Sonntag, 14. September 2014

Nordische Mythologie


In der Antike war der dunkle Norden wie ein Märchenland, wo Himmel, Erde und Wasser ineinander überzugehen schienen. Bevölkert von reichlich mystischen Wesen und wilden Barbaren. Die kräftigen Männer gingen furchtlos in den Kampf - Odin erwartete sie in Walhalla. Aber woran glaubten diese unerschrockenen Krieger eigentlich? 




Im 13. Jahrhundert wurden alte überlieferte Verse und Lieder auf Pergament festgehalten. Dies war die so genannte Lieder-Edda. Lange noch hat sich im Norden der Glauben an die alten Götter gehalten.
In Vorzeiten waren schon Mythen und Märchen ein Weg, die allgegenwärtige Wahrheit abzubilden. Wobei Worte poetische Bilder erzeugen, welche die Wirklichkeit und das dahinter Verborgene abbilden. Dabei erzeugt man oberflächliche Bilder, doch wichtig ist das, was ihnen zugrundeliegt. Denn Worte sind eine Folge von Buchstaben. Und Buchstaben, also Runen, haben jeder für sich wieder eine eigene Magie. Also tauchen wir ein in die Bilder, die durch diese Worte geformt werden und verschaffen uns einen Blick auf die Wahrheit dahinter.

Der Anfang

Ganz am Anfang gab es nur Frost und Hitze. Eine riesige gähnende Schlucht des Nichts tat sich auf – Ginnungagap. Hier sollte alles Leben seinen Anfang nehmen. Umgeben war Ginnungagap von Niflheim, einem Ort von Nebel und Frost, auf der einen Seite und auf der anderen Seite von Muspellsheim, einem hitzigen Meer aus Feuer. In die gewaltige Leere, aus Licht und Dunkelheit, kam Bewegung. Der Schnee begann zu schmelzen...

Geformt aus Frost wurde ein gewaltiges Wesen von der Hitze zum Leben erweckt – der Frostriese Ymir. Die Tropfen von geschmolzenem Eis formten ein weiteres gewaltiges Wesen, mit Hörnern und einem riesigen Euter, eine Kuh namens Audhumla. Die Milch aus dem Euter von Audhumla diente dem Ymir als Nahrung, während die riesige Kuh die salzigen Eisblöcke leckte.
Eines Tages geschah etwas merkwürdiges. Als Audhumla einen der Eisblöcke ableckte kam Haar zum Vorschein. Am nächsten Tag leckte sie weiter und ein Gesicht war zu sehen. Schließlich am dritten Tag war ein großgewachsener, schöner Männerkörper freigeleckt – es war Buri, der Stammvater der Asen.
Dem Riesen Ymir wuchsen unter seinen Achseln ein Mann und eine Frau. Die Füße des Riesen paarten sich und ein Sohn mit sechs Köpfen kam daraus hervor. Hier ist der Ursprung der Hrimthursen, also Riesen, Trolle oder auch Jöten.
All diese Wesen lebten in Frieden miteinander und paarten sich, bekamen Kinder – doch eines Tages kam Odin, der Sohn der Riesentochter Besla und des Bur, Sohn von Buri, zur Welt...

Der Aufstand der Asen

Eines Tages hob ein schwerer Kampf an, denn Odin und seine Brüder, Wili und We, erhoben sich gegen Ymir und sein Geschlecht. Die Asen waren siegreich und Ymir wurde getötet. Aus den Wunden des sterbenden Ymir ergossen sich Ströme von Blut in denen nahezu alle Feinde der Asen ertranken – nahezu alle...
Ein Paar der Jöten verbarg sich in Niflheim. Audhumla wurde seit diesen Tagen nie wieder gesehen.

