(Bild: Berlin-Information 1969)
Seine
Bedeutung stellte der damalige sowjetische Stadtkommandant
Generalmajor A.G. Kotikow, auf der Einweihungsfeier, folgendermaßen dar:
Das soeben im Zentrum
Europas in Berlin eingeweihte Denkmal wird die Völker der Welt
ständig daran erinnern, wann, durch wen und um welchen Preis der
Sieg errungen, das sozialistische Vaterland sowie das Leben der
jetzigen und der kommenden Generationen der Menschheit gerettet
wurde. Dieses Denkmal im Zentrum Europas ist ein Zeuge der Größe
und der unüberwindlichen Kraft der Sowjetmacht, ihrer großen
Befreiungsmission. Es ist ein Symbol des Kampfes der Völker der
Welt, mit der Sowjetunion an der Spitze, für die souveränen Rechte
der Völker, für den Sozialismus und die Demokratie, gegen die
Sklaverei und die Willkür und gegen die finsteren Kräfte der
imperialistischen Reaktion und der Brandstifter eines neuen Krieges.
Mit diesen Worten wurde die
damalige sowjetische Sichtweise auf den Punkt gebracht, nicht
lediglich bezogen auf das Denkmal selbst, sondern allgemein auf das
Selbstbild der Sowjetunion. Der beginnende sogenannte „Kalte Krieg“
schimmerte bereits bedrohlich am Horizont...
Wie kam es zur Errichtung
des Ehrenmals? Von welchen Grundsätzen wurden die Erbauer geleitet?
Welche Aussagen verbinden sich mit dem Ensemble? Was ist davon heute
noch übrig und gültig? Wie sieht die Zukunft aus?
Die
Vorgeschichte
Die
Schlacht um Berlin war die
letzte bedeutende Schlacht des Zweiten Weltkrieges in Europa. Sie
dauerte vom 16. April bis zum 2. Mai 1945 und hatte die Besetzung
Berlins, der Hauptstadt des Deutschen Reiches, durch die Rote Armee
zur Folge, unter Beteiligung einiger polnischer Einheiten. Die Kämpfe
forderten Schätzungen zufolge über 170.000 Gefallene und über
500.000 verwundete Soldaten sowie den Tod mehrerer zehntausend
Zivilisten. Es existieren keine genauen Zahlen über die Verluste
beider Seiten.
Nach der Eroberung Berlins durch die Rote Armee im Mai 1945 hissen sowjetische Soldaten die Sowjetflagge am Balkon des Hotel Adlon in der Straße Unter den Linden.
(Bild:Bundesarchiv, Bild 183-R77767)
(Bild:Bundesarchiv, Bild 183-R77767)
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Georgi
Konstantinowitsch Schukow
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Iwan
Stepanowitsch Konjew
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Geführt
wurde der Angriff auf Berlin durch die Marschälle Schukow und
Konjew. Truppen der 1. Belorussischen Front Schukows hatten den Kampf
um Küstrin für sich entschieden und einen 44 Kilometer breiten und
bis zu 20 Kilometer tiefen Brückenkopf auf dem westlichen Oderufer
gebildet. Von hier aus sollte der Hauptstoß auf Berlin erfolgen. Man
hatte auf deutscher Seite sämtliche noch verfügbaren Reserven
zusammengezogen, um die Reichshauptstadt zu verteidigen. Die Flügel
von Schukows Front sollten Berlin im Norden und Süden umfassen. Die
1. Ukrainische Front Konjews, die ab Guben nach Süden aufschloss,
sollte dort die verteidigende deutsche 9. Armee nach dem Durchbruch
im Rücken umfassen. Durch Stalin wurde eine Trennungslinie zwischen
Schukows und Konjews Fronten angeordnet. Die Linie begann östlich
der Oder, kreuzte den Fluß und verlief geradeaus weiter. An einem
Punkt bei Lübben an der Spree, knapp 60 km südöstlich von Berlin,
brach diese Trennungslinie plötzlich ab. Stalin erklärte: „Wer
als erster bis dahin vordringt, der soll Berlin erobern.“ Am 3.
April 1945 wurde der Angriffstermin für den 16. April 1945
beschlossen.
Am 16. April beginnt der Angriff der an der Oder und Neiße stehenden 1. Belorussischen und 1. Ukrainischen Front zum Kampf um Berlin. Die sowjetischen Truppen erreichen am 21. April den äußeren Verteidigungsgürtel und schließen am 25. April die Stadt ein. Nach harten, verlustreichen Kämpfen kapitulieren die faschistischen Truppen der Berliner Garnison am Nachmittag des 2.Mai.
(Bild: Bundesarchiv, Bild 183-E0406-0022-012)
(Bild: Bundesarchiv, Bild 183-E0406-0022-012)
Der
Kampf in Berlin wurde erbittert geführt auf beiden Seiten. Die Kämpfe
zogen sich von Straßenzug zu Straßenzug, Haus zu Haus und Stockwerk
zu Stockwerk. Nach vorhergehenden Waffenstillstandsverhandlungen von
verschiedener Seite war der Befehlshaber, der in der Lage dazu war,
die Kampfhandlungen auf deutscher Seite einzustellen General
Weidling. Seinen Worten zu Folge hatte er den Befehl dazu bereits am
2. Mai um 6 Uhr morgens den ihm direkt unterstellten Truppen erteilt,
also dem LVI. Panzerkorps und angeschlossenen Einheiten. Er konnte
allerdings die allgemeine Einstellung der Kämpfe nicht garantieren,
da keine Verbindungen zu den einzelnen Einheiten bestanden. Der von
Weidling zur Erklärung der Kapitulation beauftragte Oberst von
Dufving traf bei Generaloberst Tschuikow, dem Kommandeur der 8.
Gardearmee der Roten Armee, auf eine zivile Delegation unter Führung
eines Herrn Fritsche, Ministerialrat im Propagandaministerium, der
anbot, im Rundfunk die Kapitulation Berlins zu verkünden. Während
dies noch verhandelt wurde, traf Weidling persönlich bei Tschuikow
in dessen Hauptquartier im Schulenburgring 2 in Tempelhof ein. Um
7:50 Uhr begann Weidling mit der Abfassung des Kapitulationsbefehls.
Es wurden Lautsprecherwagen mit je einem sowjetischen Offizier und
einem deutschen Offizier in die Stadt geschickt. Zur Vervielfältigung
sprach Weidling den Kapitulationsbefehl auf Band. Die Beendigung der
Feindseligkeiten war auf 13 Uhr festgelegt worden, aber es war wohl
eher 17 Uhr, als alle Kampfhandlungen in der Stadt eingestellt waren.
Der Reichstag in Berlin 1945
(Bild: No 5 Army Film & Photographic Unit.(GB) Hewitt -Sgt-)
(Bild: No 5 Army Film & Photographic Unit.(GB) Hewitt -Sgt-)
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Wassili
Iwanowitsch Tschuikow
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Helmuth
Weidling
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Die
„Schlacht um Berlin“ kann
sinnbildlich genommen werden für die Brutalität des gesamten
Krieges. Mit dem Volkssturm opferten sich noch tausende HJ-Jungen und
alte Männer in den letzten Wochen des Krieges. Deserteure oder
Zivilisten, die sich kritisch äußerten, wurden auch noch in den
letzten Tagen des Krieges erschossen. Auch auf sowjetischer Seite
wurden Tausende Soldaten geopfert, weil die Eroberung von Berlin so
bald wie möglich gefordert war, koste es was es wolle. Auch
teilweise bedingt, durch die Rivalität der Marschalle Schukow und
Konjew, im Wettlauf um die Eroberung Berlins.
Das
Deutsche Reich konnte in den letzten Kriegstagen nicht mehr von
Berlin aus regiert und verwaltet werden. Die Regierung übernahm
Großadmiral Dönitz, als Reichspräsident, ebenfalls am 2. Mai 1945
im Sonderbereich Flensburg-Mürwik. Er konnte im Grunde nur noch die
Verwaltung des Deutschen Reiches bis zur Kapitulation sicherstellen.
Aus Angst vor der Roten Armee und aus Verzweiflung kam es in den
letzten Tagen vor der Kapitulation zu vielen Selbstmorden.
Das zerstörte Berlin in einer englischen Luftbildaufnahme von 1947
Die
Führung der Roten Armee befürchtete, dass es in der Euphorie des
Sieges, gefördert durch Alkohol, zu Gewalttaten an der deutschen
Zivilbevölkerung kommen würde. Deshalb gab Marschall Rokossowski
einen Tagesbefehl heraus, nach dem Plünderern und Vergewaltigern das
Standrecht drohte. Obwohl sich auch andere Offiziere der Roten Armee
darum bemühten, derartige Vorfälle einzudämmen, kam es nach der
Einnahme von Berlin zu zahlreichen Plünderungen und
Vergewaltigungen. Wenn auch die meisten Soldaten der Roten Armee sich
nicht an Gewalttaten beteiligten, taten es doch eine ganze Menge und
die Mehrheit hatte andere Prioritäten, als den Schutz der
Zivilbevölkerung des besiegten Feindes. Inwieweit Rachegelüste,
Beutegier, archaische Prinzipien, Propaganda oder dergleichen als
Grundlage für solche Vorfälle heranzuziehen sind, sei einmal
dahingestellt. Die negativen Auswirkungen eines Krieges für die
Besiegten gehören letztlich zur Natur des Krieges. Irgendwelche
hehren internationalen Regeln sind lediglich ein intellektuelles
Feigenblatt, als Rechtfertigung für die äußerst dünne Schale der
Zivilisation, sofern sie überhaupt von den Kriegsparteien anerkannt
werden. Der Krieg indes hat seine eigenen Regeln, die wenig dazu
geeignet sind, im Menschen die „Segnungen“ der besten
„Errungenschaften der Zivilisation“ zu befördern.
Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski
Knapp
eine Woche nach der Einnahme Berlins trat am 8. Mai 1945 die
bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht mit der Unterschrift
von Generaloberst Alfred Jodl, der von Reichspräsident Dönitz zu
deren Unterzeichnung autorisiert worden war, in Kraft. Damit wurde
der Zweite Weltkrieg in Europa nach fast sechs Jahren beendet.
Die Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation durch Generaloberst Jodl in Reims
(PD-USGov-Military-Army)
(PD-USGov-Military-Army)
Die
bedingungslose Kapitulation der
deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, die zum Ende der
militärischen Feindseligkeiten der Alliierten gegen das Deutsche
Reich führte, wurde am 7. Mai 1945 im Obersten Hauptquartier der
Alliierten Expeditionsstreitkräfte in Reims unterzeichnet. Der
Reichssender Flensburg verkündete am 7. Mai um 12:45 Uhr zum ersten
Mal von deutscher Seite her das Ende des Zweiten Weltkrieges in
Europa. Die bedingungslose Kapitulation trat für alle Fronten am 8.
Mai um 23:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft. Da diese
militärische Kapitulation nicht von den Oberbefehlshabern der
einzelnen Teilstreitkräfte der deutschen Wehrmacht unterzeichnet
werden konnte, wurde anschließend ein weiteres Dokument
unterzeichnet, das die Ratifizierung dieser Kapitulation durch das
Oberkommando der Wehrmacht (OKW) sowie durch die Oberbefehlshaber von
Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine vorsah. Dies geschah rückwirkend
zum 8. Mai 1945, 23:01 Uhr MEZ durch Unterzeichnung einer weiteren
Kapitulationserklärung am 9. Mai um 0:16 Uhr im ehemaligen
Offizierskasino der Heerespionierschule in Berlin-Karlshorst, beim
Hauptquartier der sowjetischen 5.Armee. Da in der Sowjetunion die
Kapitulation erst nach diesem Akt bekanntgegeben wurde und bedingt
durch die Zeitverschiebung das Inkrafttreten der Kapitulation in
Moskau auf den 9. Mai fällt, werden in Russland bis heute die
Feierlichkeiten zum Ende des „Großen
Vaterländischen Krieges“ als „Tag des Sieges“ erst an
diesem Tag begangen.
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Das
sowjetische Hauptquartier in Berlin-Karlshorst, in dem die
bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte
unterzeichnet wurde, 1945.
(Bild:
Bundesarchiv, Bild 183-E0406-0022-029)
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Die
Ratifizierung der bedingungslosen Kapitulation durch
Generalfeldmarschall Keitel in Berlin-Karlshorst
(PD-USGov-Military-Army)
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Die
deutsche Staats- und Wehrmachtführung räumte also den alliierten
Siegermächten das Recht ein, alle politischen, militärischen und
gesellschaftlichen Angelegenheiten Deutschlands zu regeln. Um hierfür
eine Basis zu schaffen, schlossen die vier Hauptsiegermächte einen
Monat später ein Abkommen, das als „Berliner
Erklärung“ bekannt wurde und mit dem sie die oberste
Regierungsgewalt auf dem Gebiet des Deutschen Reiches in den Grenzen
von 1937 übernahmen. Die Kapitulation und die „Berliner Erklärung“
bildeten die Grundlage für den Viermächte-Status, aufgrund dessen
die Alliierten bis zum 3. Oktober 1990 für „Deutschland als
Ganzes“ formell verantwortlich blieben.
