Sonntag, 17. August 2014

Kamikaze - Mach's gut kleiner Welpe, liebes Leben...


Kamikaze – Für die einen ein Symbol der Sinnlosigkeit des Krieges, für manche Symbol der Verzweiflung angesichts der Niederlage und für nicht wenige Symbol für den absoluten Opfermut im Angesicht des Todes. Ein Bild ging um die Welt, welches sehr junge Piloten zeigt, die ihr Leben, einen Tag nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, opferten – Hingabe bis zum Tod für Kaiser und Heimat. Wer war der Junge, der den kleinen Welpen hält?






Ein Foto, das 5 lächelnde junge Piloten mit einem kleinen Hundewelpen zeigt, wurde zur berühmesten Darstellung japanischer Kamikazeflieger des 2. Weltkrieges. Die jungen Piloten auf dem Bild waren Teil der 72. Shinbu-Staffel (Spezialangriffseinheit) der kaiserlich japanischen Armee, welche, am 27. Mai 1945, einen Angriff auf die US-Marine bei Okinawa flog. Der junge Pilot in der Mitte, der den kleinen Welpen hält, hieß Yukio ''Yuki'' Araki und war 17 Jahre und 2 Monate alt als er, einen Tag nachdem dieses Foto aufgenommen wurde, bei einem Kamikazeangriff sein Leben opferte.

Yuki wuchs auf in der kleinen Stadt Kiryu in der Präfektur Gunma. Als Kind liebte er Modellflugzeuge und gewann den ersten Preis in einem Wettbewerb, in dem er ein Modellflugzeug für die längste Zeit in der Luft hielt. Er meldete sich mit 15 Jahren freiwillig zu einem Trainingsprogramm der Armee, in welchem Jugendliche zu Piloten ausgebildet wurden. Im Sptember 1943 rückte Yuki zur 6 monatigen Grundausbildung im Tachiarai-Luftwaffenstützpunkt der kaiserlich japanischen Armee ein. Bei seinem Abschluss erhielt Yuki die höchste Auszeichnung für seine herausragenden Leistungen. Dannach wurde er versetzt in die Nähe des Stützpunktes Metabaru, für weiteres Flugtraining, und dann im Mai 1944 nach Pjöngjang (Korea) zum Training auf Mitsubishi Ki-51 Erdkampfflugzeugen.

Etwa Februar 1945 meldeten sich die Flieger von Yukis Einheit, der 23. Rensai Staffel in Pjöngjang, geschlossen freiwillig für Kamikazeeinsätze. Im März verlegte die Einheit zum Kakamigahara Luftwaffenstützpunkt, um ihre Maschinen für Kamikazeeinsätze umzurüsten. Dort wurde die Einheit dann in 72. Shinbu-Staffel umbenannt und Yuki nahm am 5. April die Gelegenheit zu einem letzten Besuch bei seiner Familie wahr. Obwohl die näheren militärischen Einzelheiten geheimgehalten wurden, ahnte Yukis älterer Bruder und wahrscheinlich auch seine Eltern, dass dieser Besuch wohl der letzte war. Er übergab seinen Eltern drei Briefe, die im Falle seines Todes geöffnet werden sollten, einen für seine Eltern, einen an seinen älteren Bruder und einen an seine 3 jüngeren Brüder. Nachdem Yuki zurückgekehrt war zu seiner Einheit, kam sein älterer Bruder allein zum Luftwaffenstützpunkt, um ihn ein letztes mal zu sehen.

Nach der Umrüstung der Ki-51 Flugzeuge kehrten die 12 jungen Männer der Staffel zurück nach Korea, um weitere Befehle abzuwarten. Am 21. April 1945 erhielten sie, wahrscheinlich aufgrund verworrener Umstände in der militärischen Führung, den Befehl nach Nanking in China zu verlegen. Wegen eines US-Anriffes, im Zuge dieser Verlegung, verlor ein Pilot sein Leben und ein weiterer wurde verletzt. Am 5. Mai erhielten sie den Befehl nach Metabaru, wo Yuki bereits zu Trainigszwecken stationiert war, zu verlegen. Nachdem die Maschinen in Pjöngjang gewartet wurden, erreichte die Staffel mit 10 Leuten am 17. Mai Metabaru und wartete auf weitere Befehle.

Am 25. Mai verlegte die 72. Shinbu-Staffel zum geheimen Bansei Luftwaffenstützpunkt, an der südlichen Spitze von Kyushu. Am 26. Mai machte ein Fotograf der Asahi Shimbun, einer großen japanischen Zeitung, das berühmte Foto von Yuki mit dem kleinen Hundewelpen und 4 seiner Staffelkameraden. In den frühen Morgenstunden des 27. Mai schrieb Yuki seinen letzten Brief an seine Familie, dannach startete die Staffel, wobei eine der Maschinen zurückkehren musste, wegen eines Motorschadens. Von den 9 Angehörigen der 72. Shinbu-Staffel, die Kurs auf Okinawa nahmen, waren 6 unter 20 Jahre alt.

Hier Yukis letzter Brief, vom 27. Mai 1945, an seine Familie:

Ich schreibe meinen letzten Brief und hoffe es geht Euch gut soweit.

Heute gehe ich auf eine glorreiche Mission und ich werde bestimmt großen Erfolg in der Schlacht haben. Ich warte auf den Tag, an dem wir uns wiedersehen in Kudankita, wenn die Kirschblüten blühen.