Weltall, Erde, Mensch

Mit dem riesigen Körper des Ymir wurde Ginnungagap bedeckt. Aus dem Blut des Riesen wurde das Meer. Das Fleisch wurde zu Erde. Die Gebeine wurden zu Gebirgen. Aus Zähnen und Knochensplittern wurden Steine und Geröll. Die Haare wurden zu Bäumen und Pflanzen. Das Gehirn des Riesen wurde in die Luft geworfen, woraus sich Wolken formten. Über all dies wurde die gewaltige Schädeldecke des Riesen gestülpt und mit Funken aus Muspellsheim wurde dieses Firmament zum Leuchten gebracht.
Aus dem Fleisch des Riesen krochen kleine Würmer, aus denen die Zwerge erwuchsen. Diese bewohnen fortan die Höhlen und Grotten. Einige von diesen Zwergen wurden zu den Ecken des Firmamentes geschickt – Osten, Westen, Norden und Süden. So benannte sich Richtung und sinnvolle Ordnung hielt Einzug.

Am Rande des Meeres fanden die Asen zwei Stämme. Odin hauchte ihnen Leben ein, Wili gab ihnen Verstand und Bewegung, We formte ihnen Antlitz, Sprache und Gehör. Ausgestattet mit den Attributen des Lebens, Wärme und Farbe, wurden sie zu Mann und Frau – Ask und Embla, die Urahnen aller Menschen.

Ein seltsamer Stillstand herrschte in der nun entstandenen Welt, eine seltsame Abwesenheit von Zeit war im Raum. Die Asen schickten der Riesenfrau, mit dem Namen Nacht, Pferd und Wagen, mit welchen sie am Firmament umher fährt. Ihr Pferd Rimfakse hat Raureif in der Mähne und Schaumtropfen aus seinem Zaumzeug senken sich als Tau auf Wiesen und Felder. Auch ihrem Sohn, mit dem Namen Tag, wurde Pferd und Wagen geschickt, mit welchem er hinter seiner Mutter herfährt. Sein Pferd Skinfakse strahlt und leuchtet aus seiner Mähne.
Nachdem Sonne und Mond geschaffen wurden, wurden auch diese auf Wagen verladen. Die Kinder von Mundilfari haben darauf zu achten, daß sie nicht vom Wagen fallen. Diese müssen auch die Wagen lenken und darauf achten, nicht von den riesigen Himmelswölfen eingeholt zu werden.
So entstand der Lauf von Tag und Nacht, sowie Sonne und Mond. Dieser Lauf vollzieht sich bis in unsere heutigen Tage, so lange es den Himmelswölfen nicht gelingt, die von den Kindern Mundilfaris gelenkten Wagen einzuholen, um Sonne und Mond zu verschlingen...

Die Ordnung der Welt

Inmitten der Welt wurde das Land urbar gemacht, damit Asen und Menschen dort leben können. Dieser Ort wird Midgard genannt. Um Midgard herum wurde ein riesiger Wall angelegt, als Schutz gegen das Wilde und Unbekannte. In dieser äußeren Welt, beherrscht von Dunkelheit und unheimlichen Kräften, liegen Utgart und Jötunheim, die Wohnstätten von Trollen und Riesen.
Inmitten von Midgard errichteten die Asen ihre eigene Wohnstatt, damit die Menschen sich nicht einsam und verlassen fühlen. Eine mächtige Götterburg, umgeben von dicken Mauern und Palisaden, erhebt sich dort. Dieser Ort wird Asgard genannt. Um dorthin zu gelangen, muß man den Regenbogen überqueren.
In die Mitte von Asgard wurde ein riesiger Baum gepflanzt – Yggdrasil. Die Wurzeln dieser Esche ragen tief, eine nach Midgard, eine nach Utgard und eine bis weit nach Niflheim hinein. Dieses ist der Mittelpunkt der Welt, um welchen sich alles aufreiht, wie die Ringe eines Baumes. So lange die Zweige der Yggdrasil die Welt überspannen, neue Triebe tragen, grün und fruchtbar sind, wird die Welt bestehen.

