Donnerstag, 14. August 2014

Wann war eigentlich das Mittelalter?


Die Frage dannach, wann das Mittelalter begann und wann es endete, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Die Mittelalterforschung, auch Mediävistik, debattiert schon seit langer Zeit darüber, ob es ein spezielles Jahr gab, wo das Mittelalter begann oder wann genau sein Ende war. Diese Debatte wird auch nicht so schnell zu einem Ergebnis kommen.



Die Vorstellung von einem „Mittelalter“ überhaupt, geht zurück auf Autoren aus dem 17. Jahrhundert, die ein medium aevum erwähnten. In ihrem Entwurf des Mittelalters, sahen sie diese Zeit als dunkle Epoche zwischen der glorreichen Zeit des Römischen Reiches und ihrer eigenen Zeit, die sie als „Renaissance“, also „Wiedergeburt“, sahen – als Beginn eines neuen „goldenen Zeitalters“. Das Mittelalter wurde oft dargestellt, als Zeit ohne Bildung, Kultur oder gesellschaftlichen Fortschritt.

Heutige Wissenschaftler haben keine so negative Sicht auf das Mittelalter. Hier sind einige ihrer Vorschläge, wann das europäische Mittalter begann und wann es endete.

Der Beginn des Mittelalters

Die Annahme des christlichen Glaubens durch Kaiser Constantin (ca. 312) - Etwa um das Jahr 312 herum nahm der Kaiser des römischen Reiches Constantius I. den christlichen Glauben an. Im folgenden Jahr erließ er das „Edikt von Mailand“, in welchem er die Anerkennung des Christentums und anderer Religionen geboten hatte. In den Zeiten davor wurde das Christentum oft verfolgt. Aber mit der offiziellen Akzeptanz konnte sich diese neue Religion entfalten und etablieren.

Der Fall des Westreiches (476) – Am 4. September des Jahres 476 wurde der Kaiser Romulus Augustus abgesetzt, ohne einen Nachfolger für diesen zu bestimmen. Er wurde schon als Kind zum Kaiser ausgerufen, gilt aber nur als Gallionsfigur, während die tatsächliche Macht in der Hand seines Vaters Orestes lag. Nichtsdestotrotz markiert seine Absetzung das Ende des Weströmischen Reiches.

Die Islamische Expansion (700) – Der berühmte Mittelalterforscher Henri Pirenne (1862 – 1935) sah den Beginn des Mittelalters um das Jahr 700 herum, als die muslimische Expansion den Mittelmeerraum stark veränderte, indem die islamische Herrschaft etabliert wurde in ganz Nordafrika, auf der Iberischen Halbinsel und in Teilen Italiens. Die Unterbrechung des Handels aus Südeuropa zwang Nordeuropa dazu, sich großteils zu einer Agragesellschaft zu entwickeln.

Das Ende des Mittelalters

Die Krönung von Francesco Petrarca zum poeta laureatus in Rom (1341) – Am Ostersonntag (8. April) 1341 wurde der Dichter Francesco Petrarca als poeta laureatus, lorbeergekrönter Dichter, in Rom ausgezeichnet für sein Werk „Africa“, welches von der Geschichte des 2. Punischen Krieges, zwischen dem Römischen Reich und Karthago handelt. Einige sahen dies als inoffiziellen Beginn der Renaissance.


Der Fall von Konstantinopel (1453) – Die osmanische Eroberung von Konstantinopel, im Jahre 1453, markiert endgültig den Untergang des Oströmischen Reiches, somit verschwindet auch der verbliebene Rest des Römischen Reiches von der geschichtlichen Bildfläche.

Die Entdeckung Amerikas (1492) – Mit der Ankunft von Christoph Kolumbus
in der Karibik begann eine neue Ära von Erforschung, Handel und Kolonisation, die Europa nachhaltig veränderte.

Der Beginn der Reformation (1517) – Am 31. Oktober 1517 brachte Martin Luther seine 95 Thesen am Portal der Schlosskirche zu Wittenberg an, welche die Reformation einleiteten und somit das Ende der nahezu uneingeschränkten Macht der Katholischen Kirche markierten.

In den Tagen, als Historiker einfache Leute waren, hielt man den Fall von Konstantinopel, 1453, für das Ende des Mittelalters. Heute wissen wir nur zu gut, dass der Strom der Geschichte unaufhörlich fließt und ihn nichts aufhält.“ - Sir James Cochran Stevenson Runciman


Nach einem englischen Original auf Medievalists.net.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen