Dazu noch die Bestattung außerhalb der traditionellen Grablege seiner Familie.

Wie stand es denn nun mit der Homosexualität? Nun Hinweise, die dafür sprächen wären, der erstaunliche Mangel an Amouren mit dem weiblichen Geschlecht, die erschreckende Zurückhaltung bei der Pflicht zur Ehe und der erwiesene Hang des Großherzogs zum Kitschigen – zu bestaunen an seiner Residenz dem ''Parkhaus'' und seinem Entwurf für sein Grab auf der ''Liebesinsel''.
Auch diese immer wieder bemühte These konnte nie auch nur ansatzweise belegt werden. Die angeblichen Dokumente die dieses beweisen sollten, waren eine Finte von Frau Höllrigl. Wir erinnern uns, dies war die Dame die behauptete, der Großherzog habe ihr schon als Erbgroßherzog die Ehe angetragen. Nun behauptete diese Dame doch tatsächlich, der Großherzog habe sich aus diesem Versprechen freikaufen wollen und forderte den Restbetrag von der Familie des Großherzogs ein. Und nun legte diese ''Dame'' sogar noch nach, plötzlich war man im Besitz von Briefen und Dokumenten, die zweifelsfrei die Homosexualität des Großherzogs beweisen sollten. Solche Dokumente sind bisher, meines Wissens nach, nirgendwo aufgetaucht. Ich denke wir kennen alle mindestens eine ''Dame'' diesen Schlages.
Auch konnten keine männlichen ''Liebschaften'' des Großherzogs aufgetan werden. Nun kann man einwenden, dass diese sich davor gehütet hätten solcherlei publik zu machen. War der Ehrverlust einerseits schon Schande genug, dürfte man andererseits nicht vergessen, dass, bis weit in das letzte Jahrhundert hinein, solcherlei Praktiken auch durchaus strafrelevant waren. Nun, genausowenig wie sich männliche ''Liebschaften'' sozusagen 'geoutet' hätten, hätten sich weibliche zurückgehalten. Patt! Oder doch alle gekauft und bestochen von den Verwandten des Großherzogs?

Trotz allem ''hätte'' und ''wäre'', nichts als Vermutungen, Spekulationen, Indizien, Klischees und Hörensagen. Der Tod des Großherzogs ist und bleibt ein Mysterium, genau wie der seines jüngeren Bruders. Genauso wie das Leben dieser beiden Brüder, bleibt das Ende im Dunkel der Geschichte verborgen.






Mittwoch, 20. August 2014

König von drei Reichen - Das schwere Erbe des Erik


Erik wurde in die Familie der Herzöge von Pommern geboren. Als er gerade 6 Jahre alt war, erwählte ihn seine Großtante Margarethe I., der es gelungen war die Nationen Skandinaviens unter ihrer Herrschaft zu vereinen, zu ihrem Nachfolger. Mit 15 Jahren wurde er König von Dänemark, Norwegen und Schweden, womit die Kalmarer Union begründet wurde. Der plötzliche Tod seiner Großtante bescherte ihm ein großes Erbe.

 
Als Sohn des Herzogs Wartislaw VII. und dessen Frau Maria im Jahre 1382 in Rügenwalde geboren erhielt er zunächst den Namen Bogislaw. Er stammte aus dem Geschlecht der Greifen, der Herzöge von Pommern.
Seine Großtante Margarethe, eine der bedeutensten politischen Persönlichkeiten des Mittelalters, erwählte ihn zum Nachfolger, als er etwa 6 Jahre alt war. Im Jahre 1388 erhielt er den nordischen Namen Erik und wurde, durch die norwegischen Stände, als Erbkönig von Norwegen anerkannt. Im Jahre 1397 wurde Erik, nach skandinavischem Recht, volljährig und in Kalmar zum König von Dänemark, Norwegen und Schweden gekrönt.
Das Lebensziel von Margarethe, die Vereinigung der drei großen skandinavischen Nationen unter ihrer Herrschaft, war damit erreicht. Welches Erbe aber trat er an, als Margarethe plötzlich im Jahre 1412 verstarb?

Die Vorgeschichte bis Waldemar Atterdag

Die Vorfahren der Dänen besiedelten, von Südschweden ausgehend, im 6. Jahrhundert Jütland und einige Ostseeinseln. Unter Gorm dem Alten wurden vereinzelte Königreiche erstmals im 10. Jahrhundert geeint. Bis 1035 eroberten die Dänen weite Teile der britischen Inseln, Nowegens und Südjütlands. Unter Knut dem Großen begann die Wikingerepoche, als er Dänemark, England, Norwegen und Teile Schwedens einte im Anglo-Skandinavischen Großreich, auch bekannt als Nordseereich. Dieses entstand 1016 durch die Krönung Knuts zum englischen König, brach durch seinen Tod 1035 auseinander und erlosch 1042 mit dem Tod seines Sohnes Hardiknut. Das Ende der Wikingerepoche wird gekennzeichnet durch die Schlacht von Hastings im Jahre 1066, als das Heer der französischen Normannen, unter Herzog Wilhelm dem Eroberer, seinen ersten Erfolg bei der Eroberung Britanniens hatte.


