Mittwoch, 20. August 2014

König von drei Reichen - Das schwere Erbe des Erik


Erik wurde in die Familie der Herzöge von Pommern geboren. Als er gerade 6 Jahre alt war, erwählte ihn seine Großtante Margarethe I., der es gelungen war die Nationen Skandinaviens unter ihrer Herrschaft zu vereinen, zu ihrem Nachfolger. Mit 15 Jahren wurde er König von Dänemark, Norwegen und Schweden, womit die Kalmarer Union begründet wurde. Der plötzliche Tod seiner Großtante bescherte ihm ein großes Erbe.

 
Als Sohn des Herzogs Wartislaw VII. und dessen Frau Maria im Jahre 1382 in Rügenwalde geboren erhielt er zunächst den Namen Bogislaw. Er stammte aus dem Geschlecht der Greifen, der Herzöge von Pommern.
Seine Großtante Margarethe, eine der bedeutensten politischen Persönlichkeiten des Mittelalters, erwählte ihn zum Nachfolger, als er etwa 6 Jahre alt war. Im Jahre 1388 erhielt er den nordischen Namen Erik und wurde, durch die norwegischen Stände, als Erbkönig von Norwegen anerkannt. Im Jahre 1397 wurde Erik, nach skandinavischem Recht, volljährig und in Kalmar zum König von Dänemark, Norwegen und Schweden gekrönt.
Das Lebensziel von Margarethe, die Vereinigung der drei großen skandinavischen Nationen unter ihrer Herrschaft, war damit erreicht. Welches Erbe aber trat er an, als Margarethe plötzlich im Jahre 1412 verstarb?

Die Vorgeschichte bis Waldemar Atterdag

Die Vorfahren der Dänen besiedelten, von Südschweden ausgehend, im 6. Jahrhundert Jütland und einige Ostseeinseln. Unter Gorm dem Alten wurden vereinzelte Königreiche erstmals im 10. Jahrhundert geeint. Bis 1035 eroberten die Dänen weite Teile der britischen Inseln, Nowegens und Südjütlands. Unter Knut dem Großen begann die Wikingerepoche, als er Dänemark, England, Norwegen und Teile Schwedens einte im Anglo-Skandinavischen Großreich, auch bekannt als Nordseereich. Dieses entstand 1016 durch die Krönung Knuts zum englischen König, brach durch seinen Tod 1035 auseinander und erlosch 1042 mit dem Tod seines Sohnes Hardiknut. Das Ende der Wikingerepoche wird gekennzeichnet durch die Schlacht von Hastings im Jahre 1066, als das Heer der französischen Normannen, unter Herzog Wilhelm dem Eroberer, seinen ersten Erfolg bei der Eroberung Britanniens hatte.


 
Ein erneuter großer Aufstieg gelang den Dänen unter Waldemar I., unter dessen Ägide große Teile des Ostseeraumes an Dänemark fielen, sowie 1219 der Norden Estlands. Er unternahm auch Feldzüge gegen die rüganer Ranen, die ihrerseits die dänischen Küsten verwüsteten und deren Christianisierung er vorantrieb.
Unter Waldemar II. wurden jedoch, durch eine Koalition aus norddeutschen Fürsten, Bischöfen und Städten, die Dänen 1227 in der Schlacht bei Bornhöved geschlagen. Auch sonst waren die Zeiten für Dänemark bis Waldemar Atterdag von erheblichen Wirren geprägt.



Der legendäre König Waldemar Atterdag wurde 1340 zum dänischen König gewählt. Der Machtbereich von Waldemar Atterdag war zunächst sehr eingschränkt auf den Bereich Nordjütland. Doch verstand er es, das traditionell gute Verhältnis der dänischen Könige zur Kirche auszubauen und mit dieser einen seiner wichtigsten Verbündeten zu gewinnen. Weitere Verbündete waren die Wittelsbacher, auf deren Seite er sich an mehreren Feldzügen in Deutschland beteiligte, sowie Mecklenburg, als wertvoller Verbündeter gegen Schweden und die Grafen von Holstein.
All dies, sowie der Verkauf der Kronrechte von Estland an den Deutschen Orden im Jahre 1346, sicherte ihm den weiteren Ausbau seiner Macht. Von Kopenhagen ausgehend weitete Waldemar Atterdag seinen Herrschaftsbereich aus, durch Eroberungen und durch Auslösung von Burgen und Ländereien aus der Verpfändung.

