Sonntag, 14. September 2014

Nordische Mythologie


In der Antike war der dunkle Norden wie ein Märchenland, wo Himmel, Erde und Wasser ineinander überzugehen schienen. Bevölkert von reichlich mystischen Wesen und wilden Barbaren. Die kräftigen Männer gingen furchtlos in den Kampf - Odin erwartete sie in Walhalla. Aber woran glaubten diese unerschrockenen Krieger eigentlich? 




Im 13. Jahrhundert wurden alte überlieferte Verse und Lieder auf Pergament festgehalten. Dies war die so genannte Lieder-Edda. Lange noch hat sich im Norden der Glauben an die alten Götter gehalten.
In Vorzeiten waren schon Mythen und Märchen ein Weg, die allgegenwärtige Wahrheit abzubilden. Wobei Worte poetische Bilder erzeugen, welche die Wirklichkeit und das dahinter Verborgene abbilden. Dabei erzeugt man oberflächliche Bilder, doch wichtig ist das, was ihnen zugrundeliegt. Denn Worte sind eine Folge von Buchstaben. Und Buchstaben, also Runen, haben jeder für sich wieder eine eigene Magie. Also tauchen wir ein in die Bilder, die durch diese Worte geformt werden und verschaffen uns einen Blick auf die Wahrheit dahinter.

Der Anfang

Ganz am Anfang gab es nur Frost und Hitze. Eine riesige gähnende Schlucht des Nichts tat sich auf – Ginnungagap. Hier sollte alles Leben seinen Anfang nehmen. Umgeben war Ginnungagap von Niflheim, einem Ort von Nebel und Frost, auf der einen Seite und auf der anderen Seite von Muspellsheim, einem hitzigen Meer aus Feuer. In die gewaltige Leere, aus Licht und Dunkelheit, kam Bewegung. Der Schnee begann zu schmelzen...

Geformt aus Frost wurde ein gewaltiges Wesen von der Hitze zum Leben erweckt – der Frostriese Ymir. Die Tropfen von geschmolzenem Eis formten ein weiteres gewaltiges Wesen, mit Hörnern und einem riesigen Euter, eine Kuh namens Audhumla. Die Milch aus dem Euter von Audhumla diente dem Ymir als Nahrung, während die riesige Kuh die salzigen Eisblöcke leckte.
Eines Tages geschah etwas merkwürdiges. Als Audhumla einen der Eisblöcke ableckte kam Haar zum Vorschein. Am nächsten Tag leckte sie weiter und ein Gesicht war zu sehen. Schließlich am dritten Tag war ein großgewachsener, schöner Männerkörper freigeleckt – es war Buri, der Stammvater der Asen.
Dem Riesen Ymir wuchsen unter seinen Achseln ein Mann und eine Frau. Die Füße des Riesen paarten sich und ein Sohn mit sechs Köpfen kam daraus hervor. Hier ist der Ursprung der Hrimthursen, also Riesen, Trolle oder auch Jöten.
All diese Wesen lebten in Frieden miteinander und paarten sich, bekamen Kinder – doch eines Tages kam Odin, der Sohn der Riesentochter Besla und des Bur, Sohn von Buri, zur Welt...

Der Aufstand der Asen

Eines Tages hob ein schwerer Kampf an, denn Odin und seine Brüder, Wili und We, erhoben sich gegen Ymir und sein Geschlecht. Die Asen waren siegreich und Ymir wurde getötet. Aus den Wunden des sterbenden Ymir ergossen sich Ströme von Blut in denen nahezu alle Feinde der Asen ertranken – nahezu alle...
Ein Paar der Jöten verbarg sich in Niflheim. Audhumla wurde seit diesen Tagen nie wieder gesehen.

Weltall, Erde, Mensch

Mit dem riesigen Körper des Ymir wurde Ginnungagap bedeckt. Aus dem Blut des Riesen wurde das Meer. Das Fleisch wurde zu Erde. Die Gebeine wurden zu Gebirgen. Aus Zähnen und Knochensplittern wurden Steine und Geröll. Die Haare wurden zu Bäumen und Pflanzen. Das Gehirn des Riesen wurde in die Luft geworfen, woraus sich Wolken formten. Über all dies wurde die gewaltige Schädeldecke des Riesen gestülpt und mit Funken aus Muspellsheim wurde dieses Firmament zum Leuchten gebracht.
Aus dem Fleisch des Riesen krochen kleine Würmer, aus denen die Zwerge erwuchsen. Diese bewohnen fortan die Höhlen und Grotten. Einige von diesen Zwergen wurden zu den Ecken des Firmamentes geschickt – Osten, Westen, Norden und Süden. So benannte sich Richtung und sinnvolle Ordnung hielt Einzug.

Am Rande des Meeres fanden die Asen zwei Stämme. Odin hauchte ihnen Leben ein, Wili gab ihnen Verstand und Bewegung, We formte ihnen Antlitz, Sprache und Gehör. Ausgestattet mit den Attributen des Lebens, Wärme und Farbe, wurden sie zu Mann und Frau – Ask und Embla, die Urahnen aller Menschen.

Ein seltsamer Stillstand herrschte in der nun entstandenen Welt, eine seltsame Abwesenheit von Zeit war im Raum. Die Asen schickten der Riesenfrau, mit dem Namen Nacht, Pferd und Wagen, mit welchen sie am Firmament umher fährt. Ihr Pferd Rimfakse hat Raureif in der Mähne und Schaumtropfen aus seinem Zaumzeug senken sich als Tau auf Wiesen und Felder. Auch ihrem Sohn, mit dem Namen Tag, wurde Pferd und Wagen geschickt, mit welchem er hinter seiner Mutter herfährt. Sein Pferd Skinfakse strahlt und leuchtet aus seiner Mähne.
Nachdem Sonne und Mond geschaffen wurden, wurden auch diese auf Wagen verladen. Die Kinder von Mundilfari haben darauf zu achten, daß sie nicht vom Wagen fallen. Diese müssen auch die Wagen lenken und darauf achten, nicht von den riesigen Himmelswölfen eingeholt zu werden.
So entstand der Lauf von Tag und Nacht, sowie Sonne und Mond. Dieser Lauf vollzieht sich bis in unsere heutigen Tage, so lange es den Himmelswölfen nicht gelingt, die von den Kindern Mundilfaris gelenkten Wagen einzuholen, um Sonne und Mond zu verschlingen...

Die Ordnung der Welt

Inmitten der Welt wurde das Land urbar gemacht, damit Asen und Menschen dort leben können. Dieser Ort wird Midgard genannt. Um Midgard herum wurde ein riesiger Wall angelegt, als Schutz gegen das Wilde und Unbekannte. In dieser äußeren Welt, beherrscht von Dunkelheit und unheimlichen Kräften, liegen Utgart und Jötunheim, die Wohnstätten von Trollen und Riesen.
Inmitten von Midgard errichteten die Asen ihre eigene Wohnstatt, damit die Menschen sich nicht einsam und verlassen fühlen. Eine mächtige Götterburg, umgeben von dicken Mauern und Palisaden, erhebt sich dort. Dieser Ort wird Asgard genannt. Um dorthin zu gelangen, muß man den Regenbogen überqueren.
In die Mitte von Asgard wurde ein riesiger Baum gepflanzt – Yggdrasil. Die Wurzeln dieser Esche ragen tief, eine nach Midgard, eine nach Utgard und eine bis weit nach Niflheim hinein. Dieses ist der Mittelpunkt der Welt, um welchen sich alles aufreiht, wie die Ringe eines Baumes. So lange die Zweige der Yggdrasil die Welt überspannen, neue Triebe tragen, grün und fruchtbar sind, wird die Welt bestehen.

Das Göttergeschlecht der Asen

Vor Urzeiten, noch ziemlich am Anfang der Welt, gab es zwischen den Göttergeschlechtern der Asen und der Wanen eine Fehde, um die Vorherrschaft. Die Asen gewannen dieses Ringen und ebneten Wanaheim ein, auf daß die Burg der Wanen nie wieder gefunden werden sollte.

Odin ist der Erste unter den Asen. Sein Tag ist onsdag – der Mittwoch. Er ist weise und ein mächtiger Zauberer. Sein Speer Gungnir trifft jedes Ziel. Von seinem prachtvollen Ring Draupnir tropfen jede neunte Nacht acht ebenso prachtvolle Ringe ab. Odin reitet das achtbeinige Pferd Sleipnir. Die Raben Huginn und Muninn fliegen allmorgendlich aus in die Welt, um zu sehen und zu hören. Jeden Abend berichten diese beiden Raben dann Odin von den Neuigkeiten in der Welt.
Odin wird der Einäugige genannt, weil er sein zweites Auge verpfändete an den Riesen Mimir, welcher die Quelle der Weisheit bewachte. So gab Odin für den Trunk aus dieser Quelle, die Hälfte seines Augenlichts. Eines Tages wurde der Riese enthauptet. Doch Odin fand das Haupt des Mimir und salbte es mit Kräutern. Daher öffneten sich die Augen und der Kopf begann zu sprechen. Seitdem ist dieser einer der besten Ratgeber von Odin.

Odins Gemahlin ist Frigg. Ihr Tag ist fredag – der Freitag.

Der wohl mächtigste der Götter nach Odin ist dessen Sohn Thor. Sein Tag ist torsdag – der Donnerstag. Thor ist ein hitziger und starker Krieger, der es liebt sich im Kampf mit Riesen und Trollen zu messen. Keine Gelegenheit läßt er dazu aus und sucht den Kampf. Sein mächtiger Hammer Mjöllnir ist die gefährlichste aller Waffen. Auf welches Ziel er auch immer geschleudert wird, trifft Mjöllnir und kehrt immer wieder zurück. Außerdem kann Mjöllnir so groß oder klein sein, wie es gerade angebracht erscheint. Auf Reisen spannt Thor Böcke vor seinen Wagen und wann immer er unterwegs ist donnert und blitzt es am Firmament. Am Abend kann man seine Böcke schlachten und ihr Fleisch verspeisen, man muß nur Acht darauf geben, daß jeder einzelne Knochen wieder in das Fell eingehüllt wird, ohne gebrochen zu sein. Dann am morgen kann man die Böcke wieder anspannen. Thors Gattin Sif hat goldenes Haar und ist die schönste unter den Asenfrauen, außer der Liebesgöttin. 





Die Liebesgöttin heißt Freyja. Sie lehrte die Asen die Kunst der Zauberei und besitzt ein magisches Gewand aus Falkenfedern, welches ihr jederzeit erlaubt die Gestalt eines Raubvogels anzunehmen. Ihr Wagen wird von einer Meute Katzen gezogen. Ein jeder wendet sich an Freyja, wenn er Hilfe oder Trost in Herzensangelegenheiten benötigt. Doch wird die Liebesgöttin selbst von unbändigem Kummer geplagt, weil ihr Ehemann eines Tages auszog und nie wieder zurückkehrte. Oft weint Freyja deswegen Tränen aus purem Gold.

Der Bruder von Freyja ist Frey, der 'Herr' oder 'Vornehme'. Er ist der Gott der Fruchtbarkeit. Frey besitzt einen Eber mit goldenen Borsten – Gullinborsti. Dieser kann sich auf der Erde, in der Luft und im Wasser gleich gut bewegen. Außerdem besitzt Frey das Schiff Skidbladnir, welches immer in vollen Segeln fährt und nach Gebrauch einfach zusammengefaltet werden kann, um in einem Beutel verstaut zu werden.

Die beiden Geschwister stammen aus dem Geschlecht der Wanen und gerieten einst, zusammen mit ihrem greisen Vater, als Geiseln zu den Asen.

Viele wundersame Dinge und magische Schätze gibt es bei den Asen. Hervorzuheben wären noch die Äpfel der ewigen Jugend, die von der Göttin Idun gehütet werden. Von diesen Äpfeln essen die Asen regelmäßig, um sich Jugend und Kraft zu erhalten.

Genauso wie es den Rahmen hier sprengen Würde alle Wunder und Schätze aufzuzählen, würde es denselben sprengen alle Söhne Odins aufzuzählen. Aber an einem davon kommt keiner vorbei – der mächtige Wächter Heimdall. Er wohnt am Himmelsberg und bewacht Bifröst, die Regenbogenbrücke nach Asgard. Heimdall braucht weniger Schlaf als ein Vogel, sieht nachts genauso gut wie am Tage und hört das Gras wachsen. Vor Urzeiten wurde er von neun Riesenmädchen geboren und eines Tages wird er sein mächtiges Gjallerhorn blasen, um die Götter zum letzten Kampf zu rufen.

Der Netteste unter den Asen war der Gott Balder. Er war der Sohn von Odin und Frigg. Balder war bekannt für seine liebenswürdige Art, Milde und Klugheit. Doch wurde er von üblen Alpträumen geplagt, die von seinem Sterben kündeten. Seine Mutter Frigg befragte alle belebten Wesen und unbelebten Dinge. Alle schworen Balder niemals etwas anzutun. Somit wurde es zum Spaß unter den Göttern auf den nun unverwundbaren Balder zu schießen, da ihm nichts etwas anhaben konnte. Doch hatte Frigg vergessen auch die Mistel zu befragen. Dem Intriganten unter den Asen, Loki, kam das zu Ohren und das Unheil nahm seinen Lauf. Eines Tages erschoß so der blinde Höd den Balder, welcher somit ins Totenreich einging. Man sendete berittene Boten zu Hel, der Königin des Totenreiches, doch diese ließ verlauten, dass Balder erst wieder zum Leben zurückkehren kann, wenn alle Welt um ihn weine. Alle Dinge und Wesen, selbst die Bäume und gar die Steine, versuchen seither Balder wieder in das Leben zurückzuweinen.

Dieser Loki ist sowieso noch ein Ding für sich selbst, mitsamt seiner illustren Entourage. Er entstammt dem Geschlecht der Jöten, vermischte aber in jungen Jahren sein Blut mit dem Odins und kam so zu den Asen. Loki kann seine Gestalt ändern und ist bekannt für seine Intrigen und Streiche. Er brachte Odin und den Asen einige Vorteile ein, durch Schlauheit, List und Tücke. Aber er verursachte eben auch Nachteile.
Er hat einige Kinder. Mit dem Hengst Swadilfari wurde er beispielsweise Mutter von Odins Pferd Sleipnir. Ja Mutter von Sleipnir. Man erinnert sich? Gestaltwandler...
Mit der Jötin Angrboda hat er weitere Kinder, so den Fenriswolf, die Mitgardschlange und Hel.
Der Fenriswolf wuchs in Asgard auf, wurde aber bald so gewaltig, wild und wahnsinnig, daß nur Tyr, der wahrscheinlich sogar Thor an Mut übertrifft, es wagte ihn zu füttern. Die Zwerge fertigten ihm die Fessel Gleipnir, aus dem Schall des Katzentritts, dem Bart der Frauen, den Wurzeln der Berge, den Nerven der Bären, dem Atem der Fische und dem Speichel der Vögel. Dies ist der Grund, warum es diese Dinge nun nicht mehr gibt. Es gelang mit List den Fenriswolf damit zu fesseln und ihm mit einem Schwert den Rachen zu versperren, daß er nicht mehr zubeißen kann.
Die Mitgardschlange Jörmundgand wurde von den Asen ins Meer geworfen. Dort wurde sie so groß, daß sie die ganze Welt umspannt und sich selbst dabei in den Schwanz beißt. 


 
Die unheimliche Hel wurde aus Asgard verwiesen und ließ sich hoch im Norden nieder, wo sie sich ein eigenes Reich schuf – Das Totenreich.
Loki wurde aufgrund von Verrat an den Asen und seiner Beteiligung an Balders Tod bestraft. Er wurde gefesselt, mit den Därmen eines seiner Kinder, an einen Felsen, mit einer Schlange über seinem Haupt, die giftigen und ätzenden Eiter auf sein Gesicht tropfen läßt. Nur seine treue Gattin Sigyn harrt an seiner Seite aus und hält eine Schüssel, um den Eiter aufzufangen. Manchmal muß sie jedoch die Schüssel ausleeren, dann tropft Eiter auf Lokis Gesicht und dieser schüttelt den Kopf dann so gewaltig, daß die ganze Erde bebt.