 
Ein erneuter großer Aufstieg gelang den Dänen unter Waldemar I., unter dessen Ägide große Teile des Ostseeraumes an Dänemark fielen, sowie 1219 der Norden Estlands. Er unternahm auch Feldzüge gegen die rüganer Ranen, die ihrerseits die dänischen Küsten verwüsteten und deren Christianisierung er vorantrieb.
Unter Waldemar II. wurden jedoch, durch eine Koalition aus norddeutschen Fürsten, Bischöfen und Städten, die Dänen 1227 in der Schlacht bei Bornhöved geschlagen. Auch sonst waren die Zeiten für Dänemark bis Waldemar Atterdag von erheblichen Wirren geprägt.



Der legendäre König Waldemar Atterdag wurde 1340 zum dänischen König gewählt. Der Machtbereich von Waldemar Atterdag war zunächst sehr eingschränkt auf den Bereich Nordjütland. Doch verstand er es, das traditionell gute Verhältnis der dänischen Könige zur Kirche auszubauen und mit dieser einen seiner wichtigsten Verbündeten zu gewinnen. Weitere Verbündete waren die Wittelsbacher, auf deren Seite er sich an mehreren Feldzügen in Deutschland beteiligte, sowie Mecklenburg, als wertvoller Verbündeter gegen Schweden und die Grafen von Holstein.
All dies, sowie der Verkauf der Kronrechte von Estland an den Deutschen Orden im Jahre 1346, sicherte ihm den weiteren Ausbau seiner Macht. Von Kopenhagen ausgehend weitete Waldemar Atterdag seinen Herrschaftsbereich aus, durch Eroberungen und durch Auslösung von Burgen und Ländereien aus der Verpfändung.

Im Jahre 1359 kam es zu einem Adelsaufstand in Dänemark, unter Führung von Niels Bugge. Der Landfrieden von 1360 söhnte Regierung und Opposition aus, so dass Schonen von Waldemar Atterdag der Hanse abgerungen werden konnte und im darauffolgenden Jahr die Hansestadt Visby auf Gotland, womit er ''Herr der Gotländer'' wurde.
Als Verwalter setzte Waldemar Atterdag treue Gefolgsleute ein, die er auch, durch sein gutes Verhältnis zur Kirche, in den Domkapiteln etablieren konnte und mit Pfründen versorgte. Als einer der treuesten Gefolgsleute erwies sich der rüganer Adlige Henning von Putbus, dänisch Podebusk. Dieser wurde von Waldemar Atterdag 1365 zum Drost ernannt, welches ein Verwaltungamt war, das man mit einem heutigen Regierungschef vergleichen könnte.
Die Wiederherstellung der dänischen Vormachtstellung im Ostseeraum stieß wiederholt auf heftigen Widerstand der Hansetädte und Podebusk verstand es meisterhaft ungünstige Bedingungen von Friedensverträgen, wie dem des Friedens von Vordingborg aus dem Jahre 1365, im Sinne Dänemarks zu unterlaufen. Der Hansetag beschloß am 19. November 1367 die ''Kölner Konföderation'', welche im Anschluß Dänemark den Krieg erklärte. Dieser wurde von Seiten der Hanse geführt, mit dem Ziel die alten Handelsprivilegien zu garantieren und die Kontrolle über den Öresund zu erlangen. Der für die Hanse sehr vorteilhafte Frieden von Stralsund im Jahre 1370 wurde unter Podebusks Führung verhandelt und sicherte der Hanse sogar Einfluss auf die Wahl des dänischen Königs. Die für Dänemark wirtschaftlich und politisch nicht hinnehmbaren Inhalte dieses Vertrages verstand Podebusk jedoch wiederum abzumildern und zu unterlaufen, nachdem er im Inneren zunächst die Ordnung wiederherstellte, hatte es doch dänische Adlige gegeben, die im Krieg auf der Seite der Hanse gestanden hatten.
Der König Waldemar Atterdag unternahm, um weitere Verbündete zu finden, in dieser Zeit eine Reise durch Europa und war bestrebt die Herrschaft über Schleswig zu gewinnen. Im Jahre 1375 jedoch verstarb er plötzlich, im Alter von nur 55 Jahren, bevor er diese Pläne verwirklichen konnte. Seine Nachfolge, als König von Dänemark, trat Oluv III. an, der Sohn seiner Tochter Margarethe und Håkon Magnussons . 

Margarethe I. und der Weg zur Kalmarer Union

Margarethe war die jüngste Tochter von Waldemar Atterdag. Sie wurde zwar offiziell nie gekrönt, spielt aber dennoch in der Geschichtsschreibung aller skandinavischen Nationen eine zentrale Rolle.
Am 9. April 1363 wurde Margarethe, im Alter von 10 Jahren, mit dem norwegischen König Håkon VI. Magnusson verheiratet. Dieser wiederum war ein Sohn des schwedischen Königs Magnus II. Erikson. Einen großen Einfluss übte ihre Erzieherin Merete Ulvsdatter, die Tochter der Heiligen Birgitta von Schweden, auf sie aus. Ihr einziges Kind war Oluv III., den sie während einer Pestepidemie in Oslo gebar.