Im Jahre 1359 kam es zu einem Adelsaufstand in Dänemark, unter Führung von Niels Bugge. Der Landfrieden von 1360 söhnte Regierung und Opposition aus, so dass Schonen von Waldemar Atterdag der Hanse abgerungen werden konnte und im darauffolgenden Jahr die Hansestadt Visby auf Gotland, womit er ''Herr der Gotländer'' wurde.
Als Verwalter setzte Waldemar Atterdag treue Gefolgsleute ein, die er auch, durch sein gutes Verhältnis zur Kirche, in den Domkapiteln etablieren konnte und mit Pfründen versorgte. Als einer der treuesten Gefolgsleute erwies sich der rüganer Adlige Henning von Putbus, dänisch Podebusk. Dieser wurde von Waldemar Atterdag 1365 zum Drost ernannt, welches ein Verwaltungamt war, das man mit einem heutigen Regierungschef vergleichen könnte.
Die Wiederherstellung der dänischen Vormachtstellung im Ostseeraum stieß wiederholt auf heftigen Widerstand der Hansetädte und Podebusk verstand es meisterhaft ungünstige Bedingungen von Friedensverträgen, wie dem des Friedens von Vordingborg aus dem Jahre 1365, im Sinne Dänemarks zu unterlaufen. Der Hansetag beschloß am 19. November 1367 die ''Kölner Konföderation'', welche im Anschluß Dänemark den Krieg erklärte. Dieser wurde von Seiten der Hanse geführt, mit dem Ziel die alten Handelsprivilegien zu garantieren und die Kontrolle über den Öresund zu erlangen. Der für die Hanse sehr vorteilhafte Frieden von Stralsund im Jahre 1370 wurde unter Podebusks Führung verhandelt und sicherte der Hanse sogar Einfluss auf die Wahl des dänischen Königs. Die für Dänemark wirtschaftlich und politisch nicht hinnehmbaren Inhalte dieses Vertrages verstand Podebusk jedoch wiederum abzumildern und zu unterlaufen, nachdem er im Inneren zunächst die Ordnung wiederherstellte, hatte es doch dänische Adlige gegeben, die im Krieg auf der Seite der Hanse gestanden hatten.
Der König Waldemar Atterdag unternahm, um weitere Verbündete zu finden, in dieser Zeit eine Reise durch Europa und war bestrebt die Herrschaft über Schleswig zu gewinnen. Im Jahre 1375 jedoch verstarb er plötzlich, im Alter von nur 55 Jahren, bevor er diese Pläne verwirklichen konnte. Seine Nachfolge, als König von Dänemark, trat Oluv III. an, der Sohn seiner Tochter Margarethe und Håkon Magnussons . 

Margarethe I. und der Weg zur Kalmarer Union

Margarethe war die jüngste Tochter von Waldemar Atterdag. Sie wurde zwar offiziell nie gekrönt, spielt aber dennoch in der Geschichtsschreibung aller skandinavischen Nationen eine zentrale Rolle.
Am 9. April 1363 wurde Margarethe, im Alter von 10 Jahren, mit dem norwegischen König Håkon VI. Magnusson verheiratet. Dieser wiederum war ein Sohn des schwedischen Königs Magnus II. Erikson. Einen großen Einfluss übte ihre Erzieherin Merete Ulvsdatter, die Tochter der Heiligen Birgitta von Schweden, auf sie aus. Ihr einziges Kind war Oluv III., den sie während einer Pestepidemie in Oslo gebar.

 