Hrimthursen, Zwerge, Elfen und Nornen

In Utgard, der Welt der Chaoskräfte, lebt das Geschlecht der Hrimthursen – also Jöten und Trolle. Inmitten der Einöde im rauhen Gebirge liegt Jötunheim. Wie niemand sonst, sind die Jöten der Zauberkunst mächtig. Einmal beispielsweise erschufen sie ein riesiges Wesen aus Lehm, einen furchterregenden Raufbold, neunzig Meilen groß, mit einem Brustumfang von dreißig Meilen. Die Frauen der Jöten reiten auf Wölfen, mit einem Zaumzeug aus Kreuzottern. Viele von ihnen sind häßlich wie die Nacht, aber einige auch wunderschön. So geschah es oft, daß Odin selbst um diese warb und mit ihnen wilde Liebesabenteuer hatte.

Über die Herkunft von Zwergen und Elfen herrscht Uneinigkeit. Einige behaupten, daß sie aus dem selben Geschlecht stammen. Die Zwerge wohnen gewöhnlich in Felswänden, zwischen Felsblöcken und im inneren der Erde, überall an geheimen Orten in Midgart und Utgard. Sie sind bekannt als die besten Schmiede, aber man kann ihnen nicht trauen. Die Elfen sind eigentlich jedem gegenüber freundlich gesinnt. Sie haben ein Land das Alfenheim genannt wird, wobei man sich über dessen Lage uneins ist. So mancher meint die Zwerge könne man 'Schwarzalfen' nennen, während die Elfen als 'Lichtalfen' zu bezeichnen wären.

Die Schicksalsgöttinnen oder Nornen, Urd, Werdandi und Skuld, leben an einer Quelle in Asgard. Sie kennen das Schicksal jeden lebenden Wesens und wissen, wie es jedem ergeht. Unter Zwergen und Elfen gibt es wohl auch welche mit solchen Fähigkeiten. Auch unter den Menschen gibt es Frauen mit besonderen Fähigkeiten. Eine solche Seherin oder Sibylle wird Wölva genannt. Sie tragen als Symbol einen Stab, haben übernatürliche Kräfte, können in Trance mit der Geisterwelt in Verbindung treten und kennen viele wirkungsvolle Zauberlieder.



Das Jenseits

Die Krieger, die sich in der Schlacht durch Tapferkeit auszeichnen, kommen wenn sie fallen zu Odin oder Freyja. Zu diesem Zweck werden Kriegerjungfrauen, die Walküren, ausgesendet, welche durch die Lüfte reiten und die gefallenen Krieger von der Walstatt holen. In Asgard werden sie aufgeteilt, ein Teil kommt zu Odin nach Walhalla, der andere Teil zu Freyja nach Volkwang.
Über Volkwang gibt es keine Berichte, dafür umso mehr über Walhalla. Es ist anzunehmen, daß der Ablauf jeweils ziemlich ähnlich ist in beiden Kasernen. Verletzungen spielen in Walhalla keine Rolle, sie verheilen immer wieder vollständig. Daher messen sich die Krieger den ganzen Tag nach Lust und Laune im Kampf. Am Abend ziehen sie dann als Freunde und Kameraden in den riesigen Festsaal ein, wo ihnen Walküren reichlich Met einschenken und ihnen ein riesiges Festmahl bereitet wird. Das Festmahl besteht aus dem Fleisch des riesigen Schweines Sährimnir, welches abends geschlachtet wird, aber morgens wieder quicklebendig ist.
Alle anderen, welche nicht in der Schlacht und im Kampf ihr Leben lassen, kommen zu Hel. Im Reich von Hel führen sie ein geborgenes Schattendasein. In früheren Tagen sagte man, wenn es spukte, hätte jemand die ''Tür von Hel offengelassen''.

Das Schicksal der Götter – Das Ende?

Gegen Ende der Zeit bricht Ragnarök an. Mangel und Unfrieden werden sich ausbreiten und es kommt 'die Zeit, in der sich alle Mächte auflösen'. Jeder wird auf den anderen losgehen, sogar Brüder kämpfen gegeneinander und Väter gegen Söhne. Ein drei Jahre währender Winter wird anbrechen – der Fimbul. Die Gebirge werden einstürzen und alle Fesseln werden reißen. Die Himmelswölfe werden Sonne und Mond verschlingen. Der Fenriswolf wird ohne seine Fesseln, mit weit aufgesperrtem Maul, durch die ganze Welt laufen, wobei sein Oberkiefer den Himmel und sein Unterkiefer die Erde berührt. Aus seinen Augen brennt Feuer und aus seinen Nasenlöchern stoßen Flammen heraus. Loki rüstet sein Schiff Naglfar, welches aus den ungeschnittenen Nägeln von toten Menschen erbaut worden ist. Mit einer Besatzung aus wesenden Toten wird er, mit zerfetzten Segeln, aus dem Totenreich segeln. Die Midgartschlange wird an Land kriechen und sich über Felder und Wiesen schlängeln. Im Süden wird das Firmament bersten und aus dem feurigen Muspellsheim kommt ein gewaltiges Heer glänzender Reiter, mit flammenden Schwertern setzen sie alles in Brand und die Regenbogenbrücke bricht unter ihrem Gewicht. An dieser Stelle, Wigridwall, die hundert Meilen breit und ebenso lang ist, wird die letzte blutige Schlacht stattfinden. Odin wird vom Fenriswolf verschlungen. Thor und die Midgartschlange töten einander gegenseitig, genau wie Loki und Heimdall. Alles wird in Flammen stehen, auch die Yggdrasil. Wenn der Feuersturm sich ausgetobt hat, wird der qualmende Rest der Welt im Meer versinken. Nach dem Versinken des letzten Glühens wird alles in Dunkelheit getaucht... 