Das Göttergeschlecht der Asen

Vor Urzeiten, noch ziemlich am Anfang der Welt, gab es zwischen den Göttergeschlechtern der Asen und der Wanen eine Fehde, um die Vorherrschaft. Die Asen gewannen dieses Ringen und ebneten Wanaheim ein, auf daß die Burg der Wanen nie wieder gefunden werden sollte.

Odin ist der Erste unter den Asen. Sein Tag ist onsdag – der Mittwoch. Er ist weise und ein mächtiger Zauberer. Sein Speer Gungnir trifft jedes Ziel. Von seinem prachtvollen Ring Draupnir tropfen jede neunte Nacht acht ebenso prachtvolle Ringe ab. Odin reitet das achtbeinige Pferd Sleipnir. Die Raben Huginn und Muninn fliegen allmorgendlich aus in die Welt, um zu sehen und zu hören. Jeden Abend berichten diese beiden Raben dann Odin von den Neuigkeiten in der Welt.
Odin wird der Einäugige genannt, weil er sein zweites Auge verpfändete an den Riesen Mimir, welcher die Quelle der Weisheit bewachte. So gab Odin für den Trunk aus dieser Quelle, die Hälfte seines Augenlichts. Eines Tages wurde der Riese enthauptet. Doch Odin fand das Haupt des Mimir und salbte es mit Kräutern. Daher öffneten sich die Augen und der Kopf begann zu sprechen. Seitdem ist dieser einer der besten Ratgeber von Odin.

Odins Gemahlin ist Frigg. Ihr Tag ist fredag – der Freitag.

Der wohl mächtigste der Götter nach Odin ist dessen Sohn Thor. Sein Tag ist torsdag – der Donnerstag. Thor ist ein hitziger und starker Krieger, der es liebt sich im Kampf mit Riesen und Trollen zu messen. Keine Gelegenheit läßt er dazu aus und sucht den Kampf. Sein mächtiger Hammer Mjöllnir ist die gefährlichste aller Waffen. Auf welches Ziel er auch immer geschleudert wird, trifft Mjöllnir und kehrt immer wieder zurück. Außerdem kann Mjöllnir so groß oder klein sein, wie es gerade angebracht erscheint. Auf Reisen spannt Thor Böcke vor seinen Wagen und wann immer er unterwegs ist donnert und blitzt es am Firmament. Am Abend kann man seine Böcke schlachten und ihr Fleisch verspeisen, man muß nur Acht darauf geben, daß jeder einzelne Knochen wieder in das Fell eingehüllt wird, ohne gebrochen zu sein. Dann am morgen kann man die Böcke wieder anspannen. Thors Gattin Sif hat goldenes Haar und ist die schönste unter den Asenfrauen, außer der Liebesgöttin. 





Die Liebesgöttin heißt Freyja. Sie lehrte die Asen die Kunst der Zauberei und besitzt ein magisches Gewand aus Falkenfedern, welches ihr jederzeit erlaubt die Gestalt eines Raubvogels anzunehmen. Ihr Wagen wird von einer Meute Katzen gezogen. Ein jeder wendet sich an Freyja, wenn er Hilfe oder Trost in Herzensangelegenheiten benötigt. Doch wird die Liebesgöttin selbst von unbändigem Kummer geplagt, weil ihr Ehemann eines Tages auszog und nie wieder zurückkehrte. Oft weint Freyja deswegen Tränen aus purem Gold.

Der Bruder von Freyja ist Frey, der 'Herr' oder 'Vornehme'. Er ist der Gott der Fruchtbarkeit. Frey besitzt einen Eber mit goldenen Borsten – Gullinborsti. Dieser kann sich auf der Erde, in der Luft und im Wasser gleich gut bewegen. Außerdem besitzt Frey das Schiff Skidbladnir, welches immer in vollen Segeln fährt und nach Gebrauch einfach zusammengefaltet werden kann, um in einem Beutel verstaut zu werden.

Die beiden Geschwister stammen aus dem Geschlecht der Wanen und gerieten einst, zusammen mit ihrem greisen Vater, als Geiseln zu den Asen.