Deutschland, Juni 1945 Die Oberbefehlshaber der vier verbündeten Armeen trafen sich am 5. Juni 1945 in Berlin. Es wurden drei Dokumente bekanntgegeben: "Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands", "Feststellung über die Besatzungszonen" und "Feststellung über das Kontrollverfahren". Der britische Feldmarschall Bernard L. Montgomery (l.), US-General Dwight D. Eisenhower (2.v.l.) und der französische General Jean de Lattre de Tassigny (r.) bei Marschall der Sowjetunion Georgi K. Shukow in Berlin-Wendenschloß.
(Bild: Bundesarchiv, Bild 183-14059-0018)
(Bild: Bundesarchiv, Bild 183-14059-0018)
Nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden im Stadtgebiet von Berlin
sowjetische Ehrenmale angelegt. Sie sollten an die getöteten
Sowjetsoldaten erinnern, insbesondere an die, die bei der Eroberung
Berlins gefallen waren. Denkmalsetzungen,
die oft schlichten, provisorischen Charakter trugen, begleiteten die
vorrückenden sowjetischen Fronten bis nach Berlin. Schauplätze des
Krieges, Friedhöfe, Massengräber und Einzelgrabstätten wurden mit
Stelen, Schrifttafeln oder Obelisken versehen. Das zentrale
Ehrenmal war die Anlage im Treptower Park. Davor wurde das Ehrenmal
im Tiergarten errichtet und daneben das in der Schönholzer Heide
sowie eines im Schlosspark Buch (Pankow).
Der Standort
Der
Treptower Park wurde 1876–1888 nach Plänen des Städtischen
Gartendirektors und Lenné-Schülers Gustav Meyer auf einem Gelände
von 88,2 ha angelegt. Als „Volkspark“
sollte er offen sein für alle Bürger. Meyer legte 1864 einen ersten
Entwurf vor, der zwar von der Stadtverwaltung begrüßt, aber lange
Zeit nicht angenommen wurde. Erst 1875 konnte Meyer die ersten
Arbeiten beginnen lassen, wobei er festlegte, dass an allen äußeren
Punkten des Geländes die Arbeiten zugleich beginnen sollten. Er
verhinderte damit, dass die Stadtverwaltung angedachte Sparmaßnahmen
durchsetzen konnte. Ein Husarenstück, woran man erkennt, dass manche
Dinge sich leider und andere Dinge – dem Himmel sei dank – nie
ändern. Das Herzstück dieser Anlage sollte in seiner Mitte eine
große Spiel- und Sportwiese in Form eines Hippodroms darstellen, 250
Meter lang und 100 Meter breit. In der Nähe der Spielwiese legte
Meyer den künstlichen Karpfenteich an. Als zentrale Achse diente
die Puschkinallee, die als Straße mit mächtigen Platanen eine
beeindruckende Wirkung entfaltet. Meyer erlebte die Fertigstellung
nicht mehr. Er starb 1877, sodass sein Nachfolger als städtischer
Gartendirektor Hermann Mächtig die Arbeiten 1888 vollendete. Der
Treptower Park gliedert sich in große, sonnige Liegewiesen, die sich
abwechseln mit breiten, geschwungenen Wegen. Er gilt geradezu als
Schulbeispiel der landschaftlichen Gartengestaltung im Rahmen der
Lenné-Meyerschen Schule, wie sie im 1860 erschienenen „Lehrbuch
der schönen Gartenkunst“ dargelegt
wird.
Gustav-Meyer-Büste (von Albert Manthe), Berlin Treptower Park
(Bild: Georg Slickers 2005)
(Bild: Georg Slickers 2005)
Vom
1. Mai bis 15. Oktober 1896 fand im Treptower Park die Berliner
Gewerbeausstellung statt. Immer wieder war der Park Schauplatz großer
Demonstrationen. Gegen Ende des Kaiserreichs fanden hier vielerlei
Kundgebungen statt, die von der dämmernden Wendung in den
Machtverhältnissen zeugten. Teilweise versammelten sich dabei über
100.000 Menschen, was einen anderen Blick auf die Konzeption eines
„Volksparkes“ eröffnet, als sich diejenigen, die sie entwarfen
und genehmigten gedacht haben dürften.
Gewerbeausstellung 1896 im Treptower Park
Das
Herzstück des Treptower Parks, das Hippodrom, wurde nach dem zweiten
Weltkrieg als Standort für das zentrale sowjetische Ehrenmal
ausgewählt. Zur Gestaltung des Ehrenmals wurde von der sowjetischen
Kommandantur ein Wettbewerb ausgelobt. Der Beitrag von einem
sowjetischen Schöpferkollektiv setzte sich durch. Diesem gehörten
der Architekt Jakow B. Belopolski, der Bildhauer Jewgeni W.
Wutschetitsch, der Maler Alexander A. Gorpenko und die Ingenieurin
Sarra S. Walerius an. Der Architekt Belopolski schreibt 1950, dass
etwa vierzig Entwürfe, von ungefähr
fünfzig Bildhauern und Architekten eingereicht wurden, darunter auch
Deutsche. Die starke und überzeugende inhaltliche
Aussagekraft, die räumlich großzügig gegliederte Komposition sowie
eine äußerst gelungene organische Verbindung von Architektur,
Skulptur und landschaftlichen Gegebenheiten
sollen dabei das bestätigte Projekt ausgezeichnet haben. Ab Juni
1946 wurde das Projekt in die Tat umgesetzt und am 08. Mai 1949 fand
die Einweihung statt.
Jakow Borisowitsch Belopolski
(Bild: Архитектура и строительство Москвы)
(Bild: Архитектура и строительство Москвы)
Künstlerische
Überlegungen und Architektur
Die
Architekten und Künstler fanden für das, was sie ausdrücken
wollten keine Vorbilder oder Ausgangsideen in anderen Monumenten. Der
hergebrachte Begriff des „Denkmals“ sollte neu definiert werden –
auf eine höhere Stufe transferiert werden. So beschlossen sie, dass
sie neue Wege beschreiten müssen und nahmen dabei Anleihen am
Klassizismus nach Carlo Rossi, dem Gestalter großer Teile des
Stadtkerns Sankt Peterburgs. Diese wurden verschmolzen mit einem
„requiemartigen Charakter“,
indem der Kurgan, als Inbegriff
des traditionellen Rückgriffs auf die Geschichte der eigenen Heimat,
durch die Schöpfer der Anlage als Form genutzt wurde. Es
handelt sich beim Kurgan um das historische Motiv eines Hünengrabes
von asiatischen Steppenvölkern im Altertum. In
der sowjetischen Erinnerungskultur sollte sich, von Treptow
ausgehend, gerade der Kurgan zu einem zentralen Denkmalmotiv
entwickeln.
Die Arbeit
beherrschte, nach Aussage des Bildhauers Wutschetitsch, der Gedanke,
„dass sich das künftige Monument im Zentrum Europas
erheben wird, dass die Menschen aller Länder der Welt darauf blicken
und dass sie es unzweifelhaft als Beispiel sowjetischer Kunst
betrachten werden.“ Sie
„vermieden alles Pompöse und Künstliche“, die
Soldaten und Kommandeure sollten so dargestellt werden, „wie
sie wirklich waren: einfache, dem Volke verbundene Menschen“. Es
sollte „über das Gefühl tiefer Trauer das Bewusstsein
vom Triumph des Lebens dominieren“. Es
fällt auf, dass – trotz der Inszenierung des Sieges – in keinem
Detail der gesamten Anlage der besiegte Feind dargestellt wird. Keine
sich ergebenden deutschen Soldaten, Offiziere oder gefangene deutsche
Generale; keine Kolonnen verhungerter, ausgedörrter Gestalten, die
einst den Stolz des deutschen Militarismus darstellen sollten; keine
auf die sowjetischen Straßen geschmetterten deutschen Feldzeichen –
der Triumph über den Feind tritt hinter die Sache des Sieges.
Es
wurde oft angemerkt, dass man bei der Errichtung des Ehrenmals, trotz
der katastrophalen Wohnungsknappheit, Ressourcen und Kräfte gebunden
hat, die andernorts benötigt wurden. Dennoch meine ich, ist es
nachvollziehbar, dass die Sowjetmacht ein Zeichen setzen wollte, das
„im Zentrum Europas“ von
ihrer Größe kündet. Nicht zuletzt stellte der „Große
Vaterländische Krieg“ das
Ereignis dar, in welchem sich eben diese Sowjetmacht, die auch in der
eigenen Heimat vorher keineswegs unbestritten war, in der Welt als
Machtfaktor unbestritten manifestierte.
Der Große Vaterländische
Krieg von 1941 bis 1945 stellt seinem Ausmaß und seiner Bedeutung
nach etwas Unvergleichliches in der Weltgeschichte dar. Indem das
Sowjetvolk die Freiheit seiner Heimat verteidigte und den Faschismus
besiegte, vollbrachte es eine außerordentliche Heldentat für die
gesamte Menschheit. Im Großen Vaterländischen Krieg zeigten sich
mit ungewöhnlicher Kraft die hervorragenden Eigenschaften der
Sowjetarmee, einer Armee neuen Typs, einer Armee freier Völker eines
sozialistischen Landes, einer Armee, die im Geiste des proletarischen
Internationalismus erzogen ist, einer Armee, die für die höchsten
und edelsten Ideale der Menschheit kämpft.Jewgeni
Wiktorowitsch Wutschetitsch (1963)
Jewgeni Wiktorowitsch Wutschetitsch
Der
Mythos der „Armee neuen Typs“
sollte hier wohl in eine monumentale Form gesetzt werden, die diesen
zelebriert und dadurch gleichsam aus sich selbst erschafft. Nicht als
Inszenierung der Erinnerung, in Form eines Krieger- oder
Heldendenkmals, sondern als Siegesmonument – Der Sowjetsoldat als
Träger der Zukunft.
Der
Klassizismus in Verbindung mit Anleihen aus der Vorgeschichte des
Raumes, der die Wiege der Sowjetmacht darstellt, als monumentales
landschaftliches Ensemble, war keineswegs zufällig oder Zeichen
„künstlerischen Ausdrucks“.
Er reihte sich vielmehr ein in
den Ausdruck der Sowjetmacht selbst, wie sie sich selbst sah – wie
sie gesehen werden sollte. Das Kunst und insbesondere Architektur
Ausdruck der Macht sind, galt schon bei frühesten Zivilisationen und
gilt bis in die heutige Zeit.
Nun sollte man meinen, dass
eine Macht, die dazu angetreten ist, die Zukunft radikal neu zu
gestalten, dies auch in ihrer Architektur manifestiert. Dies tat man
in den Anfangsjahren dadurch, dass man den Konstruktivismus als
bestimmende Architektur in der Sowjetunion etablierte. Doch der
Konstruktivismus, mit seiner kalten und distanzierten Formsprache,
erschuf Gebäude, die ausgesehen haben wie Werkhallen oder als wären
sie selbst nicht ganz fertig. Doch in einer Zeit, in der Mangel das
Leben der Menschen beherrschte, konnte man die Machtbasis der Massen
damit nicht begeistern. Man erkannte das Bedürfnis der Menschen,
dass sie Erhabenheit brauchten, etwas wohin sie aufschauen konnten,
mit dem sie sich identifizieren konnten, das ihnen Hoffnung gab,
Hoffnung auf Besserung der Lebensumstände – Hoffnung durch die
Partei.
Anfang der dreißiger Jahre
begann man damit, sämtliche Künstler und somit auch Architekten auf
diese neue Linie einzuschwören. Man fasste alle „Schaffenden“ in
einheitlichen Verbänden zusammen. Die neue Linie besagte, dass man
konkrete Dinge konkret benennt, die Inhalte zur sozialistischen
Erziehung des Menschen aufbereitet und sich dazu der Anleihen aus der
nationalen Tradition bedient.
Auf dem ersten Kongress des
„Verbandes der Architekten der UdSSR“ im jahre 1937 war es Lasar
M. Kaganowitsch, der forderte, dass die Häuser nicht lediglich
funktional sein sollten, sondern auch schön. Kurz – das
Proletariat, als herrschende Klasse, sollte Paläste erhalten. In der
Architektur der Partei- und Machtzentralen hielt dies fortan Einzug.
Die Machtarchitektur der „Partei der Arbeiterklasse“
transportierte nun das Bild, welches die mächtigen Funktionäre vom
System darstellen wollten. Die Allmacht des Systems wurde
vergegenwärtigt. Der Einzelne sollte sich als Teil eines
heilsbringenden Ganzen verstehen, hinter dem Partial- und
Eigeninteressen zurückstehen sollten. Die Macht im Kollektiv
verkörperte sich in der Partei – Stalin war der große Baumeister
des Sozialismus.
Diese sozialistische
Baukunst nahm für sich in Anspruch, genau wie die Gesellschaftsform,
die sie repräsentierte, einen Höhepunkt der menschlichen
Entwicklung darzustellen, der alles Schöne und Wahrhaftige in sich
vereint. Dabei sollte die Überlegenheit auch dadurch zum Ausdruck
gebracht werden, dass Gebäude als künstlerische Gesamtkompositionen
geplant wurden, im Gegensatz zu gewinnorientiert geplanten und nur
oberflächlich mit Schmuckelementen verbrämten
„Spekulationsobjekten“ im Kapitalismus. Die Sowjetmacht stellte
sich dar, als legitimer Vollstrecker der Geschichte – aus der
Vergangenheit erhebt sich die Zukunft. Der Sozialismus und
schließlich der Kommunismus sollten als Krönung der menschlichen
Entwicklung begriffen werden. Daher wurde es als vollkommen legitim
angesehen, sich alle als wertvoll erachteten Errungenschaften der
Vergangenheit anzueignen und diese, im Zuge dessen, im eigenen Sinne
weiterzuentwickeln. Daher orientierte man sich nicht lediglich am
Klassischen und adaptierte es, sondern gestaltete es auch im eigenen
Sinne, um so zu einem eigenen neuen Stil zu gelangen.
Die
Anlage und ihre Aussage
Die Anlage wird beidseitig
von Magistralen begrenzt, der „Puschkinallee“ und der Straße „Am
Treptower Park“. Dabei ist die Anlage umsäumt von mächtigen alten
Platanen und somit abgegrenzt von der Umgebung. Wie Wutschetitsch es
in seinen Erinnerungen ausdrückte, „läßt man das
Großstadtleben hinter sich und steht völlig unter dem Eindruck des
Ehrenmals...“
Sowjetisches Ehrenmal Treptower Park
(Bild: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin)
(Bild: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin)
Die
Anlage selbst ist in drei Komplexe unterteilt. Den ersten
Komplex bilden zwei halbrunde Plätze, jeweils an den zwei
zuführenden Magistralen, mit mächtigen Zugangsportalen, die mit
stumpfwinklig zu den Magistralen führenden Aleen zum zweiten Komplex
führen. Der zweite Komplex ist ein kleiner Platz, auf dem die
Skulptur der „Mutter Heimat“ steht, am Schnittpunkt der
Hauptachse, sowie einer ansteigenden Allee, auf dieser Hauptachse,
die zum Eingang des eigentlichen „Ehrenhains“ führt. Dieser
Eingang wird gebildet durch zwei große Pylonen, in Form von
stilisierten Fahnen, vor denen jeweils eine Skulptur eines knienden
Soldaten angebracht sind. Der dritte Komplex, also der Hauptkomplex
oder der eigentliche Ehrenhain, umfasst das Parterre, die
„Sarkophage“ und die Hauptfigur auf dem Kurgan. Zur Anlage führt
Wutschetitsch, in musikalischen Metaphern, aus:
Die Komposition des
Ensembles, seine einzelnen räumlichen Komplexe, alle künstlerischen
Ausdrucksmittel tragen dazu bei, dass die Trauerakkorde, die den
Besucher empfangen, immer stärker anschwellen und sich zu einer
Hymne vom Triumph des Lebens steigern.
Gitter um das Ehrenmal
Der gesamte Gedenkfriedhof
ist von einem 3,5 m hohen und 900 m langen Bronzegitter umgeben. Man
kann die Anlage also nur durch eines der beiden mächtigen
Zugangsportale betreten oder verlassen, die als Rundbögen ausgeführt
sind und auf denen, wie bei allen Texten des Ensembles zweisprachig
ausgeführt, die Worte zu lesen sind:
Ewiger Ruhm den Helden,
die für die Freiheit und Unabhähngigkeit der sozialistischen Heimat
gefallen sind.
Eines der Zugangsportale
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
Durch die Zugangsportale
hindurch ist die Figur der „Mutter Heimat“ zu sehen und es führen
zwei Alleen zu ihr, die durch übermannhohe beschnittene Hecken
begrenzt werden.
Die Skulptur „Mutter
Heimat“ ist 2,5 m hoch und wurde aus einem 50 t Block hellgrauen
Granits herausgemeißelt. Sie ruht auf einem Sockel aus rotem
polierten Granit. Dargestellt wird eine ältere Frau, in einfacher
Kleidung, die linke Hand an die Brust gedrückt, hält das Ende eines
Umschlagtuches, während die rechte Hand auf eine Bank gestützt ist.
Das Antlitz der Mutter zeigt tiefe Trauer. Der Eindruck der Trauer
wird noch durch die im Halbrund hinter der Skulptur angeordneten
Hängebirken verstärkt. Dennoch zeigt die Skulptur in ihrer Trauer
eine Würde, deren Eindruck noch durch die, einer Krone gleich,
geflochtenen Haare unterstrichen wird. Wutschetitsch schreibt dazu:
Diese Statue soll nach
unserer Vorstellung die tiefe Trauer des Sowjetvolkes um seine besten
Söhne ausdrücken. Zugleich soll sie Sinnbild sein für das edle
Ziel und die Rechtmäßigkeit ihres Kampfes gegen die Kräfte des
Imperialismus und für die Freiheit der Völker. […]
Wir bemühten uns, im
geneigten Haupt, in dem edlen, einfachen Antlitz, in den knappen,
strengen Falten der Kleidung ihren Kummer und zugleich das
Bewusstsein von der Größe des Todes ihrer Söhne für hohe Ideale,
für den Sieg des Lebens über den Tod zum Ausdruck zu bringen. Wir
waren der Überzeugung, dass die Echtheit des in dieser Figur
dargestellten Gefühls sie jedem, der dorthin kommt, um die
gefallenen Helden zu ehren, besonders nahe bringen wird.
"Mutter Heimat"
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
Von
der Skulptur „Mutter Heimat“ führt eine Allee, an den Seiten
eingefasst von grünen Böschungen, Einfassungen der Rasenflächen
und vier Reihen Pappeln. Diese Allee gewinnt auf 100 Meter 3,5 Meter
an Höhe. Durch diese Steigung verlangsamt sich der Schritt und der
Besucher „schreitet“ dem Haupteingang zum „Ehrenhain“ zu.
Dieser Haupteingang wird gebildet durch zwei gewaltige, stilisierte
und gesenkte Fahnen aus rotem polierten Granit, mit 14 m Höhe und 25 m
Breite. Die Fahnen weisen strenge und schwere vertikale Falten auf,
die ihre Feierlichkeit unterstreichen. Auf den Fahnen befinden sich
eingemeißelte Inschriften, mit dem Wortlaut:
Ewiger Ruhm den Kämpfern
der Sowjetarmee, die ihr Leben hingegeben haben im Kampf für die
Befreiung der Menschheit von faschistischer Knechtschaft.
Allee zum Haupteingang
(Bild Andreas Schwarz 2015)
(Bild Andreas Schwarz 2015)
Vor
diesen Fahnen sind jeweils eine in Bronze gegossene 40 t Skulptur
eines Soldaten dargestellt, der in Trauer kniend verharrt, den Helm
abgenommen und die Waffe auf den Boden gestützt. Diese Skulpturen
sollen die verschiedenen Generationen von Soldaten symbolisieren, die
am Kampf teilgenommen haben, denn links kniet ein älterer erfahrener
Gardist und rechts ein junger Soldat. Diese Beiden stellen die
generationsübergreifenden Kampfgenossen der Gefallenen dar, die
diesen die letzte Ehre erweisen. Dazu führt Wutschetitsch aus:
Nach unserer Vorstellung
sollten die knienden Rotarmisten mit den gesenkten Fahnen ein
kompositorisches Ganzes bilden, welches das starke Gefühl der
Trauer, der Liebe, männlicher Strenge und erhabener Feierlichkeit
beim Gedenken an die Gefallenen zum Ausdruck bringt.
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Fahnenportal
und Skulpturen der kienden Soldaten
(Bilder:
Andreas Schwarz 2015)
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Durch
dieses gewaltige Portal des Haupteinganges gelangt man auf die obere
Terrasse, auf welcher sich unerwartet der Blick auf das zentrale
Parterre eröffnet und die zu beiden Seiten aufgereihten steinernen
„Sarkophage“ sowie dem Hauptmonument.
Zentralteil, mit Hauptmonument und "Sarkophagen" (seitlich)
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
Entgegen
ersten Entwürfen verzichtete man darauf, das Parterre über eine
zentrale Freitreppe direkt zugänglich zu machen. Stattdessen wurden
symmetrische Treppenanlagen seitlich der Hauptterrasse errichtet,
welche die Dramatik des Abstieges steigern, nachdem der Besucher zum
Verweilen und Überblicken aufgefordert war. Vor der Böschung
zum Parterre des Ensembles stehen zu beiden Seiten zwei Birken. Die
Pflanzflächen der Bäume sind durch einen starken Rahmen aus der
Plattenfläche herausgehoben. Die Birken wurden eigens aus dem Gebiet
von Smolensk herangeschafft und während der Bauarbeiten als
Großbäume eingepflanzt. Sie „erinnern“, laut
Wutschetitsch, „an unser fernes heimatliches Sowjetland.“
Hauptterrasse, im Vordergrund die Smolensker Birken
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
An
der unteren Terrasse zum Parterre steht ein großer Gedenkstein,
unter dem vier „Helden der Sowjetunion“ bestattet sind. Er trägt
die Aufschrift:
Die Heimat wird ihre
Helden nicht vergessen.
Gedenkstein
(Foto: Andreas Schwarz 2015)
(Foto: Andreas Schwarz 2015)
Im
Zentrum des Parterres befinden sich auf der Hauptachse fünf mit
Gras und kleinen Hecken begrünte Gräberfelder, in welchen
quadratische Granitplatten mit je einem Lorbeerkranz in der Mitte
ruhen. Die Felder sind von einem malerischen Mosaikteppich aus
Naturstein umgeben, auf welchem Lorbeerzweige auf rotem Untergrund
dargestellt werden. Der rote Untergrund harmomiert dabei mit dem Rot
der Fahnenpylonen. Auf beiden Seiten des Parteres verlaufen Alleen.
Sie sind mit gebrochenen Granitplatten gepflastert.
Von
den Fahnen bis zum Kurgan beiderseits des Parterres sind jeweils acht
„Sarkophage“ angeordnet. Die sich jeweils gegenüberliegenden
zwei Sarkophage stellen das gleiche dar. Die Sarkophage sind 3,5 m
hoch und fast 5 m lang und bestehen aus weißem Jurakalk. Sie ruhen
auf Granitsockeln und erheben sich dadurch etwas über das Niveau der
Alleen. An den Stirnseiten der Sarkophage, dem Zentrum des Ehrenhains
zugewandt, sind auf der linken Reihe in russischer, auf der rechten
in deutscher Sprache Worte J. W. Stalins eingemeißelt. Auf ihren
Seitenflächen, gut sichtbar auch aus größerer Entfernung, sind
Reliefs angebracht, die auf künstlerische Weise den Inhalt der Texte
wiedergeben. Jedes Relief hat eine Fläche von 12 m². Die
Darstellungen sind frei und ohne Umrandung ausgemeißelt. Die
maximale Tiefe der einzelnen plastischen Elemente in den Reliefs
beträgt bis zu 10 cm. Zu den „Sarkophagen“ schreibt
Wutschetitsch:
Um die gewaltige
historische Rolle der Sowjetarmee bei der Befreiung der Menschheit
von der drohenden Gefahr der Versklavung durch den Faschismus zu
verdeutlichen und unsere Armee als eine Armee neuen Typs, als
Befreiungsarmee, als Armee des Friedens, des Fortschritts und des
Humanismus zu zeigen, bemühten wir uns, den Verlauf des
Vaterländischen Krieges in konkreten Episoden darzustellen.
An der Stirnseite des ersten
„Sarkophages“ liest der Besucher folgende Worte:
Zwei Jahrzehnte schützte
die Rote Armee die friedliche Aufbauarbeit des Sowjetvolkes. Doch im
Juni 1941 überfiel Hitlerdeutschland wortbrüchig unser Land, indem
es in brutaler und niederträchtiger Weise den Nichtangriffspakt
verletzte, und die Rote Armee sah sich gezwungen, ins Feld zu ziehen,
um ihre Heimat zu verteidigen.