 

Doch plötzlich erscheint ein Licht – erst ganz schwach, dann immer stärker werdend erhebt es sich. Die Sonne hat eine Tochter geboren! Auch die Erde erhebt sich wieder, reingewaschen und fruchtbar wird sie grün. Auf Feldern werden Früchte wachsen, ohne daß sie beackert wurden. Wild und Fische werden im Überfluß da sein. Über die Welt irren die Zufälligen, diejenigen welche die Schlacht überlebt haben, und sie suchen nach Asgard. Doch die Götterburg ist dem Erdboden gleichgemacht. Das Meer wird ein Menschenpaar freigeben, Liv und Livtrase. Unter den Wurzeln der Yggdrasil hatten sie Zuflucht gesucht und sich lange Zeit von Tau ernährt.

Und wieder beginnt ein neuer Kreislauf. Denn zu allen Zeiten gilt, wo Hoffnung ist, ist auch Leben.

Siehe auch:




Quellen:


Tor Åge Bringsværd: "Norrøn mytologi", 1994

Rudolf Simek: "Lexikon der germanischen Mythologie", 1995

"Kommentar zu den Liedern der Edda", Hrsg. von Klaus von See u. a.




Donnerstag, 4. September 2014

Der Henker im Generalsrang

Die Tätigkeit eines Henkers war in der Zeit Stalins eine Akkordtätigkeit. Einer derjenigen, welcher die meisten Vollstreckungen eigenhändig ausgeführt hatte war Wassili Michailowitsch Blochin. In einer Nacht soll er 200 bis 350 Leute eigenhändig per Kopfschuß erschossen haben. Ein einfacher Hirtenjunge aus einem kleinen Dorf der auszog und Rekordhenker wurde. Im Generalsrang soll er noch am Tag nach Stalins Tod seine letzten eigenhändigen Exekutionen vorgenommen haben, bevor man ihn in den Ruhestand versetzte. Wer war dieser Mann aus dem Örtchen Gawrilowskoje?




 

Am Ende waren wir immer voller Blut, wir wischten uns die Hände an den eigenen Haaren ab … Unsere Arbeit war kein Zuckerschlecken, wenn einer nicht gleich tot war, fiel er um und quiekte wie ein Schwein, spuckte Blut, Gebrüll und Fluchen auf beiden Seiten. Essen durfte man vorher nicht. Am Ende der Schicht brachte man uns zwei Eimer – einen voll mit Wodka und einen voll mit Kölnischwasser. Mit dem Kölnischwasser wuschen wir den ganzen Oberkörper. Blut hat einen intensiven Geruch. Ich hatte einen Schäferhund, der ging mir immer aus dem Weg, wenn ich von der Arbeit kam.“ - Bericht eines Henkers
(J. Baberowski, Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt, München (C.H. Beck) 2012, ISBN 978-3-406-63254-9.)


Vom Hirtenjungen zum Tschekisten

Als Sohn einfacher Bauern wurde Wassili Maichailowitsch Blochin am 7. Januar 1895 in Gawrilowskoje in einfachen Verhältnissen geboren. Ab seinem 10. Lebensjahr arbeite er als Hirtenjunge in der Gemeinde Turow und ab dem 15. Lebensjahr als Maurer für einen Bauunternehmer in Moskau. Im Jahre 1915 wurde er geworben für das 82. Reserve-Infanterieregiment und wurde dort zum Unteroffizier befördert. Am 2. Juni 1917 wurde Blochin, mittlerweile Feldwebel im 218. Infanterieregiment, an der deutschen Front verwundet und befand sich bis Dezember 1917 im Lazarett in Polozk. Bis Oktober 1918 blieb er in seinem Heimatdorf und trat dann in die Rote Armee ein. Im April des Jahres 1921 wurde er Mitglied der kommunistischen Partei. Am 25. Mai 1921 wurde Blochin in das 62. Btaillon der Tscheka, der späteren Staatssicherheit, versetzt. 
  
Karriere als Chefhenker

Nun machte Blochin Karriere als Tschekist. Ab November 1921 war er Angehöriger einer Spezialeinheit der Tscheka, wo er ab Mai 1922 Zugführer wurde. Am 16. Juli 1924 wurde er stellvertretender Kommandeur der 61. Division für besondere Aufgaben der OGPU. Die OGPU ging aus der Tscheka hervor und bildete nun die Staatssicherheit der 1922 gegründeten Sowjetunion. (Diese Organisation wurde öfter umbenannt und umstrukturiert, bis sie schließlich die Form des allseits bekannten KGB annahm.) Am 22. August 1924 wurde Blochin zum Sonderkommisssar des OGPU ernannt und zu seinen Aufgaben gehörten Hinrichtungen. Tatsächlich fand sich ab 1925 regelmäßig Blochins Unterschrift unter den Hinrichtungsprotokollen. Nebenbei absolvierte Blochin ein Fernstudium im Bauingenieurwesen am Institut für Weiterbildung von Facharbeitern. 