Bitte paßt auf Euch auf. Übermittelt bitte meine Grüße an meine jüngeren Brüder und an alle in der Nachbarschaft.

Sayonara

Kundankita ist ein Bezirk in Tokyo, in dessen Mitte der Yasukunischrein ist, welcher gewidmet ist denen, die ihr Leben opferten im Dienst für das Japanische Kaiserreich.

Hier der Inhalt einer Bleistiftnotiz an seine Eltern:

Lieber Vater, liebeMutter,

ich hoffe Euch Allen geht es gut.

Ich breche am 27. auf, an den Ort der entscheidenden Schlacht. Hiermit übersende ich ein paar Strähnen meiner Haare, abgeschnitten in der Nacht vor meinem Feindflug, sowie das Abzeichen der 72. Shinbun-Staffel, von meinem Fliegeranzug, den ich bis zum Ende tragen werde.

Bitte paßt auf Euch auf und bitte entschuldigt diese hastig geschriebene Notiz.

Yukio



Die 3 Briefe, die Yuki, bei seinem letzten Besuch am 5. April, bei seiner Familie ließ, sollten geöffnet werden im Falle seines Todes.

Hier der Brief an seine Eltern:

Lieber Vater, liebe Mutter,

ich hoffe Euch und meinen Brüdern geht es gut soweit.

Es wurde entschieden, dass ich als Teil der Tokkotai (Sepezialangriffstruppe) teilnehme an der Schlacht um Okinawa. Das hat mich tief bewegt und mein einziger Wunsch ist es, ein feindliches Schiff mit einem einzigen Schlag zu versenken.

Wenn ich zurückblicke, möchte ich mich entschuldigen dafür, dass ich nicht in irgendeiner Weise für Euch dagewesen bin in den letzten etwa 10 Jahren.

Durch die Lehren von verschiedenen Vorgesetzten seit meinem Eintritt in die Armee, widme ich nun mich selbst meinem Land, als Mitglied der Tokkotai. Bitte findet gefallen an Eurem Wunsch, für meine Loyalität gegenüber dem Kaiser sowie der Hingabe an die Eltern.

Ich fühle kein Bedauern und folge geradewegs meinem Pfad.

Ich bitte Euch meine drei jüngeren Brüder zu erziehen, dass sie unserem Land dienen können als edle Flieger. Meine aufrichtige Hoffnung ist auch, dass Ihr gut auf Euch acht gebt und Euer Bestes gebt an der Heimatfront.

Bitte übermittelt meine Grüße an alle Verwandten und die Nachbarn.

Sayonara,
Yukio Araki
72. Shinbu-Staffel

Diesen Brief richtete Yuki an seinen älteren Bruder Seiichi:

Lieber Bruder,

ich danke Dir für die lange Zeit, in der Du auf mich Acht gegeben hast. Ich gehe in den Tod ohne Reue und werde einen ernsthaften Treffer machen.

Ich entschuldige mich dafür, dass ich bis heute nicht die Gelegenheit hatte mich für Deine Güte zu revanchieren. Bitte sei erfreut, dass diese Versetzung an die Front mein Dank an Dich ist.

Heute, wo die Lage im Krieg immer ernster und ernster wird, ist es mir wichtig meinen jungen Körper in den Feind zu stürzen. Dieses Jahr trittst Du auch in das Militär ein und ich erwarte aufrichtig, dass Du Dich anstrengst mit harter Arbeit und hingebungsvollem Dienst im Militär.

Ich möchte Dich und unsere Eltern um etwas bitten. Achtet bitte auf die Ausbildung meiner drei jüngeren Brüderund das sie mir in der Zukunft als gute japanische Männer nachfolgen werden.

Auf das wir uns wiedersehen unter den Blüten von Kudankita.

Yukio

Den folgenden Brief schrieb Yuki an seine jüngeren Brüder:

Liebe Brüder, Yasuyoshi, Yoshio und Kunikatsu,

lernt sehr gut und esst reichlich. Zaudert nicht mit Lebensmittelrationen. Ihr werdet nicht wachsen, wenn ihr nicht esst. Tut bitte, was die Eltern Euch sagen, und werdet gute japanische Männer.

Gebt Euch nicht damit zufrieden wenig zu erreichen im Leben. Seid nicht stolz mit kleinen Erfolgen, tut Euer Bestes in Allem. Erinnert Euch an Toyotomi Hideyoshi. Schon seit langen Zeiten sind Fehler die Grundlage jeden Erfolges.

Euer älterer Bruder

Toyotomi Hideyoshi war japanischer Heerführer und Begründer der Tokugawadynaste der Shogune. Er stammte aus einfachen Verhältnissen. Im 16. Jahrhundert startete er einen erfolglosen Versuch der Eroberung von Korea und China.

(Übersetzung der Briefe aus dem Japanischen von Bill Gordon, 2005)
  
Quellen:

  
Yuki Died at 17 in a Kamikaze Attack (Yuki-wa Junanasai Tokko-de Shinda) Nonfiction (Poplar Publishing, 2004)

(May 8, 2005). Originally published in The Concord Review 7 (Fall 1996):175-209.

Naemura, Hichiro. 1993. Rikugun saigo no tokkou kichi: Bansei tokkoutaiin no isho to isatsu (Army's last special attack base: Last letters and photographs of Bansei special attack corps members). Osaka: Toho Shuppan.

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