Der Betrachter sieht auf
den Reliefs Menschen, die in Bombardements umgekommen sind, eine
weinende Frau am zerstörten Herd und Trümmer. Hier kommen Gefühle
zum Ausdruck, die den Angreifer verwünschen.
Der zweite „Sarkophag“
trägt auf der Stirnseite die Inschrift:
Die Hitlerschen Schurken
... haben es sich zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung der Ukraine,
Bjelorußlands, des Baltikums, der Moldau, der Krim und des Kaukasus
zu versklaven oder auszurotten. Unser Ziel ist klar und edel. Wir
wollen unseren Sowjetboden befreien.
Auf den Reliefs sind
Schrecken und Folterungsszenen zu sehen. Außerdem wird der
Widerstand der Sowjetbürger, die in den Partisanenabteilungen gegen
den Feind kämpften dargestellt.
Das erste Relief dieses
„Sarkophages“ zeigt unter anderem ein Mädchen, das an einen
Pfahl gebunden ist. Auf dem zweiten Relief sieht man Partisanen in
dichten Wäldern.
An der Stirnseite des
dritten „Sarkophages“ stehen die Worte:
Die Erfolge der Roten
Armee wären unmöglich gewesen ohne die Unterstützung des Volkes,
ohne die aufopfernde Arbeit der Sowjetmenschen in den Betrieben, in
den Bergwerken und Kohlengruben, im Verkehrswesen und in der
Landwirtschaft.
Auf dem einen Relief dieses
„Sarkophages“, sind ein Arbeiter, eine Arbeiterin, eine
Kolchosbäuerin und ein Ingenieur dargestellt, die den Soldaten
Waffen überreichen. Auf dem anderen
Relief dieses Sarkophags vor dem Hintergrund des Denkmals für Kusma Minin
und Dmitri Posharski, das den Patriotismus des Volkes symbolisieren
soll, wird dargestellt wie Sowjetbürger dem Staat ihre Ersparnisse
und anderweitige Spenden zur Verfügung stellten.
Die Inschrift des vierten
„Sarkophages“ lautet:
Eine große
Befreiungsmission ist Euch übertragen worden. Möge Euch in diesem
Krieg das heldenmütige Vorbild Eurer großen Vorfahren beseelen -
Alexander Newskis, Dmitri Donskois, Kusma Minins, Dmitri Posharskis,
Alexander Suworows, Michael Kutusows! Möge Euch das siegreiche
Banner des großen Lenin Kraft verleihen!
Auf dem einen Relief dieses
„Sarkophages“ ist vor dem Hintergrund des Kreml und unter dem
Leninbanner eine Reihe von Soldaten dargestellt, die perspektivisch
in die Tiefe verkürzt wurde. Das zweite Relief zeigt den Eid der
Gardisten bei der Übergabe der Gardefahne, deren Saum der vor der
Front kniende Kommandeur küsst.
Der Text auf dem fünften
„Sarkophag“ lautet:
Die heldenhaften
Verteidiger von Moskau und Tula, von Odessa und Sewastopol, von
Leningrad und Stalingrad gaben Beispiele grenzenloser Tapferrkeit,
eiserner Disziplin, der Standhaftigkeit und der Kunst zu siegen. Nach
diesen Helden richtet sich unsere ganze Rote Armee.
Die Reliefs stellen die
Verteidigung der Städte und ihre Kämpfer dar.
Auf dem sechsten „Sarkophag“
steht:
Die Rote Armee hat ihr
edles und erhabenes Kriegsziel, das sie zu Heldentaten begeistert.
Dadurch ist eigentlich auch zu erklären, daß der Vaterländische
Krieg bei uns Tausende von Helden und Heldinnen hervorbringt, die
bereit sind, für die Freiheit ihrer Heimat in den Tod zu gehen.
Das eine Relief stellt einen Soldaten mit Handgranaten dar, der
sich unter einen herannahenden feindlichen Panzer wirft.
Wutschetitsch zu dieser Szene:
Gleich dem gebrochenen
jungen Baum endet auch das junge Leben des sowjetischen Patrioten.
Doch der Feind ist zum Stehen gebracht.
Auf dem anderen Relief ist ein
junger Soldat zu sehen, der mit seiner Brust eine Schießscharte
verdeckt.
Auf dem siebenten
„Sarkophag“ ist zu lesen:
Die in unserem Lande
verankerte Ideologie der Gleichberechtigung aller Rassen und
Nationen, die Ideologie der Völkerfreundschaft hat den vollen Sieg
über die hitlerfaschistische Ideologie des bestialischen
Nationalismus und Rassenhasses errungen.
Auf dem einen Relief ist zu
sehen, wie sich eine weinende alte Frau an die Brust eines
Sowjetsoldaten schmiegt; ein anderer Soldat beugt sich über ein
verwundetes Kind; ein Kavallerist hat einen kleinen Jungen auf den
Arm genommen; ein junger Mann (laut Wutschetitsch Tscheche) trägt
eine Fahne, die er den Befreiern entgegenstreckt.
Im letzten, dem achten
„Sarkophag“, auf einer Höhe mit dem Hauptmonument, ist folgendes
Zitat eingemeißelt:
Ewiger Ruhm den Helden,
die in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres
Heimatlandes gefallen sind.
Die Reliefs stellen die
Trauer des Volkes um seine Gefallenen dar.
Der
Hauptpunkt der Anlage, dem alle Gestaltungselemente als Dekoration zu
dienen scheinen, ist die Kolossalstatue des „Befreierkriegers“
(„Во́ин-освободи́тель“).
Ein Amphitheater und Baumpflanzungen dienen ihr als Hintergrund.
Wutschetitsch schreibt dazu:
Das gesamte Ensemble wird
gekrönt von der Komposition des Hauptmonuments, das aus dem Kurgan,
dem Sockel und der 13 Meter hohen Figur des Soldaten besteht. Der
Sowjetsoldat hält in der rechten Hand ein Schwert, mit dem er das
faschistische Hakenkreuz zerschlagen hat. Auf dem linken Arm trägt
er ein Kind - Symbol der Befreiung der Menschheit von der Gefahr
faschistischer Versklavung, Sinnbild der lichten Zukunft freier
Völker.
Als ein eigentümliches
Element sticht hier zunächst der Kurgan heraus, mit einem
Durchmesser von 62 m, auf dessen Spitze in 9,5 m Höhe sich der
Sockel der Figur befindet. Der Kurgan stellt eine künstliche
Anschüttung dar, die ein aufwendiges Fundament verbirgt und eine
Krypta aus Stahlbeton, in der 200 Gefallene bestattet sind.
Das Hauptmonument auf dem Kurgan, mit den Lorbeereinfassungen der "Gräberfelder" und den Natursteinplatten im Vordergrund
(Foto: Adreas Steinhoff 2005)
(Foto: Adreas Steinhoff 2005)
Über
eine Treppenanlage, deren Wangen zur Ablage von Blumen und Kränzen
abgestuft wurden, ist das Mausoleum erreichbar. Der Rundbau dient der
Skulptur als Postament, welches mit weißem Kalkstein verkleidet und
durch Reliefbänder verziert ist. Die gesamte Höhe des
Hauptmonuments beträgt 30 m.
In
ersten Entwürfen zum Monument soll der Bildhauer Wutschetitsch den
Soldaten mit einer Maschinenpistole in der Hand dargestellt haben,
aber Stalin höchstpersönlich soll ein Schwert als passender und
zeitloser empfunden haben. Immer wieder wurde und wird die Frage
erörtert, ob der Darstellung des „Befreierkriegers“ ein
konkretes Ereignis als ideelle Grundlage gedient hat. Dabei werden
oft Namen genannt, wie Trifon A. Lukjanowitsch, aus dem
Buch „Berlin 896km“ des sowjetischen Journalisten und
Schriftstellers Boris Polewoi, oder Nikolai
I. Massalow. Der Bildhauer Wutschetitsch hingegen hat
mehrfach bekräftigt, es sei ihm darum gegangen, dem Sieg des Lebens
und der Zukunft über Vernichtung und Barbarei, der Befreiungstat der
Sowjetunion sowie der Idee des sozialistischen Humanismus Ausdruck zu
verleihen. Ob
und inwiefern dem Künstler dabei einzelne Schicksale oder Personen
als Inspiration gedient haben, ist dabei unerheblich. Außerdem ist
eine gewisse Legendenbildung ein, zumindest teilweise, durchaus
gewollter Vorgang. Zur Figur selbst schreibt
Wutschetitsch in seinen Erinnerungen:
Die Skulptur des
sowjetischen Befreierkriegers bringt die Idee der großen
internationalen Befreiungsmission der Sowjetarmee im Kampf gegen den
Faschismus zum Ausdruck. Diese Skulptur bildet das
ideell-kompositorische Zentrum des gesamten Ensembles. Deshalb ist
ihr der Platz zugewiesen, von dem aus sie den gesamten Ehrenhain
dominiert und sich alle Elemente der räumlichen Komposition
unterordnet.
Im Postament, das aus zwei
aufeinander stehenden Kegelstümpfen gebildet wird, befindet sich ein
kleines Mausoleum. Durch ein Bronzegitter, gelangt man in das Innere
des Mausoleums. Der runde Gedenkraum hat eine Höhe von 6 m. Seine
Wände sind mit Mosaik ausgelegt und zeigen Vertreter verschiedener
Völker, die Fahnen senken und Lorbeerkränze zu Gräbern bringen.
Der Schöpfer dieses Mosaiks, bei dem 8000 verschiedene Farbtöne
verarbeitet sind, ist der Kunstmaler Alexander A. Gorpenko.
A. A. Gorpenko
Die kuppelförmige Decke
wird gekrönt von der Deckenbeleuchtung in Gestalt eines 2,5 m großen
Siegesordens aus Kristall und Rubinen. In der Mitte des Mausoleums,
auf einem niedrigen Sockel aus schwarzem Granit, lag einst in einer
vergoldeten Schatulle ein Ehrenbuch in dem Namen von hier bestatteten
Soldaten stehen.
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Der
Innenraum des Mausoleums, mit dem "Siegesorden und dem Mosaik
(Bilder:
Georg Slickers 2005 / ernstol 2014)
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Um die Kuppel stehen in
goldenen Buchstaben die Worte von J.W. Stalin:
Heute erkennen alle an,
daß das Sowjetvolk durch seinen aufopfernden Kampf die Zivilisation.
Europas vor den faschistischen Pogromhelden gerettet hat. Darin
besteht das große Verdienst des Sowjetvolkes vor der Geschichte der
Menschheit.
Ныне все признают,
что советский народ своей самоотверженной
борьбой спас цивилизацию Европы от
фашистских погромщиков. В этом великая
заслуга советского народа перед историей
человечества.
(J.W. Stalin in seiner
Rede zum 27. Jahrestag der Oktoberrevolution)
Vom Kurgan aus eröffnet
sich das Panorama des gesamten Ehrenmals, mit dem Blick auf die
gesenkten Fahnen am Eingang und auf die sich zwischen ihnen im
Hintergrund abzeichnende „Mutter Heimat“.
Blick vom Kurgan über die Anlage
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
Das Ehrenmal wird dann über
die Seitenalleen, vorbei an den Fahnenpylonen und der „Mutter
Heimat“, durch einen der Torbögen verlassen, auf deren Innenseite
die Worte stehen:
Eure großen Heldentaten
sind unsterblich. Euer Ruhm wird Jahrhunderte überleben. Die Heimat
wird Euch stets in Erinnerung behalten.
Torbogen beim Verlassen der Anlage
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
(Bild: Andreas Schwarz 2015)
Die skulpturalen
Pflanzendarstellungen und die Bepflanzung haben, über ihre
ästhetischen Qualitäten hinaus, einen ausdrücklichen symbolischen
Gehalt. In der Reliefkunst der Triumphbögen, im Mosaik und den
bronzenen Kränzen des Parterres findet sich Lorbeerlaub als
historisches Zeichen des Sieges. Auf ähnliche Weise kommt Eichenlaub
an den Triumphbögen und Bronzekränzen zur Darstellung, das
traditionell als Symbol der Unsterblichkeit und Dauerhaftigkeit
gedeutet wird. Von besonderer Bedeutung als Natursymbole sind die
beschriebenen Birken, die als pflanzliche Denkmale die sowjetische
Heimat in der Anlage versinnbildlichen sollen, wie die sibirischen
Nadelbäume hinter dem Hügel. Trauerbirken werden als Metaphern der
Trauer verstanden, während Pyramidenpappeln mit militärischen
Attributen gleichgesetzt werden.