In seiner Funktion als sozusagen 'Chefhenker' hatte Blochin die offizielle Funktion eines Kommandeurs des internen Gefängnisses in der Ljubljanka, dem Hauptsitz der Staatssicherheit. Diese offizielle Funktion ermöglichte es ihm, seine Arbeit mit einem Höchstmaß an Diskretion durchführen zu können. Auch wenn die meisten der Hinrichtungen in der Stalinzeit von lokalen Mitgliedern der Staatssicherheit ausgeführt wurden, lag die Fachaufsicht meistens bei den zentralen Dienststellen. Neben der operativen Fachaufsicht betätigte sich Blochin auch selbst als Henker, vor allem, wenn es um ehemals hochgestellte Personen ging. So führte er persönlich die Hinrichtungen durch bei den Verurteilten aus den Moskauer Schauprozessen und seinen eigenen ehemaligen Vorgesetzten Jagoda und Jeschow. Als der neue Geheimdienstchef Berija ihn loswerden wollte, wäre Blochin fast selber exekutiert worden, doch Stalin höchstpersönlich strich ihn von der Liste.
  
Der Mann mit der Lederschürze

Der Chef des NKWD in der Oblast Kalinin (heute Twer), Dmitri Tokarjew, berichtete: Auf unserem Weg ... erblickte ich den ganzen Schrecken… Blochin hatte seine Spezialkleidung dafür: eine braune Lederkappe, eine lange braune Lederschürze, braune Lederhandschuhe mit Stulpen, die bis über die Ellbogen reichten. Das machte auf mich einen gewaltigen Eindruck. Ich hatte einen Henker vor mir! Unter Blochins Aufsicht wurden in Kalinin im Frühjar 1940 über 7000 polnische Kriegsgefangene exekutiert. Diese Exekutionen waren Teil des Massakers von Katyn.
Die Gefangenen wurden dazu in einen rot gestrichenen Vorraum geführt, angeblich zur Feststellung der Identität, bevor sie ergriffen und gefesselt in den Exekutionsraum geschafft wurden. Dieser Raum war schalldicht präpariert und mit einem Ablauf für das Blut ausgestattet. Dort wurden die Gefangenen von Blochin in Empfang genommen. Dieser erwartete in oben erwähntem Aufzug, also Lederschürze, Mütze, Handschuhe und Gummistiefel, hinter der Tür die Gefangenen, welche dann mit einem Schuss in den Schädel, ohne weitere Formalitäten, exekutiert wurden. Dazu verwendete er Pistolen des Herstellers ''Walther'', wie sie in deutschen Polizei- und Geheimdienstkreisen verwendet wurden. Davon hatte er mehrere in einer Aktentasche dabei. Er bevorzugte dieses Fabrikat, weil es beim intensiven Gebrauch zuverlässig war und außerdem den Vorteil bot, dass bei einer späteren Entdeckung der Leichen, es einfacher war die Hinrichtungen den Deutschen anzulasten. Etwa 30 Mitarbeiter des NKWD waren an der Operation beteiligt. Die Exekutionen wurden meist nachts durchgeführt. Auch wenn er teilweise abgelöst wurde, zog es Blochin vor den größten Teil der Exekutionen eigenhändig auszuführen.

Tod und Nachruhm eines Henkers
 
Nach Stalins Tod wurde der Mann für die ''schwarze Arbeit'', wie es Stalin auszudrücken pflegte, in der Form nicht mehr gebraucht. Der Chef der Staatssicherheit Berija, noch höchstpersönlich, versetzte Blochin, unter Anerkennung seiner ''hervorragenden Dienstauffassung'', in den Ruhestand, bevor auch er hinwegentstalinisiert wurde.

Im Zuge der Chruschtschow Ära wurden Blochin seine Auszeichnungen, sein Rang und die Rente aberkannt. Er soll daraufhin in schwere psychische Erkrankung versunken sein, sich dem Alkoholismus hingegeben haben, um schließlich durch Suizid, einem Henker seines Ranges durchaus würdig, aus dem irdischen Dasein zu scheiden. Andere Quellen berichten davon, dass er selbst seinen Henker getroffen haben soll und durch dessen Kugel seines Atems beraubt wurde. Beides sowohl standesgemäß, als auch nur zu folgerichtig, zum Beschließen eines solchen Lebens. Doch meist gilt ja: Je banaler, desto wahrscheinlicher. Wieder andere sagen nämlich aus, dass er ganz banal an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben sein soll, am 3. Februar 1955. 

In den 70er Jahren bekam er allerdings alle seine Orden und Ehrungen, inklusive des Generalsranges, posthum wieder zuerkannt. Außerdem steht er im Guinessbuch der Rekorde des Jahres 2010, als der ''produktivste Henker''.

Sein Grab ist ein Gemeinschaftsgrab, mit seiner Frau, die ihn um 12 Jahre überlebte. Dort steht ein Grabstein mit seinem Portrait, in vollem Prunk als General. Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass dieses Grabmal nur einen Steinwurf von dem berüchtigten Massengrab entfernt ist, in welches man anonym die Asche vieler Hingerichteter streute.