 

Nach dem Tod ihres Vaters Waldemar Attertag im Jahre 1375 gab es keinen direkten männlichen Nachfolger für den dänischen Thron, da ihr Bruder Christoffer bereits im Jahre 1363 verstorben war. Außerdem gab es seit dem Frieden von Stralsund die Bedingung, dass die Hanse bei der dänischen Königswahl ein Mitspracherecht einräumte. Weiterhin gab es aus einem Seperatfrieden mit Herzog Albrecht II. von Mecklenburg die Bedingung, dass dessen Sohn König von Dänemark werden sollte. Dieser wiederum suchte Unterstützung dafür bei der Hanse und den holsteinischen Grafen.
Margarethe sicherte sich zunächst die volle Unterstützung von Henning Podebusk. Durch verschiedene Bündnisse und Belehnungen konnten sie sich die Unterstützung eines großen Teils der dänischen Aristokratie sichern. Auch die Herzöge von Pommern lehnten mecklenburgische Thronansprüche ab. Nach der Unterzeichnung einer Handfeste, welche eine jährliche Versammlung des dänischen Ständerates – dem Danehof – garantierte, wurde Oluv III., im Alter von 5 Jahren, vom Reichsrat zum König gewählt.
Nach dem Tod ihres Mannes Håkon Magnusson, im Jahre 1380, erreichte sie die Anerkennung der norwegischen Stände, dass ihr nun 10 jähriger Sohn als Erbkönig von Norwegen seinem Vater nachfolgte. Somit wurde die dänisch-norwegische Personalunion begrüdet, die 434 Jahre bestand. Außerdem konnte Margarethe beim schwedischen Reichsrat, im Jahre 1385, erreichen, dass ihr Sohn als Gegenkönig, zum in Schweden unbeliebten Sohn von Abrecht II. von Mecklenburg, gewählt wurde.
Bereits im Jahre 1387 starb Margarethes Sohn Oluv III. im Alter von 17 Jahren. Da er, nach skanivischem Recht, ab dem 15. Lebensjahr volljährig war, regierte er also lediglich formal 2 Jahre, ohne dass seine Mutter die Regentin war, wobei sie allerdings die wahre Herrscherin blieb. Der dänische Reichsrat erkannte sie, eine Woche nach dem Tod ihres Sohnes, in der Domkirche zu Lund, als Herrscherin an, bis zur formalen Einigung auf eine männliche Nachfolge, da in Dänemark zu dieser Zeit das Wahlkönigtum galt. Dies war der wohl letzte Erfolg des treuen Henning Podebusk. Obwohl in Norwegen das Erbkönigtum galt, erkannte der norwegische Reichsrat sie, im Jahre 1388, als Herrscherin an. Der schwedische Reichsrat erkannte sie schon einen Monat dannach an.
Eigentlich war immernoch der Sohn Herzog Albrechts II. von Mecklenburg König von Schweden, doch Margarethe begann, mit Unterstützung einflußreicher schwedischer Kreise, einen Krieg gegen diesen. Im Februar 1389 kam es zur Schlacht von Åsle, aus der sie als Siegerin hervorging. Diese Machtfülle nun sicherte Margarethe die alleinige Entscheidung über die königliche Nachfolge.
 


Erik und die Kalmarer Union

Bereits ab 1388 war Erik als Erbkönig, durch den norwegischen Reichsrat, anerkannt. Ein Jahr später holte Margarethe ihn nach Kopenhagen und er wurde kurz darauf auch zum König Dänemarks gewählt. Mit seiner Volljährigkeit nach skandinavischem Recht stand der Vereinigung von Dänemark, Norwegen und Schweden unter einem König nichts mehr entgegen.
Der Plan Margarethes, zur Schaffung eines skandinavischen Großreiches, ging nun auf. In einem historischen Akt, am 17. Juni 1397, wurde die Kalmarer Union begründet und Erik gekrönt zu:

Erik VII. König von Dänemark

Eirik III. König von Norwegen

Erik XIII. König von Schweden

Zu diesem Großreich gehörten neben den Königreichen Dänemark, Schweden und Norwegen, ein Teil Finnlands, Grönland, Island, die Faröer, die Shetland- und die Orkneyinseln. Die verschiedenen Reichsräte und Gesetzesnormen blieben aber erhalten. Dadurch wurde die Union auch nie von den verschiedenen Reichsräten ratifiziert und blieb daher eine Personalunion, unter einem König, sowie ein Verteidigungsbündnis, da sie auch nur von einem Teil des Adels der verschiedenen Reiche getragen wurde. Margarethe sicherte sich die Vollmacht zur Reichsverweserschaft und führte Erik nun in sein Amt ein und führte faktisch die Herrschaft fort.
Im Jahre 1406 heiratete Erik die 12 jährige Philippa eine Tochter des englischen Königs Heinrich IV., was bei der Stabilisierung seiner Macht behilflich sein sollte und war. Im Jahre 1409 kam es zum Krieg gegen Holstein, um das Herzogtum Schleswig. Bereits 1386, also noch zur Regierungszeit von Margarethes Sohn Oluv III., erzwangen die Schauenburger, also die Grafen von Holstein, vom dänischen Königshaus die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum Schleswig, nachdem bereits 1260, also noch vor der Regierungszeit von Waldemar Atterdag, der deutsch-dänische Grenzwald an holsteinischen Adel verpachtet und hauptsächlich deutsch besiedelt wurde. Der Konflikt mit dem Geschlecht der Schauenburger, sowie die Konflikte mit der Hanse und dem Deutschen Orden prägten die Regierungszeit von Erik. Diese Konflikte gingen vor allem zu Lasten der schwedischen Staatskasse.
Mit dem Ziel das Herzogtum Schleswig fest an Dänemark zu binden, reiste der mittlerweile 30 jährige Erik zusammen mit Margarethe, im Oktober 1412, nach Flensburg, um sich die Gefolgschaft der dortigen Kaufleute zu sichern. Dort erkrankte Margarethe an der Pest und verstarb am 28. Oktober 1412 auf einem Schiff im Hafen von Flensburg.