Viele wundersame Dinge und magische Schätze gibt es bei den Asen. Hervorzuheben wären noch die Äpfel der ewigen Jugend, die von der Göttin Idun gehütet werden. Von diesen Äpfeln essen die Asen regelmäßig, um sich Jugend und Kraft zu erhalten.

Genauso wie es den Rahmen hier sprengen Würde alle Wunder und Schätze aufzuzählen, würde es denselben sprengen alle Söhne Odins aufzuzählen. Aber an einem davon kommt keiner vorbei – der mächtige Wächter Heimdall. Er wohnt am Himmelsberg und bewacht Bifröst, die Regenbogenbrücke nach Asgard. Heimdall braucht weniger Schlaf als ein Vogel, sieht nachts genauso gut wie am Tage und hört das Gras wachsen. Vor Urzeiten wurde er von neun Riesenmädchen geboren und eines Tages wird er sein mächtiges Gjallerhorn blasen, um die Götter zum letzten Kampf zu rufen.

Der Netteste unter den Asen war der Gott Balder. Er war der Sohn von Odin und Frigg. Balder war bekannt für seine liebenswürdige Art, Milde und Klugheit. Doch wurde er von üblen Alpträumen geplagt, die von seinem Sterben kündeten. Seine Mutter Frigg befragte alle belebten Wesen und unbelebten Dinge. Alle schworen Balder niemals etwas anzutun. Somit wurde es zum Spaß unter den Göttern auf den nun unverwundbaren Balder zu schießen, da ihm nichts etwas anhaben konnte. Doch hatte Frigg vergessen auch die Mistel zu befragen. Dem Intriganten unter den Asen, Loki, kam das zu Ohren und das Unheil nahm seinen Lauf. Eines Tages erschoß so der blinde Höd den Balder, welcher somit ins Totenreich einging. Man sendete berittene Boten zu Hel, der Königin des Totenreiches, doch diese ließ verlauten, dass Balder erst wieder zum Leben zurückkehren kann, wenn alle Welt um ihn weine. Alle Dinge und Wesen, selbst die Bäume und gar die Steine, versuchen seither Balder wieder in das Leben zurückzuweinen.

Dieser Loki ist sowieso noch ein Ding für sich selbst, mitsamt seiner illustren Entourage. Er entstammt dem Geschlecht der Jöten, vermischte aber in jungen Jahren sein Blut mit dem Odins und kam so zu den Asen. Loki kann seine Gestalt ändern und ist bekannt für seine Intrigen und Streiche. Er brachte Odin und den Asen einige Vorteile ein, durch Schlauheit, List und Tücke. Aber er verursachte eben auch Nachteile.
Er hat einige Kinder. Mit dem Hengst Swadilfari wurde er beispielsweise Mutter von Odins Pferd Sleipnir. Ja Mutter von Sleipnir. Man erinnert sich? Gestaltwandler...
Mit der Jötin Angrboda hat er weitere Kinder, so den Fenriswolf, die Mitgardschlange und Hel.
Der Fenriswolf wuchs in Asgard auf, wurde aber bald so gewaltig, wild und wahnsinnig, daß nur Tyr, der wahrscheinlich sogar Thor an Mut übertrifft, es wagte ihn zu füttern. Die Zwerge fertigten ihm die Fessel Gleipnir, aus dem Schall des Katzentritts, dem Bart der Frauen, den Wurzeln der Berge, den Nerven der Bären, dem Atem der Fische und dem Speichel der Vögel. Dies ist der Grund, warum es diese Dinge nun nicht mehr gibt. Es gelang mit List den Fenriswolf damit zu fesseln und ihm mit einem Schwert den Rachen zu versperren, daß er nicht mehr zubeißen kann.
Die Mitgardschlange Jörmundgand wurde von den Asen ins Meer geworfen. Dort wurde sie so groß, daß sie die ganze Welt umspannt und sich selbst dabei in den Schwanz beißt. 