Montag, 1. September 2014

Militärgeschichte: Obrist, Hauptmann und Feldweibel - Die Anfänge militärischer Organisation


Die Grundlagen des modernen Militärwesens liegen in der der Professionalisierung des Kriegshandwerkes in der Renaissance. Nun war der Krieg nicht mehr ein Aufeinandertreffen unorganisierter Haufen von Bauern, der sich schließlich im ritterlichen Kampf entschied. Vielmehr das Aufeinandertreffen organisierter Heere, die mittels taktischer Lenkung auf dem Schlachtfeld agierten. Viele der noch heute gebräuchlichen militärischen Begriffe stammen aus dieser Zeit. Wie sind sie entstanden? Warum heißt es 'Zapfenstreich'? Und was bitte ist bzw. war ein ''Hurenweibel''?





 

Eine lange Zeit waren kriegerische Auseinandersetzungen dominiert von den Rittern. Diese adligen Krieger waren gebunden, durch ihren Lehnseid, an ihren Landesherren. Sie waren, von früheseter Kindheit an, damit beschäftigt, sich auf den Kampf vorzubereiten. Daneben gab es das Fußvolk. Dieses bestand aus Bauern, welche man als Wehrpflichtige, im Gefolge eines Ritters, mitführte.
Die jeweiligen Schlachten wurden ausgefochten, indem nun dieses Fußvolk aufeinander losstürmte und eine wilde Rauferei begann. Die adligen Ritter stürmten dann in dieses Getümmel hinein und beendeten es, unter anderem auch im Zweikampf mit den Rittern der Gegenseite.
Doch eines Tages passierte etwas. Das Fußvolk der Gegenseite stürmte nicht wild los, sondern rottete sich zu Haufen zusammen, um dem Ansturm zu begegnen. Diese Taktik des organisierten Zusammenrottens ging auf, da man so dem unorganisierten Fußvolk der Geegenseite erheblichen Schaden zufügen konnte. Später waren diese Haufen dann auch noch mit langen Spießen ausgestattet und konnten so den schwerfälligen Rittern der Gegenseite etwas entgegensetzen.
Mit diesem organisierten Kriegsvolk begann eine neue Ära des 'Kriegshandwerks'. Die Ära der professionellen Söldner. Die Vorläufer für diese extra bestellten und ausgebildeten Fußtruppen, waren die sogenannten schweizerischen Reisläufer. Dieser Taktik nahm man sich an und organisierte dann eigenes Kriegsvolk genauso. Daraus entstanden die Landsknechtstruppen. Die Stärke dieser Formationen war die Schlachtordnung. Um diese Ordnung zu etablieren und durchzusetzen bedurfte es der Organisation und der Ausbildung, bis hin zum letzten Knecht.

Der Kriegsherr und sein Stab

Der Obrist

Der Kriegsherr war ein erfahrener Krieger, meist aus dem Ritterstand, der von einem Landesherren oder einer Stadt beauftragt wurde. Dazu erhielt er den sogenannten Bestallungsbrief, auch Patent genannt. Er scharte dann Gefolgsleute um sich und stattete diese mit sogenannten Werbepatenten aus. Diese gingen dann los und warben Söldner an, die dann zu einem Regiment zusammengestellt wurden. Das Wort Regiment leitet sich vom latainischen ''regime'' ab, was so viel wie lenken bzw. beherrschen bedeutet.

Dieser Kriegsherr wurde so zum Obristen, also Obersten seines Regimentes. Er sorgte als eigentsändiger Unternehmer für finanzielle Mittel und deren Aufwendung, um ein Regiment aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten.

Der Obrist hatte um sich herum einen ''Staat'', bestehend aus einem Geistlichen (Feldkaplan), einem Arzt, einem Schreiber, einem Dolmetscher, seiner Leibwache, Dienern und den Regimetstrommlern und Pfeifern.

Zur Unterstützung hatte der Obrist einen Stab aus Spezialisten. Diese Spezialisten hatten jeweils ein Amt inne, latainisch 'officium', woraus später dann 'Offizier' wurde.

Der Pfennigmeister, später Zahlmeister

Dieser Spezialist verwaltete die Kriegskasse, sowie sämtliche Einnahmen und Ausgaben.

Der Quartiermeister

Dieser Spezialist kundschaftete und wählte den Lagerplatz aus. Außerdem sogte er für die geordnete Belegung des Quartiers.

Der Schultheiß oder Regimentsschulze, später (Regiments-)Adukteur

Dieser Spezialist war für die Rechtsprechung im Feldlager zuständig. Dabei standen ihm 12 gewählte Schöffen zur Seite.

Der Profoss

Diesem Spezialisten unterlag die Durchsetzung von Ordnung und Recht im Regiment.

Unterstützungsämter

Bei einer bestimmten Größe des Regimentes und wenn der Aufgabenbereich eines Amtsträgers eine gewisse Größe hatte, stand ihm ein Stellvertreter zu. Dieser wurde Leutinger genannt, nach dem latainischen ''Locumtenens'', was so viel wie Platzhalter heißt. So entstand der deutsche Begriff ''Leutnant''.

Der Hurenweibel

Diesem Spezialisten unterstand der Tross, also das gesamte Gefolge eines Regiments, welches sowohl für die Versorgung des Regimetes zuständig war, als auch aus dem begleitenden Volk bestand, wie Frauen und Kinder von Landsknechten etc.

