Die Grundlagen des modernen
Militärwesens liegen in der der Professionalisierung des
Kriegshandwerkes in der Renaissance. Nun war der Krieg nicht mehr ein
Aufeinandertreffen unorganisierter Haufen von Bauern, der sich
schließlich im ritterlichen Kampf entschied. Vielmehr das
Aufeinandertreffen organisierter Heere, die mittels taktischer
Lenkung auf dem Schlachtfeld agierten. Viele der noch heute
gebräuchlichen militärischen Begriffe stammen aus dieser Zeit. Wie
sind sie entstanden? Warum heißt es 'Zapfenstreich'? Und was bitte
ist bzw. war ein ''Hurenweibel''?
Eine lange Zeit waren kriegerische
Auseinandersetzungen dominiert von den Rittern. Diese adligen Krieger
waren gebunden, durch ihren Lehnseid, an ihren Landesherren. Sie
waren, von früheseter Kindheit an, damit beschäftigt, sich auf den
Kampf vorzubereiten. Daneben gab es das Fußvolk. Dieses bestand aus
Bauern, welche man als Wehrpflichtige, im Gefolge eines Ritters,
mitführte.
Die jeweiligen Schlachten wurden
ausgefochten, indem nun dieses Fußvolk aufeinander losstürmte und
eine wilde Rauferei begann. Die adligen Ritter stürmten dann in
dieses Getümmel hinein und beendeten es, unter anderem auch im
Zweikampf mit den Rittern der Gegenseite.
Doch eines Tages passierte etwas. Das
Fußvolk der Gegenseite stürmte nicht wild los, sondern rottete sich
zu Haufen zusammen, um dem Ansturm zu begegnen. Diese Taktik des
organisierten Zusammenrottens ging auf, da man so dem unorganisierten
Fußvolk der Geegenseite erheblichen Schaden zufügen konnte. Später
waren diese Haufen dann auch noch mit langen Spießen ausgestattet
und konnten so den schwerfälligen Rittern der Gegenseite etwas
entgegensetzen.
Mit diesem organisierten Kriegsvolk
begann eine neue Ära des 'Kriegshandwerks'. Die Ära der
professionellen Söldner. Die Vorläufer für diese extra bestellten
und ausgebildeten Fußtruppen, waren die sogenannten schweizerischen
Reisläufer. Dieser Taktik nahm man sich an und organisierte dann
eigenes Kriegsvolk genauso. Daraus entstanden die
Landsknechtstruppen. Die Stärke dieser Formationen war die
Schlachtordnung. Um diese Ordnung zu etablieren und durchzusetzen
bedurfte es der Organisation und der Ausbildung, bis hin zum letzten
Knecht.
Der Kriegsherr und sein Stab
Der Obrist
Der Kriegsherr war
ein erfahrener Krieger, meist aus dem Ritterstand, der von einem
Landesherren oder einer Stadt beauftragt wurde. Dazu erhielt er den
sogenannten Bestallungsbrief, auch Patent genannt. Er scharte dann
Gefolgsleute um sich und stattete diese mit sogenannten Werbepatenten
aus. Diese gingen dann los und warben Söldner an, die dann zu einem
Regiment zusammengestellt wurden. Das Wort Regiment leitet sich vom
latainischen ''regime'' ab, was so viel wie lenken bzw. beherrschen
bedeutet.
Dieser Kriegsherr
wurde so zum Obristen, also Obersten seines Regimentes. Er sorgte als
eigentsändiger Unternehmer für finanzielle Mittel und deren
Aufwendung, um ein Regiment aufzustellen, auszurüsten und zu
unterhalten.
Der Obrist hatte um
sich herum einen ''Staat'', bestehend aus einem Geistlichen
(Feldkaplan), einem Arzt, einem Schreiber, einem Dolmetscher, seiner
Leibwache, Dienern und den Regimetstrommlern und Pfeifern.
Zur Unterstützung
hatte der Obrist einen Stab aus Spezialisten. Diese Spezialisten
hatten jeweils ein Amt inne, latainisch 'officium', woraus später
dann 'Offizier' wurde.
Der Pfennigmeister, später
Zahlmeister
Dieser Spezialist
verwaltete die Kriegskasse, sowie sämtliche Einnahmen und Ausgaben.
Der Quartiermeister
Dieser Spezialist
kundschaftete und wählte den Lagerplatz aus. Außerdem sogte er für
die geordnete Belegung des Quartiers.
Der Schultheiß oder
Regimentsschulze, später (Regiments-)Adukteur
Dieser Spezialist
war für die Rechtsprechung im Feldlager zuständig. Dabei standen
ihm 12 gewählte Schöffen zur Seite.
Der Profoss
Diesem Spezialisten
unterlag die Durchsetzung von Ordnung und Recht im Regiment.
Unterstützungsämter
Bei einer
bestimmten Größe des Regimentes und wenn der Aufgabenbereich eines
Amtsträgers eine gewisse Größe hatte, stand ihm ein Stellvertreter
zu. Dieser wurde Leutinger genannt, nach dem latainischen
''Locumtenens'', was so viel wie Platzhalter heißt. So entstand der
deutsche Begriff ''Leutnant''.
Der Hurenweibel
Diesem
Spezialisten unterstand der Tross, also das gesamte Gefolge eines
Regiments, welches sowohl für die Versorgung des Regimetes zuständig
war, als auch aus dem begleitenden Volk bestand, wie Frauen und
Kinder von Landsknechten etc.