Im jahre 1413 gründete Erik am Öresund die Stadt Landskrona und beabsichtigte dort die Hauptstadt der Union zu errichten. Bereits 1416 verlegte Erik allerdings seine Residenz nach Kopenhagen.
Zunächst griff Erik noch auf Seiten des alten Rates in den Verfasungsstreit von Wenden ein, die Hanse wollte allerdings nicht seinen Anspruch auf Schleswig gegen die Schauenburger unterstützen. Zum offenen Bruch mit der Hanse kam es, als Erik sich mit Polen verbündete, gegen den Deutschen Orden. Er erhob am Öresund Steuern, wobei die Hanse und Holstein benachteiligt, sowie Holland und England bevorzugt wurden. Im Jahre 1427 besiegten die Dänen eine hanseatische Flotte und nahmen dabei die Bürgermeister von Lübeck und Hamburg gefangen. Der Angriff der Hanse im Jahre 1428 auf Kopenhagen konnte abgewehrt werden. Der dänische Angriff auf Stralsund 1429 endete mit der Niederlage im Seegefecht von Dänholm.
Im Jahre 1429 führte Erik den Sundzoll ein und nutzte dafür die bereits 1420 gegründete Festung Krogen, das spätere Schloss Kronberg. Eine wendische Flotte brandschatzte Bergen. Doch Erik konnte sich mit dem Deutschen Orden verständigen und sogar Nowgorod auf seine Steite bringen, eine der östlichen neutralen Hansestädte. In dem sich entwickelnden Kaperkrieg gegen die Hanse, erhielt Erik Unterstützung von Holland. Mit Rostock und Stralsund konnte 1430 ein Speratfrieden geschlossen werden, während Holstein 1431 Flensburg eroberte. 1434 errichtete Erik in Malmö die Festung Malmöhus.
Den Traum von Margarethe, die Union zu einem Einheitsstaat zu formen, gab Erik nie auf. Er versuchte seinen Vetter Bogislaw IX. als seinen Nachfolger zu etablieren. Dieser wurde aber in der Union weitgehend abgelehnt, während ihn Erik gar schon als König der Union und Polen-Litauen sah. Allerdings kam es bereits 1434 in Schweden, unter Engelbrecht Engebrechtson, zum Volksaufstand. Dies zwang ihn im Jahre 1435 zum Frieden von Vordingborg, mit Holstein und den Städten des Wendischen und Sächsischen Viertels der Hanse. Dieser sicherte Holstein das Herzogtum Schleswig und den Hansestädten ihre Privilegien. Erik konnte seine Macht in der Union nicht mehr halten und zog sich daraufhin auf die Insel Gotland zurück. Der Reichrat von Dänemark tagte 1439 in der Hansestadt Lübeck und setzte Erik als König ab, was daraufhin auch auch Schweden tat und Karl Knudson Bonde als Reichsverweser einsetzte. Allein Norwegen blieb ihm treu und setzte Sigurd Jonson als Drosten ein, der in Eriks Namen die Regierungsgeschäfte führte. Erik allerdings zog es vor sich von Gotland aus, als Seeräuber zu betätigen.
In Dänemark wurde Eriks Neffe Christoph von Pfalz-Neumarkt zum König gewählt, den 1440 auch Schweden anerkannte. Aufgrund der Tatsache, dass Erik die Königswürde freundlichst zurückwies, erkannte 1442 auch Norwegen Christoph als König an. Der bereits im Zuge des schwedischischen Aufstandes als Reichsverweser eingesetzte Karl Knudson Bonde, konnte sich aufgrund von Unstimmigkeiten des schwedischen Adels mit Dänemark als Gegenkönig etablieren. Dieser wurde, nach dem Tod Christophs, sogar in Schweden zum König gekrönt und eroberte Gotland zurück, woraufhin Erik nach Rügenwalde ging. Er übernahm das Herzogtum Pommern-Stolp von der Witwe seines Vetters Bogislaw. Ohne Nachkommen zu hinterlassen verstarb Erik im Jahre 1459 und fand in der Stadtpfarrkirche seines Geburtsortes Rügenwalde seine letzte Ruhestätte.

 
Siehe auch:

Robert Bohn: Dänische Geschichte. C.H. Beck Verlag, München 2001

Montag, 18. August 2014

Die meistgestellten Fragen über die ''Georgia Guidestones''


Von Vielen wird es als ''Amerikas gheimnisvollstes Monument'' bezeichnet, manche vergleichen den Aufbau mit Stonehenge und einige erkennen darin die Gebote eines neuen Zeitalters der Vernunft. 