Nach dem Tod ihres Vaters Waldemar Attertag im Jahre 1375 gab es keinen direkten männlichen Nachfolger für den dänischen Thron, da ihr Bruder Christoffer bereits im Jahre 1363 verstorben war. Außerdem gab es seit dem Frieden von Stralsund die Bedingung, dass die Hanse bei der dänischen Königswahl ein Mitspracherecht einräumte. Weiterhin gab es aus einem Seperatfrieden mit Herzog Albrecht II. von Mecklenburg die Bedingung, dass dessen Sohn König von Dänemark werden sollte. Dieser wiederum suchte Unterstützung dafür bei der Hanse und den holsteinischen Grafen.
Margarethe sicherte sich zunächst die volle Unterstützung von Henning Podebusk. Durch verschiedene Bündnisse und Belehnungen konnten sie sich die Unterstützung eines großen Teils der dänischen Aristokratie sichern. Auch die Herzöge von Pommern lehnten mecklenburgische Thronansprüche ab. Nach der Unterzeichnung einer Handfeste, welche eine jährliche Versammlung des dänischen Ständerates – dem Danehof – garantierte, wurde Oluv III., im Alter von 5 Jahren, vom Reichsrat zum König gewählt.
Nach dem Tod ihres Mannes Håkon Magnusson, im Jahre 1380, erreichte sie die Anerkennung der norwegischen Stände, dass ihr nun 10 jähriger Sohn als Erbkönig von Norwegen seinem Vater nachfolgte. Somit wurde die dänisch-norwegische Personalunion begrüdet, die 434 Jahre bestand. Außerdem konnte Margarethe beim schwedischen Reichsrat, im Jahre 1385, erreichen, dass ihr Sohn als Gegenkönig, zum in Schweden unbeliebten Sohn von Abrecht II. von Mecklenburg, gewählt wurde.
Bereits im Jahre 1387 starb Margarethes Sohn Oluv III. im Alter von 17 Jahren. Da er, nach skanivischem Recht, ab dem 15. Lebensjahr volljährig war, regierte er also lediglich formal 2 Jahre, ohne dass seine Mutter die Regentin war, wobei sie allerdings die wahre Herrscherin blieb. Der dänische Reichsrat erkannte sie, eine Woche nach dem Tod ihres Sohnes, in der Domkirche zu Lund, als Herrscherin an, bis zur formalen Einigung auf eine männliche Nachfolge, da in Dänemark zu dieser Zeit das Wahlkönigtum galt. Dies war der wohl letzte Erfolg des treuen Henning Podebusk. Obwohl in Norwegen das Erbkönigtum galt, erkannte der norwegische Reichsrat sie, im Jahre 1388, als Herrscherin an. Der schwedische Reichsrat erkannte sie schon einen Monat dannach an.
Eigentlich war immernoch der Sohn Herzog Albrechts II. von Mecklenburg König von Schweden, doch Margarethe begann, mit Unterstützung einflußreicher schwedischer Kreise, einen Krieg gegen diesen. Im Februar 1389 kam es zur Schlacht von Åsle, aus der sie als Siegerin hervorging. Diese Machtfülle nun sicherte Margarethe die alleinige Entscheidung über die königliche Nachfolge.
 


Erik und die Kalmarer Union

Bereits ab 1388 war Erik als Erbkönig, durch den norwegischen Reichsrat, anerkannt. Ein Jahr später holte Margarethe ihn nach Kopenhagen und er wurde kurz darauf auch zum König Dänemarks gewählt. Mit seiner Volljährigkeit nach skandinavischem Recht stand der Vereinigung von Dänemark, Norwegen und Schweden unter einem König nichts mehr entgegen.
Der Plan Margarethes, zur Schaffung eines skandinavischen Großreiches, ging nun auf. In einem historischen Akt, am 17. Juni 1397, wurde die Kalmarer Union begründet und Erik gekrönt zu:

Erik VII. König von Dänemark

Eirik III. König von Norwegen

Erik XIII. König von Schweden

Zu diesem Großreich gehörten neben den Königreichen Dänemark, Schweden und Norwegen, ein Teil Finnlands, Grönland, Island, die Faröer, die Shetland- und die Orkneyinseln. Die verschiedenen Reichsräte und Gesetzesnormen blieben aber erhalten. Dadurch wurde die Union auch nie von den verschiedenen Reichsräten ratifiziert und blieb daher eine Personalunion, unter einem König, sowie ein Verteidigungsbündnis, da sie auch nur von einem Teil des Adels der verschiedenen Reiche getragen wurde. Margarethe sicherte sich die Vollmacht zur Reichsverweserschaft und führte Erik nun in sein Amt ein und führte faktisch die Herrschaft fort.
Im Jahre 1406 heiratete Erik die 12 jährige Philippa eine Tochter des englischen Königs Heinrich IV., was bei der Stabilisierung seiner Macht behilflich sein sollte und war. Im Jahre 1409 kam es zum Krieg gegen Holstein, um das Herzogtum Schleswig. Bereits 1386, also noch zur Regierungszeit von Margarethes Sohn Oluv III., erzwangen die Schauenburger, also die Grafen von Holstein, vom dänischen Königshaus die erbliche Belehnung mit dem Herzogtum Schleswig, nachdem bereits 1260, also noch vor der Regierungszeit von Waldemar Atterdag, der deutsch-dänische Grenzwald an holsteinischen Adel verpachtet und hauptsächlich deutsch besiedelt wurde. Der Konflikt mit dem Geschlecht der Schauenburger, sowie die Konflikte mit der Hanse und dem Deutschen Orden prägten die Regierungszeit von Erik. Diese Konflikte gingen vor allem zu Lasten der schwedischen Staatskasse.
Mit dem Ziel das Herzogtum Schleswig fest an Dänemark zu binden, reiste der mittlerweile 30 jährige Erik zusammen mit Margarethe, im Oktober 1412, nach Flensburg, um sich die Gefolgschaft der dortigen Kaufleute zu sichern. Dort erkrankte Margarethe an der Pest und verstarb am 28. Oktober 1412 auf einem Schiff im Hafen von Flensburg.