Das
Wort ''Hure'' kann durchaus wörtlich genommen werden, denn auch
diese ''Professionellen'' waren im Gefolge eines Landsknechtsheeres
durchaus üblich.
Das
Wort 'Weibel' stammt vom althochdeutschen weibil bzw. weibon, was so
viel heißt wie ''sich hin- und herbewegen''. Damit wurden
untergeordnete Amtsträger bezeichnet, die sich eben hin- und
herzubewegen hatten. Der Hurenweibel hatte, je nach Größe des
Trosses, teilweise die selbe Besoldung wie ein Offizier, galt also
demnach durchaus als solcher.
Der Feldweibel, oder ''Spieß''
Dieser hatte für
die Einhaltung der Schlachtordnung zu sorgen und ferner den
Innendienst zu koordinieren, also sozusagen als Vermittler zwischen
den Offizieren, den untergeordneten Führern und den Landsknechten zu
dienen. Zur Durchführung seiner Ordnungsaufgaben bediente sich der
Feldweibel auch schoneinmal einer sogenannten Partisane, also einem
langen Spieß, den auch der eine oder andere Knecht, wenn er aus der
Schlachtordnung ausscherte, von hinten zu spüren bekam.
Weitere Ämter
Je nach Bedarf und
Größe des Regimentes gab es weitere Ämter. So beispielsweise zum
organisierten brandschatzen den Brandmeister. Zum Beschaffen von
Futter, also ''Furage'', sogenannte ''Furagiere'', welche dann
''furagieren''. Für die Beschaffung von Lebensmitteln sogenannte
''Proviantmeister''. Zur Vollstreckung von Urteilen, sogenannte
''Scharfrichter'', ''Freimann'' oder ''Nachrichter'', der meist an
einem roten Rock bzw. an einer roten Feder am Barrett zu erkennen
war. Zum Verteilen der Beute, ein sogenannter ''Beutemeister''. Als
Gehilfe für den Profoss, zur Verhinderung von Aufständen und zur
Aufrechterhaltung der Ordnung im Lager, gab es den sogenannten
''Rumormeister''.
Der ''Zapfenstreich''
Ab einer gewissen
Zeit wurde im Feldlager Ruhe befohlen. Das hieß, dass ab dieser Zeit
Tätigkeiten, wie beispielsweise das Trinken, einzustellen waren und
sich allgemein zur Ruhe begeben wurde. Angezeigt wurde das dadurch,
dass der Profoss oder ein Beauftragter durch das Lager gingen und mit
einem Deuten auf den Zapfhahn, also mittels Keule oder Spieß
denselben ''streichen'', den Knechten mitteilten diese Handlung
einzustellen und sich zur Ruhe zu begeben. Daher wird dieser
Zeitpunkt noch heute als ''Zapfenstreich'' bezeichnet.
Haufen,
Fähnlein, Kompanie
Der Hauptmann
Während der Kriegsherr, also der Obrist, der Unternehmer war, der
ein Regiment aufstellte und diesem vorstand, war der Hauptmann
sozusagen ein 'Subunternehmer' der für die Aufstellung von
sogenannten Haufen sorgte. Diese Haufen scharten sich um eine Fahne
und wurden daher als Fähnlein bezeichnet. Später entwickelten sich
daraus die gogenannten Kompanien, vom französischen ''Compagnie''.
Unterteilt waren diese wiederum in sogenannte Rotten.
Dieser Hauptmann hatte, neben seinem Stellvertreter, dem Leutnant
(s.o.), ebenfalls einen Stab, ähnlich dem des Obristen. Daneben gab
es spezielle Ämter auch im Fähnlein.
Der Fähnrich
Dieser war sehr wichtig für die Schlachtordnung, denn um die Fahne
versammelte sich der Haufen und diese Fahne diente dem Haufen zur
Orientierung auf dem Schlachtfeld. Der Fähnrich hatte die Fahne
nicht nur zu führen, sondern musste sie auch verteidigen, denn es
war so, dass wenn die Fahne in gegnerische Hände fiel, sich die
Schlachtordnung des Haufens auflöste. Daher wurden meist die Größten
und Kräftigsten unter den Knechten als Fähnriche ausgewählt. Man
kann mit Fug und Recht sagen, dass der Fähnrich, neben dem
Hauptmann, in der Schlacht der wichtigste Mann war.
Der Feldscher
Wie der Name schon vermuten läßt, war der Feldscher unter anderem
für die Bartpflege der Knechte zuständig und wenn man einmal dabei
ist, kann man auch gegebenenfalls schmerzende Zähne ziehen, Wunden
versorgen etc. Dieser war also ganz allgemein für die körperliche
Versorgung zuständig, hatte auch seine Gehilfen, woraus sich später
das Sanitätspersonal entwickelte.
Die Gemeinämter
Ein Feldweibel war
zuständig für die Aufrechterhaltung der Schlachtordnung und die
Kommunikation zwischen den Offizieren und den Knechten, wie ich
bereits erwähnte. Dieser wurde durch den Obristen oder den Hauptmann
bestimmt. Die Knechte wählten untereinander dann die Weibel, die für
die Weitergabe der Befehle zu sorgen hatten und die Haufen
organisierten. Außerdem wurden in den Rotten die sogenannten
Rottmeister gewählt.
Dies war nun ein
kurzer Ausflug in die frühen Zeiten der Organisation des
Heereswesens. In diesen Tagen wurden die Grundlagen geschaffen, nach
denen auch heutige moderne Armeen organisiert sind. Viele der
Begriffe, die man heute noch mit dem Militär verbindet, haben dort
ihren Ursprung.
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