In der Mitte jeder Eckkante ist ein kleiner Kreis, mit jeweils einem Buchstaben, der die jeweilige Himmelrichtung repräsentiert, also N, S, E und W. Ein Steinblock steht in der Mitte, um welchen vier Steintafeln angeordnet sind und ein Schlußstein liegt auf dem astronomisch ausgerichteten Ensemble. Ein weiterer Steinblock ist, ein Stück westlich, in den Boden eingelassen und etnhält einige Angaben zur Geschichte und zum Zweck des Monuments. Auf dem Monument sind in 8 modernen Sprachen 10 Richtlinen eingraviert, neben der Mitteilung ''Lasst dies Orientierungssteine sein, in ein Zeitalter der Vernunft''.

Hier nun zu den meist gestellten Fragen über dieses Monument, seine Aussage und ob es irgendeine Beziehung hat zur sogenannten ''New World Order'' (NWO) oder geheimen Gesellschaften.

Was sind die Georgia Guidestones?

Die Georgia Guidestones sind ein geheimnisvolles Monument aus Granit in Elbert County, Georgia, USA. Das Denkmal ist 5,87 m hoch und besteht aus sechs Granitplatten, mit einem Gewicht von insgesamt etwa 109.000 kg (240.000 lb).

Die Inschriften auf den Tafeln berühren ein Thema, welches oft mit Verschwörungen, wie der ''NWO'', in Verbindung gebracht wird. Einerseits werden die Aussagen nämlich als Absicht gedeutet, die Weltbevölkerung massiv zu reduzieren. Eine andere Aussage soll auf die Etablierung einer 'Weltregierung' hindeuten. Aber ist das wirklich mit diesen Aussagen gemeint?

Der Initiator oder die Initiatoren der Guidestones wollten anonym bleiben und ihre Anonymität ist bist heute gewahrt. Die Aussgagen beziehen sich auf die Vorstellungen von einer perfekten Welt, wie sie sich der Autor oder die Autoren vorgestellt haben.

Wer war es, der die Georgia Guidestones entworfen und finanziert hat?

Ein Nebel aus Verschwörung, Okkultismus und Apokalypse umgeben dieses Monument. Viele die es studiert haben bezeichnen es als ''Prisma der Bedeutungen''. Soviel ist klar, dass im Juni 1979 eine Person, die sich R.C. Christian nannte, die Elberton Granite Finishing Company beauftragte das Monument zu bauen. Im März 1980 wurde das Monument schleißlich errichtet.

Im Jahre 2004 wurde das Monument mit Farbe beschmiert und mit Graffiti wie “Death to the new world order” (''Tod der neuen Weltordnung“). Das Wired Magazine nannte diese Verunstaltung den ''ersten ernsthaften Fall von Vandalismus in der Geschichte der 'Guidestones'''. 

 
Stecken die Rosenkreuzer hinter den Georgia Guidestones?

Die Rosenkreuzer sind bekannt für die Veröffentlichung von 3 gesellschaftskritischen und reformatorischen Manifesten am Anfang des 17. Jahrhunderts: die ''Fama Fraternitatis Rosae Crucis'' (''Allgemeine und General Reformation der gantzen weiten Welt. Beneben der Fama Fraternitatis, Deß löblichen Ordens des Rosenkreutzes, an alle Gelehrte und Häupter Europä''), die ''Confessio Fraternitatis'' und die ''Chymische Hochzeit''.

Diese anonymen Werke sind umgeben von Mysterien. Die Öffentlichkeit wurde kryptisch unterrichtet über die Rosenkreuzerphilosophie, während eine große Transformation der politischen und intellektuellen Landkarte von Europa angekündigt wurde. Bald darauf folgte das Zeitalter der Aufklärung und der Fall der europäischen Monarchien.

Die Georgia Guidestones scheinen die gleiche Funktion wie die Rosenkreuzermanifeste zu haben, mit der Forderung nach einer wichtigen Welttransformation und mit der Aufrechterhaltung eines Klimas des Geheimnisvollen. Doch es gibt keine Erkenntnisse, dass eine alte Gruppe, welche auch immer, daran beteiligt ist. Es ist ebenso wahrscheinlich, dass eine Gruppe von wohlhabenden Leuten beschlossen hat, der eigenen Philosopie ein Denkmal zu setzen. Aber was genau ist diese Philosophie?

Welche sind diese Richtlinien für ein 'Zeitalter der Vernunft' auf den Georgia Guidestones?

Hier die eingravierten Richtlinien:

Halte die Menschheit unter 500 Millionen
in fortwährendem Gleichgewicht mit der Natur
Lenke die Fortpflanzung weise
um Tauglichkeit und Vielfalt zu verbessern.
Vereine die Menschheit
mit einer neuen, lebendigen Sprache.
Beherrsche Leidenschaft – Glauben – Tradition
und alles sonst
mit gemäßigter Vernunft.
Schütze die Menschen und Nationen
durch gerechte Gesetze und gerechte Gerichte.
Lass alle Nationen ihre eigenen Angelegenheiten selbst/intern regeln
und internationale Streitfälle
vor einem Weltgericht beilegen.
Vermeide belanglose Gesetze
und unnütze Beamte.
Schaffe ein Gleichgewicht zwischen den persönlichen Rechten und
den gesellschaftlichen/sozialen Pflichten.
Würdige Wahrheit – Schönheit – Liebe
im Streben nach Harmonie mit
dem Unendlichen.
Sei kein Krebsgeschwür für diese Erde
Lass der Natur Raum
Lass der Natur Raum.
Die Richtlinien schlagen also einen Rückgang der Bevölkerung vor, bewusste und sorgfältige Fortpflanzung, die Möglichkeit weltweiter Kommunikations mittels einer weltweiten Sprache, Selbstbeherrschung mit Vernunft, gerechte Gesetze und Gerichte, die Selbstregelung nationaler Probleme und zentrale Beilegung internationaler Konflikte ohne Krieg, Gleichgewicht von Rechten und Pflichten, die Würdigung von Wahrheit, Schönheit und Liebe, innerhalb der natürlichen Grenzen.