 
Die unheimliche Hel wurde aus Asgard verwiesen und ließ sich hoch im Norden nieder, wo sie sich ein eigenes Reich schuf – Das Totenreich.
Loki wurde aufgrund von Verrat an den Asen und seiner Beteiligung an Balders Tod bestraft. Er wurde gefesselt, mit den Därmen eines seiner Kinder, an einen Felsen, mit einer Schlange über seinem Haupt, die giftigen und ätzenden Eiter auf sein Gesicht tropfen läßt. Nur seine treue Gattin Sigyn harrt an seiner Seite aus und hält eine Schüssel, um den Eiter aufzufangen. Manchmal muß sie jedoch die Schüssel ausleeren, dann tropft Eiter auf Lokis Gesicht und dieser schüttelt den Kopf dann so gewaltig, daß die ganze Erde bebt.



Hrimthursen, Zwerge, Elfen und Nornen

In Utgard, der Welt der Chaoskräfte, lebt das Geschlecht der Hrimthursen – also Jöten und Trolle. Inmitten der Einöde im rauhen Gebirge liegt Jötunheim. Wie niemand sonst, sind die Jöten der Zauberkunst mächtig. Einmal beispielsweise erschufen sie ein riesiges Wesen aus Lehm, einen furchterregenden Raufbold, neunzig Meilen groß, mit einem Brustumfang von dreißig Meilen. Die Frauen der Jöten reiten auf Wölfen, mit einem Zaumzeug aus Kreuzottern. Viele von ihnen sind häßlich wie die Nacht, aber einige auch wunderschön. So geschah es oft, daß Odin selbst um diese warb und mit ihnen wilde Liebesabenteuer hatte.

Über die Herkunft von Zwergen und Elfen herrscht Uneinigkeit. Einige behaupten, daß sie aus dem selben Geschlecht stammen. Die Zwerge wohnen gewöhnlich in Felswänden, zwischen Felsblöcken und im inneren der Erde, überall an geheimen Orten in Midgart und Utgard. Sie sind bekannt als die besten Schmiede, aber man kann ihnen nicht trauen. Die Elfen sind eigentlich jedem gegenüber freundlich gesinnt. Sie haben ein Land das Alfenheim genannt wird, wobei man sich über dessen Lage uneins ist. So mancher meint die Zwerge könne man 'Schwarzalfen' nennen, während die Elfen als 'Lichtalfen' zu bezeichnen wären.

Die Schicksalsgöttinnen oder Nornen, Urd, Werdandi und Skuld, leben an einer Quelle in Asgard. Sie kennen das Schicksal jeden lebenden Wesens und wissen, wie es jedem ergeht. Unter Zwergen und Elfen gibt es wohl auch welche mit solchen Fähigkeiten. Auch unter den Menschen gibt es Frauen mit besonderen Fähigkeiten. Eine solche Seherin oder Sibylle wird Wölva genannt. Sie tragen als Symbol einen Stab, haben übernatürliche Kräfte, können in Trance mit der Geisterwelt in Verbindung treten und kennen viele wirkungsvolle Zauberlieder.



Das Jenseits

Die Krieger, die sich in der Schlacht durch Tapferkeit auszeichnen, kommen wenn sie fallen zu Odin oder Freyja. Zu diesem Zweck werden Kriegerjungfrauen, die Walküren, ausgesendet, welche durch die Lüfte reiten und die gefallenen Krieger von der Walstatt holen. In Asgard werden sie aufgeteilt, ein Teil kommt zu Odin nach Walhalla, der andere Teil zu Freyja nach Volkwang.
Über Volkwang gibt es keine Berichte, dafür umso mehr über Walhalla. Es ist anzunehmen, daß der Ablauf jeweils ziemlich ähnlich ist in beiden Kasernen. Verletzungen spielen in Walhalla keine Rolle, sie verheilen immer wieder vollständig. Daher messen sich die Krieger den ganzen Tag nach Lust und Laune im Kampf. Am Abend ziehen sie dann als Freunde und Kameraden in den riesigen Festsaal ein, wo ihnen Walküren reichlich Met einschenken und ihnen ein riesiges Festmahl bereitet wird. Das Festmahl besteht aus dem Fleisch des riesigen Schweines Sährimnir, welches abends geschlachtet wird, aber morgens wieder quicklebendig ist.
Alle anderen, welche nicht in der Schlacht und im Kampf ihr Leben lassen, kommen zu Hel. Im Reich von Hel führen sie ein geborgenes Schattendasein. In früheren Tagen sagte man, wenn es spukte, hätte jemand die ''Tür von Hel offengelassen''.