Die großzügige Anwendung,
Auslegung und Neumodellierung traditioneller Vorbilder ist beim
„Ehrenmal“ in Treptow in großer Vielfalt anzutreffen. Das
Ensemble fand, wie beschrieben, als räumliche Gesamtkomposition kaum
historische Vorbilder, die Bestandteile vereinen jedoch im Einzelnen
verschiedene historische Vorbilder. Motive unterschiedlicher Herkunft
und Ikonographie wurden umgesetzt, variiert, mit einem neuen
Bedeutungshintergrund versehen und zu einem Arrangement
zusammengeführt. Triumphbogen, Mausoleum und Sarkophag – Antike;
Pylon und Kurgan – Altertum; Krypta – Romanik; Parterre –
Barock sowie Terrassensystem – italienische Renaissance sind
Beispiele jener Vereinnahmung und Weiterentwicklung historischer
Bild- und Formensprache, für die der sozialistische Klassizismus
steht. In einer kunstwissenschaftlichen Abhandlung des Jahres 1970
schrieb Volker Frank dazu:
Die Anlage in Treptow
zeigt, daß in der Denkmalskunst Bau- und Bildformen von weit
zurückreichendem Symbolgehalt besondere ikonographische Schwerkraft
gewinnen können.
Das Ehrenmal als
Soldatenfriedhof
Aus Unterlagen und
Lageplänen geht hervor, dass über 5000 Gefallene im Treptower Park
bestattet sind. Die fünf Rasenquadrate im Parterre des Ehrenhains
sind nur symbolisch als Grabmale gestaltet. Die Toten wurden am Rand,
hinter den „Sarkophagen“, zwischen den Platanen in Feldern von
jeweils 4,9 mal 3,5 m, und im Kurgan unter dem Hauptmonument
bestattet. Im Zentrum der Anlage, unter einem quadratischen
Granitsockel, wurden die vier „Helden der Sowjetunion“ Soldat der
Garde Wiktor A. Saschinow, Unterleutnant Boris S. Bytschkowski,
Leutnant Trofim N. Iwanow und Starschisergeant der Garde Boris M.
Knjasew bestattet.
Plan des Ehrenfriedhofs, südliche Seite, April 1946
Im erwähnten Ehrenbuch,
welches zunächst im Mausoleum unter dem Hauptmonument aufbewahrt
wurde, stehen die Namen von Gefallenen der Roten Armee, die hier
begraben wurden und sofern sie bekannt waren.
Ehrenbuch - "Namen der gefallenen Helden"
Der Tod des einzelnen
Soldaten tritt bei der Inszenierung dieses Ensembles in den
Hintergrund. Der einzelne Krieger ist nicht Individuum, sondern steht
stellvertretend für die Sache – den Sieg. Selbst dann, wenn es
einzelne Namen gibt und ein Gesicht dazu, endet die Möglichkeit der
persönlichen Beziehung mit dem Tod. Vielmehr steht die
Rekonstruktion eines persönlichen Schicksals stellvertretend für
ein gewaltiges Heer an Namenlosen, vereint im Opfer, welches sie zu
erbringen hatten. Den Lebenden zur Identifikation. Zeitlos und
geeignet Beständiges in der Veränderung zu entdecken. Die Idee der
Unsterblichkeit, im Sinne einer Sache, welcher große Ideale und
Werte entsprechen, von einer Menschwerdung des Menschen, wann auch
immer, sind genauso hohle wie allerdings auch zeitlose Phrasen, die
immer irgendwie innerlich ansprechen können.
Die vier "Helden der Sowjetunion", die unter dem zentralen Gedenkstein bestattet wurden
Frieda Holzapfel erzählt
darüber:
Als man im Jahre 1945
daranging, den für unsere Befreiung vom Hitlerfaschismus gefallenen
Sowjetsoldaten im Treptower Park eine würdige Gedenkstätte zu
errichten, gehörte auch ich zu den deutschen Frauen, die durch ihrer
Hände Arbeit den Grundstein dazu legten.
Unsere erste Aufgabe
bestand darin, die Sträucher und Bäume von dem für das Ehrenmal
vorgesehenen Gelände zu entfernen, damit wir mit dem Ausschachten
der Gemeinschaftsgräber beginnen konnten, die jeweils acht bis zehn
Särge mit den Überresten gefallener Sowjetsoldaten aufnehmen
sollten.
Es dauerte Wochen und
Monate. Dann rollten die ersten Autokolonnen mit ihrer traurigen Last
heran. Die Träger senkten die Särge in die von uns fertiggestellten
Gräber. Uns wollte der Anblick fast das Herz abdrücken. Eines Tages
waren, wie immer in jenen Wochen, wieder viele Särge mit den toten
Helden gebracht worden. Meine drei Arbeitskolleginnen sprangen rasch
zur Seite, um dem starken Verwesungsgeruch zu entgehen. Ich blieb am
Grabe stehen, ohne zu wissen, warum. Ich konnte einfach nicht von der
Stelle gehen. Tiefer Schmerz hatte mich befallen. Tränen stiegen mir
in die Augen. Ich mußte weinen, unaufhörlich weinen. Meine Gedanken
waren irgendwo bei einer russischen Mutter, deren Liebstes man zur
Stunde hier in deutsche Erde bettete.
Ich dachte an meinen Sohn
und an meinen Mann, die beide noch vermißt waren, und daran, daß
ihr Schicksal vielleicht ein ähnliches sei.
Da plötzlich löste sich
aus der Trägerkolonne ein junger Sowjetsoldat, streifte die
Gummihandschuhe ab und trat zu mir.
,Mutter, warum weinst
du?' sagte er in gebrochenem Deutsch. ,Weinen ist nicht gut!
Deutscher Kamerad schläft in Rußland, russischer Kamerad schläft
hier ... Egal, wo sie schlafen ... Hauptsache, daß Frieden bleibt
... Russische Mütter weinen auch. Krieg ist nicht gut für die
Menschen!' Ich konnte nicht antworten, meine Kehle war wie
zugeschnürt. Und wieder brachten sie Särge, immer mehr Särge ...
Wir waren noch bei der
Arbeit, als der junge Sowjetsoldat zurückkehrte und mir ein Päckchen
in den Arm drückte. ,Mutter, weine nicht mehr!' Damit drehte er sich
um und ging langsam in den Kreis seiner Kameraden zurück.
Da ich keine Zeit hatte,
das Päckchen gleich zu öffnen, legte ich es beiseite. Daheim
wickelte ich es auf. Ein halbes Kommißbrot und zwei große Birnen
kamen zum Vorschein, vielleicht die Tagesration dieses jungen, mir
unbekannt gebliebenen Sowjetsoldaten.
Zwei Jahre später holte
man mich von meinem Arbeitsplatz. Ich war dazu ausersehen, dem
sowjetischen Maler Gorpenko für die trauernde Mutter im
Mosaikgewölbe des Treptower Ehrenmals Modell zu stehen.
Die Bestattung der vier "Helden der Sowjetunion" 1947
(Im Hintergrund der Rohbau zum Postament und die Stahlbetonkostruktion der Krypta unter dem Kurgan)
(Im Hintergrund der Rohbau zum Postament und die Stahlbetonkostruktion der Krypta unter dem Kurgan)
Eine der Aussagen kann sein,
dass der Tod des Kriegers, unabhängig von vordergründigen
Gegebenheiten und politischen Wortspielen, ein internationaler ist.
Trotz der Gegensätze, vereint im Schicksal des Endes individueller
Möglichkeiten zur Gestaltung der Zukunft – dem Tod.
Die Ausführung der
Baumaßnahmen
Es erging der Befehl Nr.
139, des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration
(SMAD) und des Oberkommandierenden der Gruppe der Sowjetischen
Besatzungstruppen in Deutschland, Marschall der Sowjetunion W. D.
Sokolowski. In diesem Befehl wurde der Bau der sowjetischen
Ehrenfriedhöfe in Treptow und der Schönholzer Heide angeordnet. Mit
dem Befehl Nr. 166 am 4. Juni 1947 wurden die entsprechenden Entwürfe
zur Ausführung bestätigt.
Unter der Terasse des Haupteinganges links, die Namen der "Träger des Stalinpreises"
Wutschetitsch und Belopolski
Wutschetitsch und Belopolski
Die Bauleitung des Komplexes
oblag der Verwaltung für Verteidigungsbauten der sowjetischen
Streitkräfte, die einen „Sonderstab für Gedenkstättenbau“
bildete. Dessen Führung und damit die unmittelbare Bauleitung
übernahm der Ingenieur Grigori L. Krawzow, abgelöst im Mai 1948
durch W. G. Dubrowski. Die Autorenkontrolle, also die gestalterische
und künstlerische Leitung, lag beim „Schöpferkollektiv“. Als
Konsultant für ideologische Fragen wurde der Politoffizier Ivan
Paderin eingesetzt, dem sämtliche Texte des Ehrenmals zugeschrieben
werden. Die Urheberschaft der Texte ist indessen nicht vollständig
geklärt. Belopolski und Wutschetitsch beanspruchten ihrerseits, die
Zeilen als Nachdichtungen erfasst zu haben.
Der Architekt Belopolski
erinnert sich im Jahre 1950 an den Bau folgendermaßen:
Das Ensemble in
Berlin-Treptow entstand in rund zwei Jahren. Die sehr knappen
Bautermine und der Umstand, dass der Arbeitsentwurf erst während des
laufenden Bauprozesses vollendet wurde, erforderten eine besonders
enge und konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Künstlern und
Bauarbeitern. Sie garantierte, dass viele architektonische,
künstlerische und technische Probleme unmittelbar während des Baus
operativ gelöst wurden. Jede Forderung, die auf der Erhöhung der
Qualität des gesamten Baus sowie der Ausstattung gerichtet war, galt
den Bauarbeitern als Richtlinie. Zugleich berücksichtigten die
Schöpfer sorgfältig solche Vorschläge der Bauarbeiter, die der
Rationalisierung von Produktionsprozessen dienten.
Am Bau waren etwa 1.200
Arbeitskräfte beteiligt, darunter 200 Steinmetze und 90 Bildhauer.
Es wurden 30.000 m³ Erde bewegt und 20.000 m³ Beton vergossen.
Belopolski schrieb 1950, dass etwa 40.000 m³ Granit verbaut, etwa 10
km Kantenstein verlegt und zehntausende Sträucher und Büsche
gepflanzt wurden. Unter sowjetischer Leitung arbeiteten deutsche
Firmen am Ehrenmal, wie beispielsweise Philipp Holzmann, Grüner,
Bilfinger, Boswau & Knauer, die Vereinigten Werkstätten für
Mosaik und Glasmalerei August Wagner, die Baumschule L. Späth sowie
die Bildgießerei Seiler. Das Baumaterial wurde unter anderem
geliefert durch die Granit- und Syenit-Werke Kumpf & Co. Löbau,
das Granitwerk Arnsdorf sowie die Steinbrüche Häslich.
Man kann sich vorstellen,
dass es nicht einfach gewesen ist, zumal in diesen damaligen Zeiten,
einen solchen Bau in einer so knapp bemessenen Zeit fertigzustellen.
Die Arbeitskräfte kamen großteils von den privatwirtschaftlichen
Betrieben und durch die Vermittlung der Arbeitsämter.
Dementsprechend war auch die Arbeitsmoral einzuschätzen. Die
Fluktuation der Arbeitskräfte war in der Anfangszeit enorm hoch. Man
bemühte sich von sowjetischer Seite ein System zu schaffen, wo durch
materielle Stimulierung, also Sonderrationen in der
Nahrungsmittelzuteilung, Anpassung der Entlohnung und andere
Hilfestellungen, die Arbeitsmoral gehoben werden sollte. Die Arbeiter
erhielten unter anderem das begehrte „Kotikow-Paket“, das nach
dem damaligen Stadtkommandanten benannt war und zusätzliche
Verpflegung enthielt. Es wurden Betriebsräte gebildet und
Einrichtungen zur Kinderbetreuung geschaffen. Alles in Allem wurden,
für damalige Verhältnisse, in denen Sonderzuteilungen und
Sachprämien einen großen Anreiz darstellten, hervorragende
Arbeitsbedingungen geschaffen, um die Loyalität der Arbeitskräfte
sicherzustellen.
Zu den verwendeten
Materialien werden auch immer wieder Legenden skandiert, nach denen
beim sogenannten „Russendenkmal“ im Tiergarten, dem Treptower
Ehrenmal und dem in der Schönholzer Eiche Marmor verbaut wurde aus
der ehemaligen und vollständig geschliffenen Reichskanzlei. Der
Marmor als ganz besonderer Baustoff scheint ein gewisses Potenzial
für faszinierende Legenden zu bilden. Der vorherrschende Baustoff
der sowjetischen Ehrenmale und Friedhöfe ist allerdings Granit. Es
ist durchaus möglich, dass Kalkstein oder Granit der ehemaligen
Reichskanzlei an den Ehrenmalen oder Abbruchmaterial derselben in den
Fundamenten verbaut wurde, wie fast überall in Berlin möglich. Am
Ehrenmal in Treptow gibt es allerdings ein relativ unauffälliges
Baudetail, welches den Grundstein für diese Legendenbildung gelegt
haben könnte. Der Durchgang in das Mausoleum im Postament des
Hauptmonuments hat eine Leibung aus fleckigen rötlichen Platten, die
der Reichskanzlei entnommen sein könnten.