Das Wort ''Hure'' kann durchaus wörtlich genommen werden, denn auch diese ''Professionellen'' waren im Gefolge eines Landsknechtsheeres durchaus üblich.

Das Wort 'Weibel' stammt vom althochdeutschen weibil bzw. weibon, was so viel heißt wie ''sich hin- und herbewegen''. Damit wurden untergeordnete Amtsträger bezeichnet, die sich eben hin- und herzubewegen hatten. Der Hurenweibel hatte, je nach Größe des Trosses, teilweise die selbe Besoldung wie ein Offizier, galt also demnach durchaus als solcher.

Der Feldweibel, oder ''Spieß''

Dieser hatte für die Einhaltung der Schlachtordnung zu sorgen und ferner den Innendienst zu koordinieren, also sozusagen als Vermittler zwischen den Offizieren, den untergeordneten Führern und den Landsknechten zu dienen. Zur Durchführung seiner Ordnungsaufgaben bediente sich der Feldweibel auch schoneinmal einer sogenannten Partisane, also einem langen Spieß, den auch der eine oder andere Knecht, wenn er aus der Schlachtordnung ausscherte, von hinten zu spüren bekam.

Weitere Ämter

Je nach Bedarf und Größe des Regimentes gab es weitere Ämter. So beispielsweise zum organisierten brandschatzen den Brandmeister. Zum Beschaffen von Futter, also ''Furage'', sogenannte ''Furagiere'', welche dann ''furagieren''. Für die Beschaffung von Lebensmitteln sogenannte ''Proviantmeister''. Zur Vollstreckung von Urteilen, sogenannte ''Scharfrichter'', ''Freimann'' oder ''Nachrichter'', der meist an einem roten Rock bzw. an einer roten Feder am Barrett zu erkennen war. Zum Verteilen der Beute, ein sogenannter ''Beutemeister''. Als Gehilfe für den Profoss, zur Verhinderung von Aufständen und zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Lager, gab es den sogenannten ''Rumormeister''.

Der ''Zapfenstreich''

Ab einer gewissen Zeit wurde im Feldlager Ruhe befohlen. Das hieß, dass ab dieser Zeit Tätigkeiten, wie beispielsweise das Trinken, einzustellen waren und sich allgemein zur Ruhe begeben wurde. Angezeigt wurde das dadurch, dass der Profoss oder ein Beauftragter durch das Lager gingen und mit einem Deuten auf den Zapfhahn, also mittels Keule oder Spieß denselben ''streichen'', den Knechten mitteilten diese Handlung einzustellen und sich zur Ruhe zu begeben. Daher wird dieser Zeitpunkt noch heute als ''Zapfenstreich'' bezeichnet.

Haufen, Fähnlein, Kompanie

Der Hauptmann

Während der Kriegsherr, also der Obrist, der Unternehmer war, der ein Regiment aufstellte und diesem vorstand, war der Hauptmann sozusagen ein 'Subunternehmer' der für die Aufstellung von sogenannten Haufen sorgte. Diese Haufen scharten sich um eine Fahne und wurden daher als Fähnlein bezeichnet. Später entwickelten sich daraus die gogenannten Kompanien, vom französischen ''Compagnie''. Unterteilt waren diese wiederum in sogenannte Rotten.

Dieser Hauptmann hatte, neben seinem Stellvertreter, dem Leutnant (s.o.), ebenfalls einen Stab, ähnlich dem des Obristen. Daneben gab es spezielle Ämter auch im Fähnlein.

Der Fähnrich

Dieser war sehr wichtig für die Schlachtordnung, denn um die Fahne versammelte sich der Haufen und diese Fahne diente dem Haufen zur Orientierung auf dem Schlachtfeld. Der Fähnrich hatte die Fahne nicht nur zu führen, sondern musste sie auch verteidigen, denn es war so, dass wenn die Fahne in gegnerische Hände fiel, sich die Schlachtordnung des Haufens auflöste. Daher wurden meist die Größten und Kräftigsten unter den Knechten als Fähnriche ausgewählt. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Fähnrich, neben dem Hauptmann, in der Schlacht der wichtigste Mann war.

Der Feldscher

Wie der Name schon vermuten läßt, war der Feldscher unter anderem für die Bartpflege der Knechte zuständig und wenn man einmal dabei ist, kann man auch gegebenenfalls schmerzende Zähne ziehen, Wunden versorgen etc. Dieser war also ganz allgemein für die körperliche Versorgung zuständig, hatte auch seine Gehilfen, woraus sich später das Sanitätspersonal entwickelte.

Die Gemeinämter

Ein Feldweibel war zuständig für die Aufrechterhaltung der Schlachtordnung und die Kommunikation zwischen den Offizieren und den Knechten, wie ich bereits erwähnte. Dieser wurde durch den Obristen oder den Hauptmann bestimmt. Die Knechte wählten untereinander dann die Weibel, die für die Weitergabe der Befehle zu sorgen hatten und die Haufen organisierten. Außerdem wurden in den Rotten die sogenannten Rottmeister gewählt.



Dies war nun ein kurzer Ausflug in die frühen Zeiten der Organisation des Heereswesens. In diesen Tagen wurden die Grundlagen geschaffen, nach denen auch heutige moderne Armeen organisiert sind. Viele der Begriffe, die man heute noch mit dem Militär verbindet, haben dort ihren Ursprung.