Das Schicksal der Götter – Das Ende?

Gegen Ende der Zeit bricht Ragnarök an. Mangel und Unfrieden werden sich ausbreiten und es kommt 'die Zeit, in der sich alle Mächte auflösen'. Jeder wird auf den anderen losgehen, sogar Brüder kämpfen gegeneinander und Väter gegen Söhne. Ein drei Jahre währender Winter wird anbrechen – der Fimbul. Die Gebirge werden einstürzen und alle Fesseln werden reißen. Die Himmelswölfe werden Sonne und Mond verschlingen. Der Fenriswolf wird ohne seine Fesseln, mit weit aufgesperrtem Maul, durch die ganze Welt laufen, wobei sein Oberkiefer den Himmel und sein Unterkiefer die Erde berührt. Aus seinen Augen brennt Feuer und aus seinen Nasenlöchern stoßen Flammen heraus. Loki rüstet sein Schiff Naglfar, welches aus den ungeschnittenen Nägeln von toten Menschen erbaut worden ist. Mit einer Besatzung aus wesenden Toten wird er, mit zerfetzten Segeln, aus dem Totenreich segeln. Die Midgartschlange wird an Land kriechen und sich über Felder und Wiesen schlängeln. Im Süden wird das Firmament bersten und aus dem feurigen Muspellsheim kommt ein gewaltiges Heer glänzender Reiter, mit flammenden Schwertern setzen sie alles in Brand und die Regenbogenbrücke bricht unter ihrem Gewicht. An dieser Stelle, Wigridwall, die hundert Meilen breit und ebenso lang ist, wird die letzte blutige Schlacht stattfinden. Odin wird vom Fenriswolf verschlungen. Thor und die Midgartschlange töten einander gegenseitig, genau wie Loki und Heimdall. Alles wird in Flammen stehen, auch die Yggdrasil. Wenn der Feuersturm sich ausgetobt hat, wird der qualmende Rest der Welt im Meer versinken. Nach dem Versinken des letzten Glühens wird alles in Dunkelheit getaucht... 


 

Doch plötzlich erscheint ein Licht – erst ganz schwach, dann immer stärker werdend erhebt es sich. Die Sonne hat eine Tochter geboren! Auch die Erde erhebt sich wieder, reingewaschen und fruchtbar wird sie grün. Auf Feldern werden Früchte wachsen, ohne daß sie beackert wurden. Wild und Fische werden im Überfluß da sein. Über die Welt irren die Zufälligen, diejenigen welche die Schlacht überlebt haben, und sie suchen nach Asgard. Doch die Götterburg ist dem Erdboden gleichgemacht. Das Meer wird ein Menschenpaar freigeben, Liv und Livtrase. Unter den Wurzeln der Yggdrasil hatten sie Zuflucht gesucht und sich lange Zeit von Tau ernährt.

Und wieder beginnt ein neuer Kreislauf. Denn zu allen Zeiten gilt, wo Hoffnung ist, ist auch Leben.

Siehe auch:




Quellen:


Tor Åge Bringsværd: "Norrøn mytologi", 1994

Rudolf Simek: "Lexikon der germanischen Mythologie", 1995

"Kommentar zu den Liedern der Edda", Hrsg. von Klaus von See u. a.




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