Der Naturstein, der zur
äußeren Verhüllung aufgewendet wurde, stammte zunächst auch aus
halbzerstörten Villen und Amtsgebäuden in Berlin. Im Bezug auf die
Reichkanzlei jedoch konnten etwaige damalige Hoffnungen nicht
betätigt werden, wie sich der Bauleiter Krawzow im Jahre 1978 im
„Sputnik“ (Nr. 6) erinnerte. Das Material, also unversehrte
Platten, reichte bei weitem nicht aus. Es wurde allerdings sehr wohl
Material verwendet, welches durch die nationalsozialistische Führung
in Deutschland Ende der 1930er und Anfang der 1940er Jahre
eingelagert wurde, unter anderem in einem Lager in der Nähe von
Fürstenberg an der Oder. Durch den Hinweis eines KZ-Häftlings sei
man auf dieses Lager gestoßen. Dieses Material, also Granit-Roh- und
Werkstein, war ursprünglich bestimmt für größere Bauvorhaben in
und um Berlin. Es wurde geordert von führenden Steinbetrieben, unter
anderem aus Skandinavien.
So gesehen kann man sagen,
dass der Sieg sich auf mehreren Ebenen manifestierte. Die
Materialien, die dem nun bedingungslos Unterlegenen zur Manifestation
der eigenen Größe dienen sollten, dienten nun der Inszenierung der
Siegermacht.
Der Granit wurde in Werken
vorgefertigt beziehungsweise großteils direkt auf dem Baugelände
bearbeitet, in speziell eingerichteten Werkstätten. Belopolski
schreibt dazu:
Unmittelbar auf dem
Baugelände befanden sich Werkstätten für die Bearbeitung des
Granits. Hier wurden Detailarbeiten für das Hauptmonument, die
Sarkophage, die Bänke, die Sockel der Umzäunung und anderes
ausgeführt. Zugleich passte man hier die aus dem Werk kommenden
Blöcke an oder ersetzte solche, die aus irgendwelchen Gründen den
Anforderungen nicht voll entsprachen. Das Ausmaß des Baugeländes
gestattete es, viele Arbeitsprozesse gleichzeitig voranzutreiben.
Der Gütertransport, von
Baumaterialien und Gerät, war gut organisiert. Dem kam die nahe
gelegene Eisenbahnlinie entgegen, an welcher ein Entladeplatz
eingerichtet wurde. Eine Schmalspurbahn transportierte die Güter
dann direkt zum Bauplatz.
Auf dem Baugelände waren
zwei Krane im Einsatz. Einer am Haupteingang, mit dessen Hilfe die
Terrasse und die Fahnenpylonen errichtet wurden. Der andere am
Hauptmonument, mit dessen Hilfe die allgemeinen Arbeiten für das
Hauptmonument und bei der Montage der 13 Meter hohen Bronzestatue
sowie auch die Bau- und Granitarbeiten an der Terrasse hinter dem
Hauptmonument ausgeführt wurden. Am Hauptmonument kam ein
sogenannter Derrick zum Einsatz, also ein speziell abgespannter und
sehr hoher Kran, zum Heben von schweren Lasten in große Höhen.
Damit der Wasserabfluss von
allen Punkten des terrassenförmig angelegten Komplexes
sichergestellt werden konnte, wurde ein spezielles
Entwässerungssystem angelegt, mit einer Pumpstation.
Nach den Erinnerungen
Belopolskis gestaltete sich die Errichtung des Hauptmonuments und des
Haupteinganges, mit den mächtigen Fahnenpylonen, am schwierigsten.
Verschiedene Probleme stellten sich den Erbauern hier. Beispielsweise
musste vor der Betonierung des durchgehenden Stahlbetonfundaments
unter dem Hauptmonument, wegen des hohen Grundwasserstandes, das
gesamte Wasser abgepumpt werden.
Unter allen Bauten und
Bordsteinen des Ensembles befindet sich ein spezielles Fundament.
Unter den Fahnenpylonen befindet sich, wie beim Hauptmonument, ein
durchgehendes Stahlbetonfundament. Die Terrassen des Haupteingangs
und die Fahnenpylonen sind mit Granit verkleidete
Stahlbetonkonstruktionen, bei welchen die Zwischenräume mit Erde
aufgeschüttet wurden, sofern sie nicht als Diensträume oder
Gerätekammern vorgesehen waren. Die Granitplatten wurden auf einer
Betonunterlage verlegt, die auf vorher verdichtetem und abgezogenem
Untergrund errichtet wurde.
Als die Fundamente und
Stahlbetonelemente fertiggestellt waren begann man mit den Arbeiten
am Granit. Dabei bereiteten die Verkleidungen der Fahnenpylonen
einige Probleme, Belopolski dazu:
Die Montage der
Fahnenverkleidung bereitete insofern einige Schwierigkeiten, als die
Blöcke der Falten in jeder vertikalen Bahn verschiedene Maße
hatten; somit verlangte diese Arbeit eine besondere Meisterschaft.
Deshalb wurden die Granitblöcke jeder Bahn noch im Werk vor dem
Abtransport mit der darüber befindlichen montiert und die
Anschlussstellen sorgfältig überprüft. Erst nach dieser Anpassung
schickte man die Blöcke der jeweils darunter liegenden Bahn auf den
Bauplatz.
Ähnlich ging man auch bei
der Verkleidung des Stahlbetonkerns vom Hauptmonument vor. Dieses ist
so konstruiert, dass das Gewicht der Bronzestatue auf den Kern
übertragen wird, dessen Fundament die Krypta aus Stahlbeton bildet,
die unter dem Kurgan angelegt wurde.
Die künstlerische
Feinabstimmung wurde während der Baumaßnahmen vorgenommen. Für die
Präzisierung einzelner Formen und Größen der architektonischen und
bildhauerischen Elemente wurden Gipsmodelle angefertigt. Für die
exakte Bestimmung von Formen und Maßen der einzelnen Elemente des
gesamten Ensembles sowie seiner einzelnen Anlagen, mussten vielfach
Modelle in natürlicher Größe gefertigt werden, zuweilen aus dem
dafür vorgesehenen Material. Der Architekt Belopolski schreibt dazu:
Für die richtige
Verbindung von Architektur und Skulptur des Hauptmonuments, für die
Ermittlung der Masse und der Proportionen des Sockels und der
Silhouette der Statue wurde beispielsweise ein Modell des Postaments
im Verhältnis 1:5 der natürlichen Größe gefertigt. Auf diesem
Postament wurde ein Modell der Skulptur im gleichen Maßstab
aufgebaut. Mit Hilfe dieses Modells konnte man die Neigung der
Skulptur, die Linie ihrer Vorderansicht genau bestimmen und richtig
zentrieren, wie auch die Maße und die Form des Piedestals im voraus
korrigieren. Um die Zeichnung des Mosaikpflasters festzulegen sowie
zur Präzisierung der Größe des Lorbeerblattes, seiner
perspektivischen Verkürzung und der Farbabstufung wurde ein
Mosaikfragment in natürlicher Größe aus weißen und roten Steinen
ausgelegt.[...]
In natürlicher Größe
wurde auch ein Modell des Mausoleums hergestellt. An den Wänden
befestigte man Karton mit der Zeichnung des künftigen Mosaiks.
Während der Arbeit am Modell konnten Fragen des Maßstabes und der
Komposition des Mosaiks, der Beleuchtung des Raumes usw. geklärt
werden.
Die bei der Arbeit am Ehrenmal gewonnene Erfahrung zeigte, dass eine solche Arbeit mit Modellen überaus nützlich und für einige architektonische und bildhauerische Arbeiten völlig unumgänglich war.
Die bei der Arbeit am Ehrenmal gewonnene Erfahrung zeigte, dass eine solche Arbeit mit Modellen überaus nützlich und für einige architektonische und bildhauerische Arbeiten völlig unumgänglich war.
Während die Bauarbeiten
recht zügig voranschritten, modellierten deutsche Bildhauer nach
Entwürfen und unter der unmittelbaren Leitung Wutschetitschs die
vorgesehenen Figuren in Originalgröße. Einige Räume und das
Hofgelände der Kaserne Am Treptower Park standen für den Bau des
Ehrenmals zur Verfügung. Im Kasernengebäude befanden sich
Verwaltungs- und Unterkunftsräume. Alle graphischen Arbeiten, auch
die für das Ehrenmal in der Schönholzer Heide, wurden im
Hauptgebäude der Kaserne in Treptow ausgeführt. In den auf dem
Hofgelände errichteten Hallen und Arbeitsschuppen entstanden die
Entwürfe für alle plastischen Elemente des Ehrenmals. Für jede
Steinsorte wurde ein besonderer Arbeitsraum eingerichtet. In einer
Ecke der Kaserne, an der Elsenstraße, war ein turmartiges Gebäude
errichtet worden. Die Hauptfigur, der „Befreierkrieger“, wurde
hier in seiner vollen Größe modelliert, nach einem 1,20 m Modell.
Auch die beiden vor den Fahnen knienden Soldaten entstanden in diesem
Raum zunächst in Ton. Mehrere Bildhauer aus Berlin und von außerhalb
waren mit diesen Arbeiten befasst. Der Künstler Wutschetitsch, hatte
stets ein wachsames Auge auf die Umsetzung seiner Idee. Die Staue der
„Mutter Heimat“ wurde ebenfalls in Ton zur Originalgröße
geformt.
Für die zahlreichen Reliefs
der Sarkophage waren zuerst gut ausgearbeitete kleinere Skizzen in
einer Größe von etwa 50 bis 60 cm angefertigt worden. Als dann die
Reliefs in einem geräumigen Gebäude auf dem Hofgelände an großen
Holztafeln in natürlicher Größe von 4,20 x 2,50 m angelegt und
ausmodelliert wurden, dienten die kleinen Reliefskizzen als
verbindliche Vorlage. Nachdem notwendige Korrekturen vorgenommen
wurden, gossen Gipsformer sämtliche Tonarbeiten und weitere
dekorative Ornamente in Gips.
Skizzen und die Arbeit an den "Sarkophagen"
Etwa im Herbst 1948 waren
die „Sarkophage“ fertig versetzt. Im Winter mussten die Reliefs
in Stein umgesetzt werden. Die damit verbundenen Probleme löste man,
indem man um jedes einzelne Objekt eine helle und geräumige Hütte
errichtete. Die Gipsmodelle, die aus Platzgründen geteilt wurden,
fanden ihren Platz jeweils an den Stirnseiten, wo die günstigsten
Lichtverhältnisse herrschten. An allen Sarkophagen kamen gemischte
Arbeitskollektive von Steinmetzen und Bildhauern zum Einsatz. Im
Frühjahr 1949 wurden die Hütten wieder abgerissen. Was das volle
Tageslicht dann an Mängeln aufzeigte, wurde nachgebessert.
Die Skulptur der „Mutter
Heimat“ wurde aus einem einzelnen Block gehauen. Nur musste ein
solcher Granitblock zunächst einmal beschafft werden. Der Steinblock
sollte in seiner Qualität und seinen Abmessungen den Vorstellungen
entsprechen, die sich der Künstler Wutschetitsch von der künftigen
Statue gemacht hatte. Man fand auf der Suche das Granitwerk Arnsdorf
in den Königshainer Bergen. Mit dem Anliegen, einen 50 Tonnen
schweren Granitblock für die vorgesehene Skulptur zu brechen, stieß
man dort auf Skepsis, da zu der Zeit der Betrieb des Arnsdorfer
Steinbruchs ruhte. Eines Tages rückte sowjetisches Militär an, mit
schwerem technischen Gerät, während andere bereits auf der
vorgesehenen Fahrtroute nach Berlin beschädigte Brücken
herrichteten und zusätzlich abstützten. Auf einem Spezialfahrzeug
traf der gewaltige Block im Jahre 1948 in Berlin-Treptow ein und
wurde mit Kranen auf eine vorbereitete Stelle abgesetzt, unmittelbar
neben dem heutigen Standort der ,,Mutter Heimat".
Im Herbst 1947 hatte
Wutschetitsch ein etwa achtzig Zentimeter großes Modell der
Hauptfigur fertiggestellt. Die auf einem Sockel stehende Skulptur
trägt in russischer Sprache die Unterschrift:
Befreierkrieger.
Bildhauer W. Wutschetitsch 1946.