Im jahre 1413 gründete Erik am Öresund die Stadt Landskrona und beabsichtigte dort die Hauptstadt der Union zu errichten. Bereits 1416 verlegte Erik allerdings seine Residenz nach Kopenhagen.
Zunächst griff Erik noch auf Seiten des alten Rates in den Verfasungsstreit von Wenden ein, die Hanse wollte allerdings nicht seinen Anspruch auf Schleswig gegen die Schauenburger unterstützen. Zum offenen Bruch mit der Hanse kam es, als Erik sich mit Polen verbündete, gegen den Deutschen Orden. Er erhob am Öresund Steuern, wobei die Hanse und Holstein benachteiligt, sowie Holland und England bevorzugt wurden. Im Jahre 1427 besiegten die Dänen eine hanseatische Flotte und nahmen dabei die Bürgermeister von Lübeck und Hamburg gefangen. Der Angriff der Hanse im Jahre 1428 auf Kopenhagen konnte abgewehrt werden. Der dänische Angriff auf Stralsund 1429 endete mit der Niederlage im Seegefecht von Dänholm.
Im Jahre 1429 führte Erik den Sundzoll ein und nutzte dafür die bereits 1420 gegründete Festung Krogen, das spätere Schloss Kronberg. Eine wendische Flotte brandschatzte Bergen. Doch Erik konnte sich mit dem Deutschen Orden verständigen und sogar Nowgorod auf seine Steite bringen, eine der östlichen neutralen Hansestädte. In dem sich entwickelnden Kaperkrieg gegen die Hanse, erhielt Erik Unterstützung von Holland. Mit Rostock und Stralsund konnte 1430 ein Speratfrieden geschlossen werden, während Holstein 1431 Flensburg eroberte. 1434 errichtete Erik in Malmö die Festung Malmöhus.
Den Traum von Margarethe, die Union zu einem Einheitsstaat zu formen, gab Erik nie auf. Er versuchte seinen Vetter Bogislaw IX. als seinen Nachfolger zu etablieren. Dieser wurde aber in der Union weitgehend abgelehnt, während ihn Erik gar schon als König der Union und Polen-Litauen sah. Allerdings kam es bereits 1434 in Schweden, unter Engelbrecht Engebrechtson, zum Volksaufstand. Dies zwang ihn im Jahre 1435 zum Frieden von Vordingborg, mit Holstein und den Städten des Wendischen und Sächsischen Viertels der Hanse. Dieser sicherte Holstein das Herzogtum Schleswig und den Hansestädten ihre Privilegien. Erik konnte seine Macht in der Union nicht mehr halten und zog sich daraufhin auf die Insel Gotland zurück. Der Reichrat von Dänemark tagte 1439 in der Hansestadt Lübeck und setzte Erik als König ab, was daraufhin auch auch Schweden tat und Karl Knudson Bonde als Reichsverweser einsetzte. Allein Norwegen blieb ihm treu und setzte Sigurd Jonson als Drosten ein, der in Eriks Namen die Regierungsgeschäfte führte. Erik allerdings zog es vor sich von Gotland aus, als Seeräuber zu betätigen.
In Dänemark wurde Eriks Neffe Christoph von Pfalz-Neumarkt zum König gewählt, den 1440 auch Schweden anerkannte. Aufgrund der Tatsache, dass Erik die Königswürde freundlichst zurückwies, erkannte 1442 auch Norwegen Christoph als König an. Der bereits im Zuge des schwedischischen Aufstandes als Reichsverweser eingesetzte Karl Knudson Bonde, konnte sich aufgrund von Unstimmigkeiten des schwedischen Adels mit Dänemark als Gegenkönig etablieren. Dieser wurde, nach dem Tod Christophs, sogar in Schweden zum König gekrönt und eroberte Gotland zurück, woraufhin Erik nach Rügenwalde ging. Er übernahm das Herzogtum Pommern-Stolp von der Witwe seines Vetters Bogislaw. Ohne Nachkommen zu hinterlassen verstarb Erik im Jahre 1459 und fand in der Stadtpfarrkirche seines Geburtsortes Rügenwalde seine letzte Ruhestätte.

 
Siehe auch:

Robert Bohn: Dänische Geschichte. C.H. Beck Verlag, München 2001

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