Das ist es – ein Utopia, wenn alle wichtigen Schlüsselstellen mit verantwortungsvollen Personen besetzt werden, das genaue Gegenteil davon, wenn Kurrupte sich der Macht bedienen. Viele sagen, dass allein zählt, was am Ende dabei herauskommt. Doch ist die gesamte Debatte, über dieses Monument und seine Aussage, von enorm negativen Interpretationen dieser Aussagen geleitet.

Die erste Richtline ist, gelinde gesagt, schockierend. Sie bedeutet, dass jetzt im Moment etwa 12 von 13 Menschen nicht existieren sollten. Bei einer geschätzten Weltbevölkerung von 6,7 Milliarden Menschen, würde dies einen ''Überschuß'' von 92,54 % bedeuten. Von den Machern dieses Monuments ist wohl ein durchschnittlicher Verbrauch eines Menschen an Ressourcen zugrundegelegt wurden, der diese Anzahl an Höchstbevölkerung erlaubt, wenn man innerhalb der natürlichen Grenzen bleiben will, um einen Kollaps zu vermeiden. Die Frage ist, wie man diesen Punkt erreichen will.

Der zweite Punkt fordert von den Menschen Verantwortlichkeit im Fortpflanzungsverhalten. Vielfalt und Tauglichkeit sind Stichworte aus der Evolutionsbiologie. Dabei können Vielfalt und Tauglichkeit aufgefasst werden als Argument für Hyterozygotie, also Mischerbigkeit, und gegen Rassismus.

Die letzte Richtline ermahnt den Menschen, kein Kregsgeschwür für die Erde zu sein. Dies ist leider keine unpassende Bemerkung über das derzeitige globale Verhalten der Menschheit auf der Erde. Obwohl der Mensch natürlich kein Krebs ist und auch keiner sein müsste, kann man schlecht abstreiten, dass wir unsere wichtigen Ökosysteme auf das Äußerste belasten. Die Frage ist hier nur, ob die Schöpfer dieses Monuments der Erde sozusagen eine ''Chemoterapie'' verordnen möchten oder lediglich den Menschen einen verantwortungvollen Lebensstil anraten?

Stehen die Georgia Guidestones in Verbindung zu einer Neuen Weltordnung?

Das was viele mit der ''NWO'' verbinden ist eine starke Vereinfachung für die überwältigenden Herausforderungen vor denen wir stehen und welche intensiviert oder gar verursacht werden von der Art und Weise, wie unsere Gesellschaft aufgebaut ist. Einfach anzunehmen, dass alles um uns herum; jede Ungerechtigkeit, alles was falsch läuft und jedes Versagen, bewusst verursacht wird, von einer nicht näher bezeichneten Gruppe von Menschen heisst, diesen Leuten mehr Macht zuzugestehen als sie wirklich haben.

Nicht abzustreiten ist, dass derzeit 67 bis 85 Leute so viel Reichtum haben, wie die Hälfte der Menschheit. Allerdings beruht deren Macht darauf, dass das derzeitige System so bleibt wie es ist. Diese Leute haben gar kein Interesse an einer ''neuen'' Ordnung, sie wollen die existierende verteidigen, so wie sie ist, mit ihnen an der Spitze. Die Vorstellung da wäre eine Macht, die sich in Jahrhunderten an die Spitze hochgearbeitet hat, mit einer handvoll Leuten, würde ja bedeuten, viele andere Leute und ihre Verantwortung daür, dass es so ist wie es ist, einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen – zu negieren.

Es ist durchaus bekannt, dass diejenigen, welche gern in die ''Verschwörerecke'' gestellt werden, bereits über die Macht verfügen. Ferner sollte klar sein, dass diese Leute nicht direkt mit den Georgia Guidestones in Verbindung gebracht werden können. Nicht das es nicht möglich wäre, aber vielmehr sieht es nach einem Werk aus, von reichen philosophisch interessierten Ideologisten, oder gar einer Einzelperson. Man muss nicht Eigner einer großen multinationalen Bank sein, um irgendwo einen Haufen behauener Steine hinzustellen.

Wenn man sich die Georgia Guidestones einmal wirklich anschaut, ist es offensichtlich, dass die ''Reichen und Mächtigen'' der Welt diesen Richtlinien gar nicht folgen. Dort werden faire Gesetze gefordert, weniger Korruption, Gesundheit, Gleichberechtigung, Bildung und Menschenrechte. Wenn man den ersten Punkt einmal als Diskussionsgrundlage begreift, kann man dem Rest doch eigentlich nur zustimmen.

Originalartikelvon Katharine J. Tobal auf EXPOSINGTHE TRUTH


 

Sonntag, 17. August 2014

Kamikaze - Mach's gut kleiner Welpe, liebes Leben...