Von dieser Urfassung musste
nun zunächst eine Zwischengröße hergestellt werden, die ein
Fünftel der Originalgestalt ausmachte. Hiervon sind verschiedene
Güsse vorhanden, einer davon als Denkmal in Berlin-Karlshorst.
Für die Skulptur des
„Befreierkriegers“ stand der sowjetische Fallschirmjäger Iwan S.
Odartschenko aus Tambow ein halbes Jahr Modell. Er ist auch auf dem
Wandbild im Gedenkraum zwei mal zu sehen, einmal als Soldat und
einmal als Arbeiter. Odartschenko stand in seiner Heimatstadt noch
für ein weiteres Veteranendenkmal Modell und verstarb im Jahre 2013
im Alter von 83 Jahren. Für das Kind auf dem Arm des
„Befreierkriegers“ war Swetlana Kotikowa die Vorlage. Sie war
Tochter des Kommandanten des sowjetischen Sektors von Berlin
Generalmajor Kotikow und wurde später als Schauspielerin bekannt.
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Iwan
Stepanowitsch Odartschenko
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Bei der Modellierung des
Hauptmonuments wurde zunächst aus etwa 20 Kubikmetern Holz ein
mächtiges stabiles Gerüst, von Zimmerleuten unter Anleitung der
Bildhauer errichtet. Innerhalb der nächsten Wochen wurden von
Kunststudenten ca. 40 Tonnen Ton angeworfen. Dann wurde darum herum
ein Holzgerüst gebaut, welches über mehrere Etagen verfügte.
Während der Ton ständig feucht und formbar gehalten wurde,
modellierten die Bildhauer arbeitsteilig die verschiedenen
Einzelheiten, wobei die Arbeitsaufteilung auch gemäß besonderer
Neigungen und Begabungen der Bildhauer vorgenommen wurde.
Als die Bildhauer ihre
Arbeit beendet hatten erstellten Kunstformer, mit etwa 20 Tonnen
Gips, ein Gipsmodell, welches im Dezember 1948 fertiggestellt wurde.
Eine deutsche Bronzegießerei sah sich außerstande, die Gussarbeiten
in der vorgesehenen Zeit fertigzustellen. Deshalb entschloss man sich
kurzfristig die Arbeiten in der Sowjetunion durchführen zu lassen.
Die Gipsplastik, die im bereits erwähnten eigens dafür gebauten
provisorischen Atelier, in der Kaserne am Treptower Park, auf einer
speziellen Drehscheibe stand, wurde in mehrere Ringe zerlegt und per
Tieflader zum Güterbahnhof transportiert, etwa am 23. oder 24.
Dezember des Jahres 1948. Die Gießerei im damaligen Leningrad
arbeitete hart und stellte, entgegen der Prognosen, die von einem
halben Jahr ausgingen, die Gussarbeiten in 7 Wochen fertig. Am 10.
April 1949 trafen die fertigen, in Bronze gegossenen und ziselierten
Ringe in Berlin ein und mit ihnen auch mehrere Spezialisten des
Leningrader Betriebes.
Auch um das Mausoleum wurde,
wie bei den „Sarkophagen, eine Bauhütte errichtet. Durch eine in
der Decke dieser Hütte belassene Öffnung wurden die Quader und der
Beton mit einem Kran hineingehoben. Auf Loren, die auf Gleisen
innerhalb dieser Hütte rings um das Mausoleum
liefen, wurde das
jeweilige Material an seinen Bestimmungsort befördert. Nachdem die
Arbeiten am
Mausoleum beendet waren und im Innern das
Mosaik
angebracht wurde, wurde ein 22 Tonnen schwerer Sockelring, auf dem
die Hauptfigur des „Befreierkriegers“ stehen sollte aufgesetzt.
Das Mosaik im Mausoleum
entstand, gemäß der Erinnerungen von Belopolski, folgendermaßen:
Die farbige Vorlage des
Mosaiks (in natürlicher Größe) wurde fotografiert. Das Foto
zerlegte man in einzelne Teile und numerierte sie. Danach wurden -
entsprechend dem farbigen Original - Mosaiksteinchen auf das Foto
gelegt. Auf das fertige Fragment klebte man dünnes Papier. In dieser
Form trafen die Mosaikblätter auf der Baustelle ein. Vor dem
Anbringen des Mosaiks wurden die Wände sorgflältig vorbereitet: Auf
die einzelnen Flächen kam zunächst eine Schicht Zementmörtel, auf
die die Blätter mit dem Mosaik aufgelegt wurden. Der Mörtel füllte
die Fugen zwischen den Steinchen aus und verband sich fest mit dem
Mosaik. Nach dem Aushärten des Mörtels wurde die Papierschicht, mit
der das Mosaik beklebt war, sorgfältig mit Wasser abgewaschen, und
die Ansichtsseite des Mosaiks trat deutlich hervor. Einige Mängel
konnten gleich korrigiert werden. Dieses Verfahren, eine Abart des
direkten Setzens, ist sehr zweckmäßig; es ermöglicht dem Künstler,
das Setzen entsprechend seinem Entwurf zu lenken. Außerdem können
alle Arbeiten zur Herstellung der Mosaikfläche im Werk ausgeführt
werden. Das ist ein großer Vorzug gegenüber dem oft praktizierten
umgekehrten Setzen, bei dem der Schöpfer faktisch auf gut Glück
arbeitet; denn er muss im Werk das Mosaik mit der Rückseite der
Steine zusammensetzen und empfindet so nicht die ganze Kraft der
Farbe und der Tönung des benutzten Materials.
Am Karfreitag, dem 15.April,
begann die Montage der Hauptfigur,
die am Ostermontag, dem 18.
April, abgeschlossen wurde. Aufgrund des Gutachtens eines Statikers
mussten acht weitere Stahltrossen
zur Sicherung des Standmastes
gespannt werden. Die
48 t schwere Figur des „Befreierkriegers“
setzt sich aus 6 Teilen zusammen: Sockelring, Fußteil,
Knieteil,
Mittelteil, Brustteil mit Kinderkopf,
Kopf des Soldaten. Die Montage
des Kopfes gestaltete sich schwierig, da der Ausleger des „Derricks“
nicht reichte
und dieser durch einen 6 Meter längeren ersetzt
werden musste. Nachdem die Teile aufeinandergesetzt waren,
wurden
sie von innen miteinander verankert. Für diese Arbeiten war im Guß
eine verschließbare Einstiegsklappe belassen worden.
Die Gußnähte
wurden mit Blei verdämmt und
künstlich patiniert. Als man endlich
fertig war, nivellierte man die Figur von der „Mutter Heimat“ aus
und stellte fest, dass der „Befreierkrieger“ etwas zu sehr nach
rechts blickte. Daher demontierte man die Figur wieder und
wiederholte das Prozedere. Was dann immer noch unstimmig war, konnte
schließlich hydraulisch so gedreht werden bis der Stand stimmte.
Die Einweihung
Bei der Einweihung des
Vorläufers im Berliner Tiergarten waren noch Ehrenformationen der
westlichen Alliierten zur Ehrenbezeugung aufmarschiert. Die
Einweihung des Treptower Ehrenmals stand dagegen bereits unter dem
Zeichen beginnender Konfrontation.
Man hatte, wie erwähnt,
einige Mühen aufzuwenden, um das Ehrenmal pünktlich zum Jahrestag
des Sieges fertigzustellen. Im Frühjahr 1949 fielen sodann die
letzten Gerüste und die gesamte Anlage wurde gründlich in
Augenschein genommen. Die kleineren Mängel wurden in kurzer Zeit
beseitigt. Dann erfolgte die Generalabnahme durch eine Kommission,
der unter anderem mehrere leitende Vertreter der SMAD angehörten.
Am 8. Mai 1949, dem vierten
Jahrestag des Sieges, fand die feierliche Einweihung statt. Bei der
Feier waren mehrere sowjetische Delegationen zugegen, unter ihnen
Abordnungen der SMAD, der Kommandanturen, die leitenden
künstlerischen und technischen Kollektive sowie eine große Anzahl
sowjetischer Soldaten, Offiziere und Generale, mit ihren Familien.
Von der deutschen Seite waren zugegen Vertreter des
Zentralsekretariats der SED, Mitglieder des Landesvorstandes der SED
von Groß-Berlin, eine Abordnung der FDJ, Vertreter der Deutschen
Wirtschaftskommission, eine Delegation des Magistrats von Berlin
sowie Abordnungen der Deutschen Verwaltung des Innern und der
Volkspolizei Berlin.
Zu Beginn der Feier nahmen
alle Anwesenden den großen Platz zwischen der Skulptur der „Mutter
Heimat“ und den Fahnenpylonen ein. Die Gefallenen wurden schweigend
geehrt, während eine sowjetische Kapelle den Trauermarsch von Chopin
spielte.
Auf der Einweihungsfeier
Der sowjetische
Stadtkommandant Generalmajor A.G. Kotikow ergriff dann als erster das
Wort. Er führte unter anderem aus, dass man an diesem Tage „an
den uns teuren Gräbern“ der Gefallenen gedenkt, die im Kampf
„für das Glück der Werktätigen in der ganzen Welt“ ihr
Leben ließen. Er strich auch die „tödliche Bedrohung“
heraus, die der „treubrüchige Überfall des faschistischen
Deutschlands“ auf die Sowjetunion „den ersten
sozialistischen Staat der Welt“, für das Leben des
sowjetischen Volkes und die gesamte Menschheit darstellte. Des
weiteren führte er aus, dass „die Gefahr“ der
„Versklavung friedliebender Völker“ nur beseitigt werden
und der Sieg errungen werden konnte, „weil bei der
Zerschmetterung Hitlerdeutschlands und des imperialistischen Japans
die entscheidende Rolle das heroische Sowjetvolk spielte, das für
den Sieg Blut und Leben, Freude und Glück seiner besten besten Söhne
und Töchter hingegeben hat“. Außerdem wies er in seinem
Redebeitrag darauf hin, dass Jahrhunderte vergehen werden, aber „die
großen Schlachten der sowjetischen Armee […] werden niemals aus
dem Gedächtnis der Völker schwinden“, denn das an diesem Tage
„im Zentrum Europas in Berlin eingeweihte Denkmal wird die
Völker daran erinnern, wann, durch wen und um welchen Preis der Sieg
errungen [...]“ wurde. Dabei wies er auch auf die führende
Rolle der Sowjetunion hin, beim Kampf der Völker der Welt, für den
Sozialismus und gegen die „finsteren Kräfte der
imperialistischen Reaktion und der Brandstifter eines neuen Krieges.“
Weitere Redebeiträge von sowjetischer Seite kamen von den Helden
der Sowjetunion Hauptmann Woronin und Starschisergeant Babuschkin
sowie dem Vertreter der SMAD Ussanow.
Generalmajor A.G. Kotokow während seiner Rede zur Einweihung
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Hauptmann
Woronin (links) und Starschisergeant Babuschkin (rechts) während
ihrer Reden zur Einweihung
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Auf der deutschen Seite
ergriff Otto Grotewohl das Wort. Er sprach der Sowjetarmee - „die
uns von der Geißel der Menschheit, dem Faschismus, befreit hat“
seinen Dank aus, für ihre Taten. „Wir neigen uns in Ehrfurcht
vor den Gefallenen der Sowjetarmee, die für diesen Kampf ihr Leben
ließen.“ Außerdem führte er aus, dass das Gelöbnis von
Millionen Proletariern in dieser Stunde lautet, „für
Demokratie, Frieden und Sozialismus zu kämpfen“ und die
deutschen Antifaschisten im Kampf gegen Faschismus sowie das enge
Zusammenleben mit der Sowjetunion niemals erlahmen werden.
Otto Grotewohl während seiner Rede zur Einweihung
Nach den Ansprachen und dem
Abspielen der Hymne der Sowjetunion begaben sich die Abordnungen auf
den Weg, auf dem die „ Trauerakkorde, die den Besucher
empfangen, immer stärker anschwellen und sich zu einer Hymne vom
Triumph des Lebens steigern.“ (Wutschetitsch) Es wurden Kränze
niedergelegt und der Toten gedacht, wie der Sache, für die sie ihr
Leben ließen.
Kranzniederlegung
Der langfristige Erhalt
und Maßnahmen dafür
Am 2. September 1949
übertrug die sowjetische Militärkommandantur dem Magistrat von
Groß-Berlin die Pflege und Unterhaltung des Ehrenmals. Der Magistrat
erhielt sechs Mappen mit Werkstattzeichnungen der Baukonstruktionen,
mit Zeichnungen über deren Verkleidungen sowie mit
Architektenzeichnungen, um eine sachgerechte Kontrolle der
Erhaltungsmaßnahmen gewährleisten zu können. Das Übergabeprotokoll
enthält im Anhang in 15 Punkten zusammengefasste Richtlinien zur
Unterhaltung der Anlage.