Kamikaze – Für die einen ein Symbol der Sinnlosigkeit des Krieges, für manche Symbol der Verzweiflung angesichts der Niederlage und für nicht wenige Symbol für den absoluten Opfermut im Angesicht des Todes. Ein Bild ging um die Welt, welches sehr junge Piloten zeigt, die ihr Leben, einen Tag nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, opferten – Hingabe bis zum Tod für Kaiser und Heimat. Wer war der Junge, der den kleinen Welpen hält?






Ein Foto, das 5 lächelnde junge Piloten mit einem kleinen Hundewelpen zeigt, wurde zur berühmesten Darstellung japanischer Kamikazeflieger des 2. Weltkrieges. Die jungen Piloten auf dem Bild waren Teil der 72. Shinbu-Staffel (Spezialangriffseinheit) der kaiserlich japanischen Armee, welche, am 27. Mai 1945, einen Angriff auf die US-Marine bei Okinawa flog. Der junge Pilot in der Mitte, der den kleinen Welpen hält, hieß Yukio ''Yuki'' Araki und war 17 Jahre und 2 Monate alt als er, einen Tag nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, bei einem Kamikazeangriff sein Leben opferte.

Yuki wuchs auf in der kleinen Stadt Kiryu in der Präfektur Gunma. Als Kind liebte er Modellflugzeuge und gewann den ersten Preis in einem Wettbewerb, in dem er ein Modellflugzeug für die längste Zeit in der Luft hielt. Er meldete sich mit 15 Jahren freiwillig zu einem Trainingsprogramm der Armee, in welchem Jugendliche zu Piloten ausgebildet wurden. Im Sptember 1943 rückte Yuki zur 6 monatigen Grundausbildung im Tachiarai-Luftwaffenstützpunkt der kaiserlich japanischen Armee ein. Bei seinem Abschluss erhielt Yuki die höchste Auszeichnung für seine herausragenden Leistungen. Dannach wurde er versetzt in die Nähe des Stützpunktes Metabaru, für weiteres Flugtraining, und dann im Mai 1944 nach Pjöngjang (Korea) zum Training auf Mitsubishi Ki-51 Erdkampfflugzeugen.

Etwa Februar 1945 meldeten sich die Flieger von Yukis Einheit, der 23. Rensai Staffel in Pjöngjang, geschlossen freiwillig für Kamikazeeinsätze. Im März verlegte die Einheit zum Kakamigahara Luftwaffenstützpunkt, um ihre Maschinen für Kamikazeeinsätze umzurüsten. Dort wurde die Einheit dann in 72. Shinbu-Staffel umbenannt und Yuki nahm am 5. April die Gelegenheit zu einem letzten Besuch bei seiner Familie wahr. Obwohl die näheren militärischen Einzelheiten geheimgehalten wurden, ahnte Yukis älterer Bruder und wahrscheinlich auch seine Eltern, dass dieser Besuch wohl der letzte war. Er übergab seinen Eltern drei Briefe, die im Falle seines Todes geöffnet werden sollten, einen für seine Eltern, einen an seinen älteren Bruder und einen an seine 3 jüngeren Brüder. Nachdem Yuki zurückgekehrt war zu seiner Einheit, kam sein älterer Bruder allein zum Luftwaffenstützpunkt, um ihn ein letztes mal zu sehen.

Nach der Umrüstung der Ki-51 Flugzeuge kehrten die 12 jungen Männer der Staffel zurück nach Korea, um weitere Befehle abzuwarten. Am 21. April 1945 erhielten sie, wahrscheinlich aufgrund verworrener Umstände in der militärischen Führung, den Befehl nach Nanking in China zu verlegen. Wegen eines US-Anriffes, im Zuge dieser Verlegung, verlor ein Pilot sein Leben und ein weiterer wurde verletzt. Am 5. Mai erhielten sie den Befehl nach Metabaru, wo Yuki bereits zu Trainigszwecken stationiert war, zu verlegen. Nachdem die Maschinen in Pjöngjang gewartet wurden, erreichte die Staffel mit 10 Leuten am 17. Mai Metabaru und wartete auf weitere Befehle.

Am 25. Mai verlegte die 72. Shinbu-Staffel zum geheimen Bansei Luftwaffenstützpunkt, an der südlichen Spitze von Kyushu. Am 26. Mai machte ein Fotograf der Asahi Shimbun, einer großen japanischen Zeitung, das berühmte Foto von Yuki mit dem kleinen Hundewelpen und 4 seiner Staffelkameraden. In den frühen Morgenstunden des 27. Mai schrieb Yuki seinen letzten Brief an seine Familie, dannach startete die Staffel, wobei eine der Maschinen zurückkehren musste, wegen eines Motorschadens. Von den 9 Angehörigen der 72. Shinbu-Staffel, die Kurs auf Okinawa nahmen, waren 6 unter 20 Jahre alt.

Hier Yukis letzter Brief, vom 27. Mai 1945, an seine Familie:

Ich schreibe meinen letzten Brief und hoffe es geht Euch gut soweit.

Heute gehe ich auf eine glorreiche Mission und ich werde bestimmt großen Erfolg in der Schlacht haben. Ich warte auf den Tag, an dem wir uns wiedersehen in Kudankita, wenn die Kirschblüten blühen.

Bitte paßt auf Euch auf. Übermittelt bitte meine Grüße an meine jüngeren Brüder und an alle in der Nachbarschaft.

Sayonara

Kundankita ist ein Bezirk in Tokyo, in dessen Mitte der Yasukunischrein ist, welcher gewidmet ist denen, die ihr Leben opferten im Dienst für das Japanische Kaiserreich.

Hier der Inhalt einer Bleistiftnotiz an seine Eltern:

Lieber Vater, liebeMutter,

ich hoffe Euch Allen geht es gut.

Ich breche am 27. auf, an den Ort der entscheidenden Schlacht. Hiermit übersende ich ein paar Strähnen meiner Haare, abgeschnitten in der Nacht vor meinem Feindflug, sowie das Abzeichen der 72. Shinbun-Staffel, von meinem Fliegeranzug, den ich bis zum Ende tragen werde.

Bitte paßt auf Euch auf und bitte entschuldigt diese hastig geschriebene Notiz.

Yukio



Die 3 Briefe, die Yuki, bei seinem letzten Besuch am 5. April, bei seiner Familie ließ, sollten geöffnet werden im Falle seines Todes.

Hier der Brief an seine Eltern:

Lieber Vater, liebe Mutter,

ich hoffe Euch und meinen Brüdern geht es gut soweit.

Es wurde entschieden, dass ich als Teil der Tokkotai (Sepezialangriffstruppe) teilnehme an der Schlacht um Okinawa. Das hat mich tief bewegt und mein einziger Wunsch ist es, ein feindliches Schiff mit einem einzigen Schlag zu versenken.

Wenn ich zurückblicke, möchte ich mich entschuldigen dafür, dass ich nicht in irgendeiner Weise für Euch dagewesen bin in den letzten etwa 10 Jahren.

Durch die Lehren von verschiedenen Vorgesetzten seit meinem Eintritt in die Armee, widme ich nun mich selbst meinem Land, als Mitglied der Tokkotai. Bitte findet gefallen an Eurem Wunsch, für meine Loyalität gegenüber dem Kaiser sowie der Hingabe an die Eltern.

Ich fühle kein Bedauern und folge geradewegs meinem Pfad.

Ich bitte Euch meine drei jüngeren Brüder zu erziehen, dass sie unserem Land dienen können als edle Flieger. Meine aufrichtige Hoffnung ist auch, dass Ihr gut auf Euch acht gebt und Euer Bestes gebt an der Heimatfront.

Bitte übermittelt meine Grüße an alle Verwandten und die Nachbarn.

Sayonara,
Yukio Araki
72. Shinbu-Staffel

Diesen Brief richtete Yuki an seinen älteren Bruder Seiichi:

Lieber Bruder,

ich danke Dir für die lange Zeit, in der Du auf mich Acht gegeben hast. Ich gehe in den Tod ohne Reue und werde einen ernsthaften Treffer machen.

Ich entschuldige mich dafür, dass ich bis heute nicht die Gelegenheit hatte mich für Deine Güte zu revanchieren. Bitte sei erfreut, dass diese Versetzung an die Front mein Dank an Dich ist.

Heute, wo die Lage im Krieg immer ernster und ernster wird, ist es mir wichtig meinen jungen Körper in den Feind zu stürzen. Dieses Jahr trittst Du auch in das Militär ein und ich erwarte aufrichtig, dass Du Dich anstrengst mit harter Arbeit und hingebungsvollem Dienst im Militär.

Ich möchte Dich und unsere Eltern um etwas bitten. Achtet bitte auf die Ausbildung meiner drei jüngeren Brüderund das sie mir in der Zukunft als gute japanische Männer nachfolgen werden.

Auf das wir uns wiedersehen unter den Blüten von Kudankita.

Yukio

Den folgenden Brief schrieb Yuki an seine jüngeren Brüder:

Liebe Brüder, Yasuyoshi, Yoshio und Kunikatsu,

lernt sehr gut und esst reichlich. Zaudert nicht mit Lebensmittelrationen. Ihr werdet nicht wachsen, wenn ihr nicht esst. Tut bitte, was die Eltern Euch sagen, und werdet gute japanische Männer.

Gebt Euch nicht damit zufrieden wenig zu erreichen im Leben. Seid nicht stolz mit kleinen Erfolgen, tut Euer Bestes in Allem. Erinnert Euch an Toyotomi Hideyoshi. Schon seit langen Zeiten sind Fehler die Grundlage jeden Erfolges.

Euer älterer Bruder

Toyotomi Hideyoshi war japanischer Heerführer und Begründer der Tokugawadynaste der Shogune. Er stammte aus einfachen Verhältnissen. Im 16. Jahrhundert startete er einen erfolglosen Versuch der Eroberung von Korea und China.

(Übersetzung der Briefe aus dem Japanischen von Bill Gordon, 2005)
  
Quellen:

  
Yuki Died at 17 in a Kamikaze Attack (Yuki-wa Junanasai Tokko-de Shinda) Nonfiction (Poplar Publishing, 2004)

(May 8, 2005). Originally published in The Concord Review 7 (Fall 1996):175-209.

Naemura, Hichiro. 1993. Rikugun saigo no tokkou kichi: Bansei tokkoutaiin no isho to isatsu (Army's last special attack base: Last letters and photographs of Bansei special attack corps members). Osaka: Toho Shuppan.