Außerdem wurde das schon
erwähnte Ehrenbuch übergeben, das zunächst im Mausoleum aufbewahrt
wurde. Es enthält Namen von hier bestatteten sowjetischen Soldaten
und Offizieren - „für Nachforschungen, die vielleicht in Zukunft
erforderlich sein könnten", heißt es im Übergabeprotokoll.
Dieser unbedeutend erscheinende Nebensatz im Übergabeprotokoll, ist
schon merkwürdig augurenhaft.
Somit oblag dem Bezirksamt
Treptow die Pflege des Ehrenmals. Aus einer Aktennotiz des
Denkmalpflegers Janus, vom 14. Juni 1951, geht beispielsweise hervor,
dass notwendige Reparaturen von Witterungsschäden eingeleitet wurden
und nach dem Einverständnis dafür durch die sowjetischen
Dienststellen ersucht wurde. Man erhielt bei der sowjetischen
Kontrollkommission die Antwort, dass die Unterhaltung und Pflege
deutschen Stellen übertragen wurde, welche somit befugt sind alle
notwendigen Maßnahmen durchzuführen, die sie verantworten können.
Dabei wurde die Frage gestellt: „Wen wollen Sie fragen, wenn wir
nicht mehr in Berlin sind?“ Diese nahezu prophetisch klingenden
Ausführungen endeten mit den Worten: „Tun Sie so, als wenn wir
nicht mehr hier wären, aber schützen Sie bitte das Ehrenmal gut.“
In der Zeit von 1968 bis
1974 erfolgte eine umfassende Rekonstruktion der baulichen Anlagen in
Treptow, die durch die Einbeziehung des Architekten Belopolski im
Sinne der ursprünglichen Konzeption vorgenommen wurde. Der heutige
Zustand entspricht demzufolge weitgehend dem Urzustand. Das Mausoleum
wurde mit neuen Kalksteinplatten verkleidet, während im Inneren eine
gründliche Überholung des tragenden Stahlgerüstes vorgenommen
wurde. Sämtliche Bauten erhielten im Bereich stark gegliederter
Oberflächen und der Kanten mit großem Versatz Abdeckungen aus
Kupfer- und Zinkblech. Bei der Wiederherstellung der „Sarkophage“
wurde eine neue Technologie angewandt: Die Baukörper wurden
ausgehöhlt und mit Lüftungsspalten versehen. Während früher Frost
und Wasser den mit Zement verfüllten Kalkstein schädigten, können
die Quader nun immer wieder austrocknen. Die neu verlegten
Gehwegplatten wurden gegen Bodenfeuchte isoliert, ebenso das
renovierte Mosaikpflaster um die Rasenquadrate im Zentrum der Anlage.
In den folgenden Jahren
sorgten der Magistrat der Hauptstadt der DDR, das Stadtgartenamt als
Rechtsträger sowie gesellschaftliche Organisationen und Betriebe für
die Pflege und Unterhaltung der Anlage.
Auch
nach dem Ende der DDR wird das Ehrenmal von der Stadt Berlin
gepflegt. Ebenso wurde im Oktober 2003 der
„Befreierkrieger“ in einer Werkstatt auf Rügen restauriert, mit
einem Schiff nach Berlin zurückgebracht und am 4. Mai 2004 wieder an
seinem Platz errichtet.
Die sowjetischen Ehrenmale
in Berlin sind für die Deutschen ein schwieriges Erbe ihrer eigenen
Geschichte, aber sie gehören längst zum Denkmalbestand Berlins.
Grundlage für den langfristigen Erhalt ist neben dem Berliner
Denkmalschutzgesetz vom 7. Mai 1995, das Gesetz über die Erhaltung
der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft von 1965 und
der Deutsch-Sowjetische Nachbarschaftsvertrag vom 9. November 1990
sowie das Abkommen vom 16. Dezember 1992 zwischen der Regierung der
Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen
Föderation über Kriegsgräberfürsorge.
Das Ehrenmal als Ort von
Massenaufmärschen
Immer wieder wurde das
Ehrenmal ein Ort des Aufmarsches in Form von Massenkundgebungen.
Nicht nur zu DDR-Zeiten kamen zu bestimmten Anlässen massenhaft
Menschen am Ehrenmal zusammen. Großzügige Maße von
Verkehrsflächen, die Schaffung von bühnenartigen Situationen oder
schließlich die Planung von bühnentechnischen Voraussetzungen,
lassen auf die Einbeziehung des Ablaufs von Massenzeremonien schon im
Entwurf schließen. Beim „Ehrenmal“ in Treptow wird bereits auf
den Sammelplätzen deutlich, dass sie nicht nur der emotionalen
Kontemplation vor Eintritt in das Ehrenmal dienen, sondern darüber
hinaus zur tatsächlichen Sammlung von Menschen. Alle Wegeflächen
besitzen Abmessungen, die deutlich über die Ansprüche
gelegentlicher Besucher hinausgehen. Die Terrassenanlage wie die
Treppe zum Mausoleum waren bei Großveranstaltungen als
Rednertribünen nutzbar, während sich das Publikum im großzügigen
Randbereich des Parterres versammeln konnte. Ein weiterer deutlicher
Hinweis darauf, dass Massenzeremonien bereits in den Entwurf
eingeflossen sind, besteht in der Anlage des Amphitheaters im
Hintergrund der Hauptfigur.
Sowjetische Gardesoldaten Ende der '60er Jahre
Ein
besonderes Ereignis stellte im Jahre 1985 der 40. Jahrestag des
Sieges dar, der mit einem Aufmarsch von 50.000 Mitgliedern der FDJ
und Pionierorganisation „Ersnt Thälmann“, flankiert von
Mitgliedern der Partei- und Staatsführung der DDR, einer
Regierungsdelegation aus der Sowjetunion, Veteranen des Krieges sowie
einer Delegation des Komsomol, in einem „Schwur der Jugend der DDR“
mündete. Durch ein Spalier von Fackeln und roten Bannern zog man
unter den Klängen von „Священная война“
in die Anlage ein. Nachdem das Glockenspiel des Kreml verstummt war
trat der Kriegsveteran Michail Werschinin an das Mikrofon und
bekräftigte seine innere Bewegung darüber, mit jungen Berlinern am
Hauptmonument der gefallenen sowjetischen Soldaten zu stehen und der
„Befreierkrieger“ - „...steht auch jetzt mit uns in einer
Front.“ Er sei für alle Menschen guten Willens ein „Symbol
der Gerechtigkeit unserer Sache, zum Symbol des Friedens und der
friedlichen Aufbauarbeit geworden.“
Fackelaufzug am 40. Jahrestag des Sieges
„Священная война“
"Schwur der Jugend"
In
der Zeit der politischen Wende in der DDR wurden am 28. Dezember 1989
die Steinsarkophage und der Sockel der Krypta mit antisowjetischen
Parolen beschmiert. Die SED-PDS veranstaltete daraufhin am 3. Januar
1990 eine Massendemonstration, an der sich 250.000 Bürger der DDR
beteiligten, damit knüpfte man an den weiterhin als positiv
empfundenen Antifaschismus an.
Als
im Jahre 1994 die russischen Truppen aus Deutschland abgezogen
wurden, fand das militärische Zeremoniell dazu am Ehrenmal in
Treptow statt. Nach einem Festakt im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt
waren am 31. August 1994 russische und deutsche Soldaten zum
gemeinsamen Totengedenken angetreten. Dabei gab es kurze Ansprachen
und Kranzniederlegungen durch Bundeskanzler Helmut Kohl und Präsident
Boris Jelzin.
Bundeskanzler Helmut Kohl und Russlands Präsident Boris Jelzin nehmen am 31. August 1994 in Berlin-Treptow die Abschiedsparade russischer und deutscher Truppen ab. (Foto: Barbara Klemm 1994)
Seit
dem Jahr 1995 findet alljährlich am 9.Mai eine Gedenkkundgebung am
Ehrenmal mit Blumen- und Kranzniederlegungen statt. Am 9. Mai 2015
besuchten mehrere tausend Menschen das Ehrenmal, um dem 70. Jahrestag
des Kriegsendes zu gedenken.
70. Jahrestag des Sieges 9. Mai 2015
(Foto: Kleiner Eisbär 2015)
(Foto: Kleiner Eisbär 2015)
Abschließendes
In den Ländern der
ehemaligen Sowjetunion ist die Aussage des Ensembles – als
sowjetisches Ehrenmal – immer noch lebendig: Der Sieg über die
„faschistische Barbarei“ zur Befreiung der Völker, die
von ihr be- und überfallen wurden. Man empfindet den
„Befreierkrieger“ als einen Bruder, der in fremden Gefilden auf
Wache steht, zusammen mit seinen gefallenen Kameraden, die in fremder
Erde ruhen. Er stellt ein Zeichen dafür dar, was passiert, wenn eine
fremde Macht es wagt das Schwert gegen seine Heimat zu erheben –
„Denn wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen.“
(Matt. 26:52)
Eine pseudoreligiöse, oder
besser parareligiöse, Verwendung sakraler Leitmotive, wie der
Totenmesse – dem „Requiem“, erscheint angesichts des
ideologischen Anspruchs der Sowjetunion zunächst befremdlich, ist
jedoch keineswegs ein Einzelfall. Es lassen sich so am Ehrenmal in
Treptow einige Gestaltungsmittel finden, die eine enge Bindung an
religiöse Bildsprache durchklingen lassen. So erinnert
beispielsweise der feierlich beleuchete Raum des Mausloleums mit
seinem Farbspiel an die Atmosphäre einer Kirche. Das Totengedenken
wandelt sich hier in ein rituelles Programm. In den Vordergrund des
liturgischen Ablaufs tritt die individuelle Prozession des Besuchers
– begleitet von den „Trauerakkorden“, die „immer stärker
zu einer gewaltigen Hymne anwachsen, die vom Triumph des Lebens
kündet“. Der „Erlebnisweg“ bestimmte auch die
Massenveranstaltungen erheblich. Die Triumphbögen markieren den
Eintritt in den äußeren, die Pylone, ganz nach ihrer Bedeutung im
Altertum, den Eintritt in den inneren Weihebezirk. Der
Durchschreitende betritt jeweils eine andere, vom Alltagsleben
distanzierte Welt. Besondere Bedeutung wurde in diesem Zusammenhang
der Gestaltung der Wege beigemessen. Der Weg verläuft im ersten Teil
eben, er erfährt durch den Anstieg im zweiten Komplex eine
vorbereitende Dramatisierung – birgt die Aufforderung zur
Prozession, der siegreichen Hauptfigur entgegen. Die Statue des
„Befreierkriegers“, nicht zufällig in südöstlicher Richtung
platziert, setzt sich als dunkle Silhouette vor dem Hintergrund des
Himmels ab.
Mehr als über den Anlass
ihrer Entstehung geben die Ehrenmale und Friedhöfe von den
gesellschaftlichen Verhältnissen Auskunft, die ihren Bau bewirkt und
beeinflusst haben. In der Dialektik der Zeit, in welcher das Ehrenmal
in Treptow errichtet wurde und in welcher die Konfrontation zwischen
zwei sich gegenüberstehenden Systemen – hochgerüsteten
Militärblöcken – bereits offensichtlich wurde, war der „Kampf
für den Frieden“ mehr als nur eine hohle Phrase, die sich zu
widersprechen – ja gegenseitig aufzuheben – scheint. Denn wie
Rousseau ausführt, betritt man schon mit der Geburt die Arena und
verlässt sie erst im Tode. Wenn Frieden hingegen als Abwesenheit
institutionalisierter Schlachterei verstanden werden kann, ist dies
ein Kampf den die Menschen noch lange werden führen müssen. Denn zu
schnell vergessen die Menschen, wie Kriege entstehen sowie die Qualen
und das Leid den Kriege über sie bringen – trotz oder gerade wegen
der institutionell-religionshaften Inszenierung des Gedenkens. Zu
bequem scheint es, den persönlichen Kampf in der Arena des Lebens, vor
allem auf geistiger Ebene, ruhen zu lassen und sich treibend führen
zu lassen, um im Widerstreit von Interessen, die mit den eigentlich
eigenen nichts zu tun haben, zwischen die Mühlsteine zu geraten. Zu
stark sind die Interessen der Interessierten und zu schwach ist der
Wille des Einzelnen nach Autonomie und individueller Souveränität,
so dass er sich, sehnend nach der inneren Sicherheit, die eine ebenso
gefährliche Illusion ist wie der Heldentod, verführt führen lässt.
Und wieder ziehen die Wolken auf und werfen zukünftige Ereignisse
dunkle Schatten voraus... Wie wird wohl das nächste „Mal“
aussehen?
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